Simon Martinelli im Lockdown-Interview

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Foto: www.martinelliphoto.com

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Seine Kunst und Ästhetik begegnen dir häufiger, als du denkst, nicht nur bei den Print- und Online-Angeboten der blu Mediengruppe wie männer* oder hinnerk und blu. Simon Martinelli (links im Bild rechts) ist auch in der Werbeindustrie und als Porträtfotograf auf dem freien Markt erfolgreich tätig. Für uns hatte der Fotograf Zeit für ein Corona-Interview.

Wie trifft dich bisher die Pandemie als Geschäftsmann?

Mich als Soloselbständigen trifft die Pandemie natürlich sehr, da einige meiner Kunden stark unter den Folgen der Pandemie zu leiden haben. Deshalb sind viele Projekte abgesagt worden. Ich denke jedoch, dass es mit Sicherheit einige meiner Kollegen noch härter trifft, insbesondere die Hochzeits-, Event- und Konzertfotografen. Derzeit arbeite ich nicht mit einer Agentur zusammen, anders als viele andere Fotografen. Das möchte ich ändern. Durch die Pandemie wurde es schwieriger für mich, neue Kunden zu akquirieren. Ich arbeite derzeit daran, eine Agentur zu finden, mit der ich in Zukunft zusammenarbeiten kann.

Und wie sind die Auswirkungen auf dein Privatleben?

Ich bin froh, einen unglaublich starken und liebevollen Partner an meiner Seite zu haben. Er musste die letzten Monate schon einiges an Motivationsarbeit leisten, damit ich am Ball bleibe. Jens baut mich immer wieder auf und sorgt dafür, dass ich meine Leidenschaft nicht aufgebe. Was mir wirklich sehr fehlt, ist meine Familie in Würzburg zu sehen, meine Neffen und Nichten in den Arm zu nehmen, ausgelassene Abende mit guten Freunden und natürlich das Nachtleben!

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Ist deine Partnerschaft dir eine Stütze? Oder nervt man sich jetzt auch mal mehr an?

Mein Partner Jens ist mir, neben meiner Familie, in jeder Hinsicht eine sehr große Stütze. Er arbeitet derzeit pandemiebedingt auch viel im Homeoffice. Zwischen uns passiert es eher selten, dass wir uns auf die Nerven gehen, und wenn, ist es eigentlich auch nie der Rede wert. Außerdem arbeiten wir in zwei unterschiedlichen Zimmern, so kann sich jeder auf seine Arbeit fokussieren. Trotzdem ist es schön, ihn bei mir zu Hause zu wissen und mit ihm die Kaffeepausen zusammen zu genießen.

Wie begegnest du Corona-Leugnern?

Das ist ein schwieriges Thema, das mich sehr aufwühlt! Ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich mich von Mitmenschen distanziere, die die Maßnahmen der Regierung einfach nicht verstehen wollen. Eine solche Distanzierung ist natürlich nicht der richtige Weg! Man darf sich vor solchen Auseinandersetzungen eigentlich nicht drücken, sondern muss die Diskussionen suchen, damit diese Mitmenschen nicht noch weiter in ihrer „Welt voller Unwahrheiten und Verschwörungen“ verloren gehen. Es ist nun einmal Fakt, dass diese Pandemie existiert und dass sie gefährlich ist. Deshalb ist es wichtig, mit diesen Menschen zu reden, reden, reden! Noch schlimmer finde ich im Vergleich zu Leugnern diejenigen, die die Pandemie nicht leugnen, also die Gefahr sehen, aber trotzdem machen, was sie wollen. Nach dem Motto: Es wird schon nichts passieren. Ich erlebe immer wieder, auch bei Freunden, dass Maßnahmen einerseits für richtig befunden werden, sie diese aber in der Realität nicht umsetzen. Für mich ist ein solches Verhalten grob fahrlässig!

Hilft dir deine Kunst, durch die Pandemie zu kommen?

Ich bin ehrlich, meine Kunst ist momentan brotlos, aber sie hilft mir mental ungemein! Ich merke, dass sich mein Leben „entschleunigt“ hat und ich anfange, wieder wesentliche Dinge fernab von Social Media und aktuellen Trends zu sehen. Schnelllebigkeit ist ein Killer für den freien Geist und die Kreativität. Das habe ich in den letzten Monaten besonders stark gemerkt!

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An welchen Projekten arbeitest du gerade?

Mein letztes Projekt war die Porträtserie die auch hier, zu einem kleinen Teil, veröffentlicht wird. Für die Zukunft möchte ich gerne weitere Serien in Angriff nehmen. Spannend finde ich dabei die Bereiche Akt, Fetisch und extravagant. In der Beauty-Fotografie ist mein Ziel, mehr Männer in mein Portfolio aufzunehmen. Ich bin permanent auf der Suche nach anderen kreativen Leuten wie Make-up Artists, Stylisten oder Designern, mit denen man neue Projekte realisieren kann. Meldet euch gerne bei mir.

Was erhoffst du dir vom Frühling 2021?

Wieder mehr Zeit mit Freunden erleben zu dürfen. Ich hoffe, dass wieder eine gewisse Art von Normalität herrschen wird und Corona nicht mehr allzu sehr unser Leben bestimmt. Ein paar neue Kunden und Projekte, um mir meine Leidenschaft und meine Selbstständigkeit als Fotograf sichern zu können. Das wäre toll.

*Interview: Michael Rädel

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