Interview: P!NK

by

P!NK, mit bürgerlichem Namen Alecia Beth Moore, kommt grandios gelaunt in die Suite des piekfeinen „Viceroy“-Hotels am Santa Monica Beach.

Foto: Ryan Aylsworth

Der 38-jährige Weltstar mit Hits wie „Trouble“, „Try“, oder „Just Like a Pill“ trägt an diesem Dienstag Mitte September eine wilde, rockige Mischung aus bekritzelter Jacke, grünem, tief ausgeschnittenem Top, schwarzem Lackrock und langen roten Stiefeln. Sie wirft sich regelrecht aufs Interviewsofa und legt los. Anlass des Gesprächs ist P!NKs neues Album „Beautiful Trauma“ – und das besticht mit einer spannenden Mischung aus Elektro-Pop („What About Us“), 90s-Einflüssen („Secrets“) und angejazzten Powerballaden („You Get My Love“). So sprunghaft wie die Platte verläuft auch das Gespräch. P!NK hüpft fröhlich von einem Thema zum nächsten, zentraler Bestandteil in Songs und Leben aber ist und bleibt: die wechselhafte Liebe zu Ex-Motocross-Profi Carey Hart (42) sowie das große Glück als Mutter von Tochter Willow (6) und Söhnchen Jameson (10 Monate).

Wie läuft es denn mit deinem Ehemann, dem pensionierten Motocross-Fahrer Carey Hart?

Super, wieso?

Weil du auf dem neuen Album auffallend oft über Menschen singst, deren Liebe verloren zu gehen droht oder schon verloren gegangen ist. „Whatever You Want“, „But We Lost It“, „Where We Go“ – das sind allesamt Lieder übers Zweifeln.

Ich bin die schlimmste Zweiflerin der Welt. Oder vielleicht bin ich auch einfach besonders ehrlich. Ich kenne allerdings wirklich keinen einzigen Menschen, der in einer Beziehung ist und sich zu hundert Prozent sicher ist, dass diese Beziehung für sie oder ihn genau die richtige, die perfekte ist. Speziell, wenn du so lange zusammen bist wie Carey und ich, nämlich mit Unterbrechungen 16 Jahre, dann ist es unvermeidlich, dass du auch Zeiten durchlebst, die verflucht heftig sind.

Ist die Liebe zu Carey demzufolge dein „Beautiful Trauma“?

Ja, in dem Song geht es um die Liebe. Speziell sage ich, dass du den anderen lieben und hassen kannst – gleichzeitig! Ein Thema, mit dem ich mich sehr gut auskenne. (lacht) Hin und wieder kämpfen wir beide immer noch einen fairen, anständigen Kampf miteinander aus.

Foto: Kurt Iswarienko

Brauchst du das?

Ich fürchte ja. Ich bin ein impulsiver, leidenschaftlicher Mensch mit sehr stark ausgeprägten Ansichten und einem gut entwickelten Sinn für Auseinandersetzungen. Sagen wir so: Wenn mein Mann nicht so umgänglich wäre, gäbe es uns als Paar ganz sicher schon längst nicht mehr.

Willow ist sechs Jahre, Jameson zehn Monate alt. Wie machst du dich als Mutter?

Besser als gedacht. Ich bin viel verantwortungsvoller geworden, fast sogar erwachsen. (lacht) Als Kind hatte ich ein echt beschissenes Verhältnis zu meiner Mutter, ich hatte Angst, dass sich das wiederholt. Erst neulich sagte meine Mum, mit der ich mich heute toll verstehe, zu mir: „Ich hätte nie geglaubt, dass du das Muttersein so genießen kannst.“

Deine Single „What About Us“, aber vor allem das Stück „Wild Hearts Can’t Be Broken“, sind aufrüttelnde Songs mit politischer Botschaft. Willst du Donald Trump aus dem Amt singen?

„Wild Hearts“ ist mein Plädoyer für Frauenrechte, und „What About Us“ die Hymne für alle, die sich unterdrückt und missachtet fühlen. Man muss die Sache aber positiv sehen. Ich kann mich an keinen Präsidenten erinnern, der die Leute so auf die Barrikaden gebracht hat. Ganz viele junge Menschen beteiligen sich an gesellschaftlichen und politischen Aktionen, machen den Mund auf, demonstrieren. Das ist eine großartige Folge von etwas echt Schrecklichem.

P!NK for President?

Niemals. Ich bin nicht korrupt genug. Und ich sage immer, was ich denke. Das würde nicht lange gut gehen.

„Revenge“ ist ein Duett mit Eminem. Er rappt eine Zeile, in der das Wort „whore“, also Hure, vorkommt. Darf er das?

Sicher darf er das. Ist doch witzig. Meine Tochter fragte auch nach dem Wort, und ich sagte, er rappt „horse“. Harhar. Da war sie etwas misstrauisch und fragte, warum. Ich meinte: „Na, er mag halt Pferde gern.“  Ach, jeder ist so schnell beleidigt und so überaus beleidigungswillig. Dabei ist manchmal ein lockeres Lachen und ein kräftiges „Leck mich“ doch die beste Reaktion, die es gibt.

Der letzte Song des Albums, „You Get My Love“, ist eine große Jazz-Piano-Ballade. So elegant hat man dich noch nie gehört.

Der Song ist krass, oder? Fängt an wie Nina Simone und endet wie Whitney Houston. Ich wollte ein einziges Mal im Leben so klingen wie Whitney. Diesen Traum habe ich mir jetzt erfüllt.

*Interview: Steffen Rüth 

Back to topbutton