„The Best of“ von Milli Vanilli

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Foto: LEONINE Studios

Zum 35. Jubiläum des Debütalbums „All or Nothing“ erscheint in wenigen Wochen eine Werkschau der Band, deren Musik optisch von Fab Morvan und Rob Pilatus (1964 – 1998) umgesetzt wurde. Genau, zu hören sind die beiden Münchner Tänzer, die zuerst als Empire Bizarre selbst sangen, nicht. 

Aber sie passten dem Producer Frank Farian, der zwischen 1975 und 1985 mit Boney M. Top-10-Hits wie „Bahama Mama“ und „Kalimba de Luna“ sowie Nummer-1-Erfolge wie „Daddy Cool“ und „Rivers of Babylon“ feiern konnte, in seine Vision zu bereits fertig produzierter R'n'B-Pop-Funk-Musik, die auch gekonnt Hip-Hop- und Soul vereinte. Klasse Musik, der aber (in den Augen des Producers!) die passenden Gesichter fehlten. 

Foto: M. Rädel

Das Konzept ging auf, zwischen 1988 und 1990 feierte das bei Frankfurt produzierte Projekt weltweit Erfolge, – darunter auch Nummer-1-Hits in den USA wie „Baby Don’t Forget My Number“ und „Girl I’m Gonna Miss You“. Doch, so ist zu lesen, störte sich Frank Farian daran, dass Fab Morvan und Rob Pilatus wohl immer mehr dachten, sie wären die wirklichen Sänger, sie wären Milli Vanilli. Dabei waren sie eben nur die Tänzer zur Musik. Doch sie gingen gegen seinen Willen auf Tournee ... Wo das Playback hängen blieb und das offenbarte, was in der Musikbranche schon viele wussten: Die beiden konnten nicht singen. Zumindest nicht so soulig, wie man es von Hits wie „Blame It on the Rain“ kannte. Frank Farian trat die Flucht nach vorne an und verriet, dass alles nur ein Fake war. Der Skandal war groß!

Geändert hat sich in der Musikwelt wenig: Auch bei der Eurodance-Welle der 1990er sah #mensch nicht immer die Sängerinnen, die man hörte in den Videos. Etwa bei Fun Factory, Real McCoy und auch Corona ist inzwischen bekannt, dass andere Künstlerinnen die Refrains eingesungen hatten. 1991 erschien ein Album von The Real Milli Vanilli, das konnte sich in den Charts zwar gut platzieren, war jedoch kein übergroßer Erfolg, also wurde das Projekt aufgelöst. Einige der beteiligten Künstler*innen kamen später mit anderen Projekten in die Charts, etwa Linda Rocco, die mit Dance 2 Trance und Masterboy Hits landete (und auch zu sehen war!) und Gina Mohammed, die zum Beispiel bei Lofts Hits „Summer Summer“ und „Love Is Magic“ zu hören und zu sehen ist. Ende des Jahres soll ein Film über Milli Vanilli in den Kinos anlaufen (wir berichteten), spannend genug ist die Geschichte!

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