AUSGEZEICHNET LESBISCH

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© Foto: Elke Vahle

Zum bereits fünften Mal wurde am Sonntag in Bochum der Augspurg-Heymann-Preis verliehen. Der Preis, der an Frauen geht, die sich besonders für die Sichtbarkeit von Lesben im öffentlichen Raum und gegen Diskriminierung stark machen, ging in diesem Jahr an eine Wissenschaftlerin und Bundesverfassungsrichterin, die sich engagiert für Gleichstellung und Antidiskriminierung von lesbischen Frauen in der Rechtswissenschaft einsetzt. Ihre lesbische Identität lebt sie in dem Kontext selbstverständlich und offen.

Professorin Dr. Susanne Baer nahm den Wanderpreis Die Wächterin sichtlich gerührt vor den rund 160 Besuchern im Jahrhunderthaus entgegen. LSVD-Pressesprecherin Renate Rampf würdigte die erste verpartnerte Verfassungsrichterin in ihrer Laudatio und schlug den Bogen zu den Namensgeberinnen des Preises: Heute geht der Preis nicht nur an die engagierte Feministin und die Professorin für öffentliches Recht, sondern auch an die Verfassungsrichterin Baer. In allen drei Welten erhält sie den Augspurg-Heymann-Preis als couragierte lesbische Frau. Unsere Frau am Verfassungsgericht, schreibt die L-Mag dazu in einer Überschrift.

Unsere Frau? Wer kann denn sagen, sie sei eine von uns? Vielleicht die Grünen, denn die haben sie entdeckt. Vielleicht auch die Hans-Böckler-Stiftung, deren Stipendiatin sie war. Sicherlich auch die Studierenden und das Kollegium an der Humboldt-Universität. Und ihre Kolleginnen von der Universität Michigan. Und nicht zu vergessen ihre Familie und die vier Geschwister, die ihr beigebracht haben, sich durchzusetzen. Und ihre Partnerin.

Und können nicht gerade auch die Frauenbewegung und die feministische Rechtswissenschaft sagen unsere Frau? Denn sie haben die Öffnung der juristischen Fakultäten erzwungen, die herrschende Lehre kritisiert und Stück für Stück die Rechtsprechung bereichert.

Bisherige Preisträgerinnen waren Autorin Mirjam Müntefering, Schauspielerin Maren Kroymann, Fußballerin Tanja Walther-Ahrens und die Journalistin Dr. Inge von Bönninghausen.


INFO

Dr. jur. Anita Augspurg (geboren am 22. September 1857 in Verden/Aller, gestorben am 20. Dezember 1943 in Zürich) und Lida Gustava Heymann (geboren am 15. März 1868 in Hamburg, gestorben am 31. Juli 1943 in Zürich) sind zwei politisch-feministische Aktivistinnen, die in der Zeit zwischen 1890 bis zu ihrem Tod 1943 in der ersten deutschen Frauenbewegung und der internationalen Frauen-Friedensbewegung gewirkt haben. Augspurg und Heymann gehören zum radikalen Flügel der bürgerlichen Frauenbewegung in Deutschland und kämpfen leidenschaftlich für das Frauenwahlrecht und die völlige Gleichberechtigung für Frauen. Sie arbeiten publizistisch und geben verschiedene Zeitschriften zur Stellung der Frau in Staat und Gesellschaft heraus. Sie mischen sich überparteiisch und strikt frauenbezogen in die Tagespolitik ein, engagieren sich in verschiedenen Vereinen und Verbänden zum Frauenstimmrecht, beobachten und kommentieren mit hohem Sachverstand die Arbeit der Parlamentarier und initiieren Aktionen nach dem Vorbild der englischen Suffragetten. Unter dem Eindruck des ersten Weltkriegs bestimmen internationale Friedensaktivitäten immer mehr ihr politisches Wirken. 1915 gründen sie gemeinsam mit Delegierten aus 12 Ländern in Den Haag die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit und verabschieden eine leidenschaftliche Resolution zur sofortigen Aufnahme von Friedenverhandlungen. Dieses internationale Bündnis bildet fortan den wesentlichen Organisationsrahmen für ihren weiteren Kampf. Augspurg und Heymann gelten auch in der öffentlichen Wahrnehmung als führende Köpfe der internationalen Frauen-Friedensbewegung. Als solche geraten sie auf die schwarze Liste zu liquidierender Personen der Nationalsozialisten. Zum Zeitpunkt der Machtergreifung 1933 befinden sie sich auf einer Auslandsreise. Sie kehren nicht wieder nach Deutschland zurück sondern begeben sich direkt ins Schweizer Exil. Ihr gesamter Besitz wird enteignet und ihr Archiv zur Frauenbewegung vernichtet. von der Schweiz aus engagieren sie sich weiterhin europaweit. Beide sterben 1943 kurz nacheinander in ihrem Züricher Asyl. Quelle: augspurg-heymann-preis.de

Professorin Dr. Susanne Baer

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