INTERVIEW: Claudia Roth

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Foto: Stefan Kaminski

Schon zu Bonner Zeiten und bis heute als Bundestagsvizepräsidentin in Berlin setzt sich Claudia Roth für gleiche Rechte anders Liebender ein, wo sie kann. 2002 wurde sie dafür mit der Kompassnadel vom Schwulen Netzwerk NRW ausgezeichnet, am 30. Juni 2004 wurde sie für ihre Verdienste als Menschenrechtlerin zum Ritter der französischen Ehrenlegion ernannt.

WER IST DEIN WICHTIGSTER SCHWULER FREUND?

Ich habe viele lesbische und schwule Freundinnen und Freunde, und sie sind mir alle sehr wichtig.

VON WEM HAST DU AM MEISTEN ÜBER SCHWULE GELERNT UND WIE KAM ES DAZU, DASS DU DICH SO FÜR HOMOSEXUELLE EINSETZT?

Mir liegt es schon immer am Herzen, dafür zu kämpfen, dass Menschen die gleichen Rechte haben, ganz egal, wer und wie sie sind. Die Menschenwürde kennt kein Adjektiv, sie gilt nicht nur für weiße, heterosexuelle oder männliche Menschen. Jeder Mensch ist anders, und das ist auch gut so. So empfinde ich seit frühester Kindheit, aber speziell über Schwule habe ich sicherlich dann von Rio Reiser, aber auch von Hans Hengelein, ganz viel erfahren und gelernt.

DU BIST SEHR GERNE AUCH AUF SCHWULEN WAHLKAMPFTOUREN DABEI UND FEIERST DA AUCH ORDENTLICH MIT IN DEN BARS. WER FEIERT DENN BESSER: HETEROS ODER HOMOS?

Schwer zu sagen. Auf alle Fälle feiert es sich mit netten Menschen am allerbesten.

IN DER VERGANGENEN LEGISLATUR HAST DU MIT DER SPD GEMEINSAM GEGEN DIE SCHWARZ-GELBE KOALITION GEWETTERT IN SACHEN GLEICHSTELLUNG. WIE FÜHLT ES SICH AKTUELL ALS BUNDESTAGSVIZEPRÄSIDENTIN AN ZU SEHEN, DASS EINE HUNDERTPROZENTIGE GLEICHSTELLUNG IN DIESER LEGISLATUR TROTZ THEORETISCHER PARLAMENTARISCHER MEHRHEIT NICHT ZUSTANDE KOMMT?

Das ist ja seit Längerem schon so. Die Union bremst, wo sie nur kann, und hat bislang das Glück, dass ihre jeweiligen Koalitionspartner, ob nun FDP oder SPD, bei der Frage der Gleichstellung klein beigeben. Es ist schon bitter, dass sich die gleichen Kolleginnen und Kollegen aus der SPD jetzt ablehnend verhalten, die noch vor ein paar Monaten im Parlament Anträgen zur Gleichstellung und zur Abschaffung von Diskriminierungen zugestimmt haben. Ihren Hinweis auf die Koalitionsräson der GroKo finde ich wirklich heuchlerisch. Schließlich wollte Frau Schwesig an der Frage der vollen Gleichstellung für Lesben und Schwule ursprünglich mal die Koalitionsgespräche mit der Union platzen lassen.

*Interview: Christian Knuth

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