MIA. „SO VIELFÄLTIG, WIE WIR SIND!“

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Foto: xamax

Mieze und Bandkollegen legen mit dem neuen Album „Biste Mode“ 2015 die Latte hoch in Sachen Rock-Elektro-Deutsch-Pop. Wir trafen sie in ihrem Probenraum.

MUSIKALISCH BEWEGT IHR EUCH DIESMAL ZWISCHEN ELEKTRO-PUNK UND EURODANCE. BEI „GELD“ HÖREN WIR EINEN REGGAE-PART UND ES GIBT SOGAR EIN INSTRUMENTALES TECHNO-LIED – DIE PLATTE IST VIELFÄLTIG ...

Andi: Das Cover repräsentiert ja auch die Vielfalt des Albums.

Gunnar: Es ließ sich nicht vermeiden. (lacht) Tatsächlich war es so, dass wir zu Beginn des Schaffensprozesses dachten, wir hätten den wasserdichten Plan, ein betont elektronisches Album zu machen. Anders als sonst wollten wir bei diesem Album von der Elektronik ausgehen, dann die Instrumente dazuholen. Das hat bei einer ganzen Menge Lieder gut geklappt, dann kam aber der Punkt, an dem wir dachten, dass es so nicht geht. Wir hatten Ende 2014 eine kleine Tour zur EP reingeschoben und gemerkt, dass uns das Instrumentespielen jede Menge Energie gibt. Das musste mit in das Album fließen! Zudem können wir einfach kein monothematisches Album machen, dazu sind unsere Einflüsse viel zu verschieden.

Mieze: Genau, ich würde sagen, dass all unsere Alben vier verschiedene Musikgeschmäcker vereinen. So vielfältig, wie wir sind, so vielfältig, so bunt ist auch die Platte. Da passt super das Cover mit den bunten Streifen! Um live einen tollen Auftritt hinzulegen, brauchst du auch eine gute Dramaturgie. Und das musste mit ins Album fließen.

Andi: Wir hatten erst vor, alle Lieder mit 128 BPM zu produzieren. Aber dann kam ein Lied wie „Biste Mode“, das einfach ganz anders ist. Da war klar, dass man abwägen muss zwischen dem „Dogma“ und dem Eigenleben der Stücke, das sich entwickelt. Wie bei einem Buch, in dem die Figuren ihr Leben entwickeln ...

Foto: H. Flug

„LAUFFEUER“, DIE ERSTE SINGLE, HAT EIN POOLVIDEO BEKOMMEN.

Bob: Das war das Spannende. Das Thema vom Lied spielt mit dem Thema Feuer – das wurde mit Wasser umgesetzt, im hellen Licht. Feuer braucht ja Dunkelheit, um zu wirken, wir sind aber eine helle, positive Band, nicht Rammstein. (grinst)

Gunnar: Man gibt die Kontrolle auf, überlässt es anderen, einen in Szene zu setzen. Entweder man macht die Videos selbst oder man lässt sich darauf ein, dass es andere machen. Ich will vorher mit ihnen reden, ich, wir, müssen vertrauen haben.

Mieze: Und wir sind sehr glücklich mit dem Video!

IHR HABT AUF DER MINITOUR WÄHREND DER ALBUMPRODUKTION AUCH EINIGE LIEDER LIVE GETESTET ...

Gunnar: Jede Menge Lieder!

Bob: Lieder, die auch der oberkrasseste MIA.-Fan nicht kennen konnte.

GING DAS IMMER GUT?

Mieze: Immer, und das ist ein tolles Gefühl, wenn du mitbekommst, dass die Leute JETZT etwas neu hören und mögen.

Andi: Dann stehst du da und weißt: Jetzt kann keiner mitsingen. Am Ende haben sie sich dazu bewegt. Das war auch die Idee dahinter, ein elektronisches Album zu machen, dass man sich dazu bewegt.

WIE IST ES DANN, VOR EINEM PUBLIKUM ZU SPIELEN, DAS NUR SITZT UND AM ENDE KLATSCHT?

Mieze: Diese Erfahrung haben wir gerade gemacht, beim Brecht-Festival in Augsburg. Ich mag solche Ausnahmesituationen, da wird bei mir das Entdecker-Gen geweckt. (lacht)

Bob: Man muss sich drauf einstellen. Bei einem Sitzkonzert – abgesehen davon, dass die Leute sitzen – sieht man auch eher Theaterpublikum, das von sich aus eher skeptisch schaut. Wenn die am Ende lächeln und mitwippen, dann ist es das Optimum, das man erreichen kann. Das ist so, als wenn bei einem Konzert die Leute ausrasten. (grinst)

Mieze: Bei einem Sitzkonzert dachte ich einmal: „Das geht ja gerade voll nach hinten los.“ Fünf Leute standen auf und ich dachte, die wollten gehen. Doch dann tanzten sie. Sie konnten einfach nicht mehr anders als zu tanzen. Sie mochten uns doch!

IHR HABT ANGESPROCHEN, DASS DIE BAND AUCH IMMER GEGENWIND BEKOMMT. WAS GLAUBT IHR: WOMIT PROVOZIERT IHR DEN?

Gunnar: Nicht bewusst. Wir wollen nicht provozieren.

Mieze: Wovon hast du dich denn als Hörer „provoziert“ gefühlt?  

ICH HABE EUCH MIT „ALLES NEU“ BEI ELECTRO CLASH EINGEORDNET, DANN KAM DER „TANZ DER MOLEKÜLE“, DER ECHT POPPIG WAR ...

Mieze: Ja, stimmt.

Andi: Aber Miezes Gesang bringt den Hörer ja dazu, sich auf die Reise miteinzulassen. Die Arme sind offen, komm und reise mit.

*Interview: Michael Rädel

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