Horst L. Schuster im Interview

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Er operiert Patienten und gestaltet Gesundheitspolitik. Der Arzt ist aber auch ein wirklich begnadeter Maler. Erst Ende November war Horst L. Schusters Kunst bei „Strahlkraft“ in der Philharmonie zu sehen (www.strahlkraft.info). Trotz seines übervollen Terminkalenders fand der musische Berliner Zeit für ein Interview.

DU BIST ARZT, WELCHES FACHGEBIET?

Ich bin Chirurg, Facharzt für Plastische und Wiederherstellungschirurgie. Jetzt arbeite ich aber nicht mehr in der Klinik, sondern in der Gesundheitspolitik. Ich bin so eine „Mischung“ aus Lobbyist und Fachberater. Direkt mit Patienten habe ich nur noch im Urlaub zu tun, wenn ich für ein Hilfsprojekt nach Südamerika fliege: Vor fünf Jahren habe ich zusammen mit Freunden unter dem Dach von Interplast – ähnlich „Ärzte ohne Grenzen“ – ein Projekt ins Leben gerufen, in dem wir kostenlose Operationen anbieten. Wir arbeiten in Paraguay und operieren dort Indios mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten und Verbrennungsnarben (Facebook: Interplast Berlin). Verbrennungen bei Kindern sind dort sehr, sehr verbreitet, das liegt an den offenen Feuern in den Hütten. Die Kinder spielen und es kommt zu Unfällen. Narbengewebe zieht sich beim Heilen zusammen, dadurch kommt es zu Verwachsungen und Verkrüppelungen.

Bild: Horst L. Schuster

WIE FINANZIERT IHR EUCH?

Wir leben von Spenden. Unsere Flüge müssen bezahlt werden, dafür sammeln wir Geld. Die Hotels in Paraguay werden uns gestellt von Sponsoren vor Ort. Verdienen tun wir nicht daran, wir arbeiten dort ehrenamtlich.

WIE LANGE BIST DU IN PARAGUAY?

Jedes Jahr zwei Wochen am Stück. Wir operieren dort bis zu sechzig Leute an diesen 14 Tagen ...

DU HATTEST NIE EIN PROBLEM DAMIT, MENSCHEN AUFZUSCHNEIDEN?

Nein, ich bin mit dieser „akademischen Distanz“ beim Blick auf das Leben früh vertraut gemacht worden. Meine Eltern sind auch Mediziner. 

STÖREN DICH DIE GANZEN ARZT-KLISCHEES?

Die kenne ich gar nicht, da ich kein Fernsehen schaue! (lacht)

DU BIST ABER AUCH MALER. WANN FINDEST DU ZEIT DAFÜR?

Ich male richtig viel im Urlaub. Nach den zwei Wochen Arbeit in Paraguay mache ich zwei Wochen Urlaub, meist in Brasilien. Reisen sind sehr ergiebig zum Malen. Und durch meinen beruflichen Wechsel von der Klinik in die Gesundheitspolitik habe ich jetzt generell mehr Zeit für die Kunst.

MALST DU BESONDERS GERNE TIERE?

Ich male sie sehr gerne, aber auch Landschaften und Menschen. Dass hier in meinem Büro diese Tier-Aquarelle hängen, ist Zufall. Menschen male ich lieber in Öl.

WIE NUTZT DU BERLIN? EHER TAGS ODER ABENDS?

Tagsüber. Ich gehe gerne in Museen und besuche Ausstellungen. Die Szene nutze ich selten, und wenn, dann das Berghain – in Schöneberg bin ich sehr selten.

WO LEBST DU IN BERLIN?

Geboren bin ich im Friedrichshain, aber leben tue ich nun in Neukölln. Es ist einer der entspanntesten Bezirke der Stadt! Für mich zumindest ... Wenn man im Prenzlauer Berg mal mit dem Rad auf dem Gehweg fährt, kann es durchaus sein, dass sich ein Passant absichtlich in den Weg stellt, um dich zu ermahnen. In Neukölln würde das nie passieren! (grinst)

 *Interview: Michael Rädel  

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