Steffen Kurras – Kunsthochschule Berlin-Weißensee

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Foto: Anna Honegger

Foto: Steffen Kurras

Der zwanzigjährige Künstler wurde im Speckgürtel Berlins nahe Berlin-Spandau, Falkensee geboren. Zusammen mit zwei Studierenden wird Steffen D Kurras im Mai in der Kunsthalle am Hamburger Platz in Berlin Weißensee eine Gruppenausstellung präsentieren. Wir telefonierten und chatteten mit dem Kreativen darüber und über das Leben als Künstler.

Erst 20 Jahre und schon im dritten Semester, viel Zeit zum Rumgammeln hast du dir nicht gegönnt nach dem Abitur. Naja, mit 17 war das Abi in der Tasche und während der Pandemie gab es dann doch ein paar Monate zwischendurch zum Faulenzen. Die habe ich aber leider überhaupt nicht genossen, ich finde, wer nichts zu tun hat beziehungsweise keine Aufgabe, geht total ein – mental und gesundheitlich. Nach dem Abi gab es schon ein bis zwei Jahre, in denen ich zwar nicht studiert habe, jedoch war diese Limbozeit nach ein paar Monaten sehr unangenehm.

Foto: Steffen Kurras

Deine Mappe ermöglichte dir das Studium. Mit welcher Art Kunst hast du dich beworben? So wirklich lange ist das mit der Mappe ja nicht her, doch es fühlt sich wie eine Ewigkeit an, wenn ich überlege, was sich alles von der Mappe bis jetzt im dritten Semester alles verändert hat. Beworben habe ich mich mit größtenteils figurativer Malerei. Auf den Bildern waren in leuchtenden Farben großformatig menschenähnliche Gestalten zu sehen in sehr unbequemen Posen, die ich alle aus dem Kopf gemalt habe. Die Gelenke waren alle eckig und kantig – gar nicht menschlich. Rückblickend finde ich sie sogar etwas gruselig.

Wie hat sich deine Kunst weiterentwickelt? Ich muss sagen, im dritten Semester, in dem wir auch unsere Ateliers bekommen haben, hat sich einiges verändert. Die Bilder sind größtenteils kleinformatig geworden. Thematisch geht es in eine persönliche intime Richtung. Es dreht sich viel um den Raum, in dem man lebt. Als Hauptinspiration der jetzigen Arbeitsserien dient meine Wohnung und alles, was ich in ihr hinterlasse, Klamotten, Socken, Unterwäsche. Die manchmal gewollte Einsamkeit in der Wohnung und in der Stadt Berlin spielt dabei eine Rolle.

Worauf legt du Wert? Am meisten ist mir die Gesundheit, Sport wichtig und vor allem die Freunde um mich rum und Familie. Für mich war das schon immer das Fundament, um grundlegend happy zu sein. Daneben, wie schon gesagt, schadet es nicht immer, was zu tun zu haben oder an etwas zu arbeiten. Der ganze Rest interessiert mich mittlerweile recht wenig, welches Logo auf der Jeans oder in welchem Restaurant man essen geht.

Wie beeinflusst deine Queerness deine Kunst? Vor allem beeinflussen mich die Blickwinkel – auf welche Dinge man als Queerer unterbewusst im Alltag drauf achtet. Mich interessieren die Symbole, die ich mit dem Queer-Sein verbinde, wie zum Beispiel zurzeit Wäsche. Auch die Auswahl des Materials spielt dabei oft eine Rolle. In einer Serie von diesem Jahr (Blöcke 2023) beschäftige ich mich mit Material und Maskulinität. Ich verbinde dabei das Material Kalksandstein mit Männlichkeit und male um die Steine dick mit Ölfarbe Harnesse und Wäsche um die Steine.

Was inspiriert dich? Das kann ich nur in einem Wort zusammenfassen. Alles. Es ist nahezu unmöglich, an etwas vorbeizulaufen, ohne, dass es eine Wirkung auf einen hat. Nur konzentriere ich mich mal mehr auf das eine oder das andere.

Gehst du gerne aus? Ja klar, vor allem im Sommer geh ich gerne raus. Ein bisschen zu Techno und Trash tanzen, hat noch nie geschadet.

Abschließend noch: Was können wir von der kommenden Ausstellung erwarten? Wir haben die Ausstellung Innocent genannt, weil wir drei frische junge Künstler*innen aus der Malerei im dritten und vierten Semester an der KH Weißensee sind. Dort zeigen wir unsere drei künstlerischen Positionen. Am 5. Mai eröffnen wir die Ausstellung um 18 Uhr in der Kunsthalle am Hamburger Platz, bei der man uns und unsere Kunst kennenlernen kann.

*Interview: Michael Rädel

www.instagram.com/steffen_kurras, steffenkurras.com


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