Simon Czapla: „Der Affe ist ein Sinnbild“

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Bild: Simon Czapla

Gelernt hat dieser junge Meister seine Kunst unter anderem an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, ausgezeichnet wurde er beispielsweise mit dem „Förderpreis der Stadt Konstanz“ – dort entdeckten wir den Maler auch.

Märchen scheinen bei deiner Kunst durchaus Thema zu sein, oder?

Märchen haben mich seit meiner Kindheit begleitet – vor allem deren Symboliken. Besonders in der aktuellen Serie „Spieglein, Spieglein“ hatte ich die Märchen der Gebrüder Grimm als inspirative Vorlage und habe diese in die Jetztzeit gebracht.

Was fasziniert dich an Märchen?

Diese zwischenmenschlichen Abgründe, das Morbide, das Brutale. Die Originalfassungen sind oft wesentlich düsterer als die heutigen kinderfreundlichen Fassungen oder gar unsere Erinnerungen an die Originale. Mich hat das Fantastische immer schon interessiert, aber auch die gesellschaftlichen Bezüge zum Hier und Jetzt. Immerhin lebe ich in dieser Zeit und möchte ihr auch eine Art Spiegel vorsetzen.  

Wie realistisch muss deine Kunst sein? Wie surreal?

Bild: Simon Czapla

Ich würde meine Bilder als „Fantastischen Hyperrealismus“ kategorisieren. Mit Fotorealismus hat meine Kunst recht wenig zu tun. Ich verschiebe und verdrehe das Rollenbild, zum Beispiel mit Tiermotiven, die bei mir zu Ikonen werden. Der Affe ist dann ein Sinnbild für den unverdorbenen Menschen – er ist ja auch sehr nah mit uns verwandt. Um Inhalte in meiner Kunst zu transportieren, sind Tiere für mich die idealen Motive. Ähnlich wie in Metaphern lassen sich Tiere gut auf menschliche Verhaltensmuster adaptieren.

Welches deiner bisherigen Werke würdest du als dein wichtigstes bezeichnen?

Jedes meiner Werke steht für sich, und das nächste entwickelt sich immer aus dem vorhergehenden. Sie repräsentieren aber auch mich und spiegeln persönliche Erfahrungen und Eindrücke wieder: Dinge, die mich im Alltag beschäftigen – Musik, Politik, Gesellschaft, Liebe etc.

Wer oder was inspiriert dich?

Alles. Dieses große Interesse an Dingen, an Figuren, an Formen, an Farben ist wie ein Fundus, aus dem ich schöpfe ... quasi alles, was mich umgibt. Aus diesem Bildgedächtnis entstehen dann meine Kompositionen. Ich habe kein Konzept beim Malen, mein Ansatz ist emotional – und intellektuell.  

Du bist unlängst nach Berlin gezogen, warum?

Bereits zum zweiten Mal, ja. Ich habe schon vor einigen Jahren kurz in Berlin gelebt, in Neukölln. Jetzt lebe ich in Berlin-Mitte, also nicht mehr inmitten eines sogenannten Brennpunktes, sondern in einer scheinbar „ruhigen und heilen Welt“. Mal sehen, wie mich diese Kluft inspiriert. Das wird sich in den nächsten Werkreihen niederschlagen. Vielleicht male ich in dieser heilen Umgebung auch viel morbidere Dinge!

*Interview: Michael Rädel

www.simonczapla.com  

Bild: Simon Czapla

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