Kilian Kerner: „All diese aufgezwungenen Kämpfe ...“

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Foto: Robin Kater

Foto: M. Rädel

Am 7. Februar präsentiert der Designer beim W.E4. FASHION DAY in der Verti Music Hall in Berlin seine neue Kollektion. Für uns nahm sich der Modestern Zeit für ein Interview. 

„Get Out of My Bed“: Ein ungewöhnlicher Name für eine Kollektion, es soll aber darum gehen, sich vom Hass in der Gesellschaft zu lösen, richtig? Es gibt für mich nichts Intimeres als das eigene Bett. Für mich ist der Kollektionsname eine Metapher dafür, sein eigener Boss zu sein. Niemand hat diese Grenze zu überschreiten, unaufgefordert in das Bett des anderen zu steigen. Und das meine ich gar nicht sexuell, sondern als ein Symbol für Grenzüberschreitungen. In der heutigen Gesellschaft werden Grenzen nicht nur überschritten, sie werden wahllos bekämpft.All diese aufgezwungenen Kämpfe, die meiner Meinung nach nicht zielführend sind. Hysterie hilft nicht. Die ganzen Kriege auf der ganzen Welt, das ist einfach furchtbar und traurig … Alles ist bedrückend und anstrengend. Mir ist das gerade zu extrem. Sexualität wird in den Vordergrund gestellt, auch beim Gendern – oder auch die Menschen, die sich auf die Straße kleben und das Brandenburger Tor zerstören. Für mich sind da so viele Themen, die gerade in zu extreme Richtungen gehen und zu Kämpfen führen. Ich wünsche mir wirklich, dass wir es schaffen, uns als das zu begegnen, was wir sind: als Menschen!

War es vor, sagen wir mal, 20 Jahren einfacher? Seine Meinung zu sagen auf jeden Fall! Ich halte zum Beispiel nichts vom Gendern, ich denke, da gibt es andere Mittel, dem Thema gerecht zu werden. Aber macht mich das frauenfeindlich, homo- oder transphob? Nein. Auch trans* Sichtbarkeit ist so eine wichtige Sache, ich denke aber, viele Unternehmen, Influencer und Veranstaltungen benutzen sie, um sich als tolerant zu präsentieren. Gerade das Thema trans*, non-binär und generell queer sein wird oft für Werbezwecke und Marketing missbraucht. Sichtbarkeit ist EXTREM wichtig, aber die Hysterie einiger Bubbles unserer Community, die aufschreit, wenn man die aktuelle Form kritisiert, ist einfach nur anstrengend.Auch der CSD, wie er jetzt stattfindet, ist mir ein Dorn im Auge, das ist mir zu sexualisiert. Ich finde Demonstrationen extrem wichtig! Aktionismus ist sehr wichtig. Aber was hat nackt auf der Straße zu sein oder sexuelle Handlungen öffentlich zu praktizieren damit zu tun? Auch mag ich es nicht, wenn Teile der Community ihren Fetisch auf offener Straße ausleben. Ich denke, das ist kontraproduktiv. Meiner Meinung nach führt das nicht zum Ziel. Und ich persönlich möchte keine nackten Menschen oder Fetische in dieser Form wie beim CSD auf der Straße sehen. Das ist in vielerlei Hinsicht auch gefährlich. Denken wir an Kinder, an sexuell traumatisierte Menschen. Es wird immer Verständnis gefordert, aber selbst Verständnis und Toleranz zeigen, ist in diesen Bubbles oft nicht vorhanden. Jeder soll unbedingt sein Leben leben, wie er mag, aber einiges gehört einfach nicht auf öffentliche Plätze.

Du arbeitest mit „HonigHelden!“, einem Projekt der von Stefanie Graf gegründeten gemeinnützigen Stiftung Children for Tomorrow zusammen. Und du hast sie getroffen. Schon seit meiner Kindheit bin ich ein großer Fan. Ich bin selbst traumatisiert, wenn auch kein Flüchtlingskind. Ihre Stiftung kümmert sich um die psychische Gesundheit von Kindern, daher finde ich das Projekt sehr wichtig.

Du bist beim W.E4. FASHION DAY zusammen mit drei weiteren Kolleg*innen am Start. Ja, zusammen mit Rebekka Ruetz, Danny Reinke und Marcel Ostertag. Wir unterstützen alle jeweils eigene Organisationen, ich eben „HonigHelden!“. Freuen kann man sich auf vier Modenschauen und einen Nachhaltigkeitscontest, der mit 3.000 Euro prämiert ist und den wir mit Studenten umsetzen. Nach der vierten Modenschau wird der Gewinner verkündet, dann geht es weiter mit Infoständen und einer Party. Es wird auch vorab Karten zu kaufen geben, das Fashion-Publikum soll und wird sich mit Menschen mischen, die Lust haben auf eine Modenschau. Der gesamte Erlös der Tickets wird an die vier Organisationen gespendet, die wir unterstützen.

*Interview: Michael Rädel  www.instagram.com/kiliankerner_, www.kilian-kerner.dewir sind auch auf Instagram: www.instagram.com/blu_germany

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