INTERVIEW - SÄNGER + INSTALLATIONSKÜNSTLER HLLYWD

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BILD: Illustration von P. Mason/Originalfoto von B. Schumann


Einfach die Koffer gepackt und raus aus der Kleinstadtidylle: Vor wenigen Jahren tauschte der britische Sänger und Installationskünstler Hllywd das englische Landleben gegen den Trubel der deutschen Hauptstadt. Sein Reinlichkeitsfimmel bescherte ihm seinen ersten richtigen Job: Für eine Weile hielt er die Wohnung anderer Künstler sauber. Mittlerweile muss er nicht mehr putzen gehen. In Klubs wie dem KitKat oder dem Bassy verdient er mit Performance-Art und Gesang sein Geld. Kein Wunder, denn seine ersten Ausflüge ins Nachtleben machte Adam James mit gerade einmal fünf Jahren.

WO KOMMST DU HER?

Ich bin aus einer Kleinstadt in England in der Nähe von Nottingham.

BIST DU MIT BEIDEN ELTERN GROSS GEWORDEN?

Nein. Gott sei Dank. (lacht) Ich bin bei meiner Mutter aufgewachsen. Wenn mein Vater nicht gerade auf einer Party war, hat er mich aber besucht. Er war eine Nachteule.

WOMIT HABEN DEINE ELTERN IHR GELD VERDIENT?

Meine Mutter war Hand- und Gesichtsmodel, mein Vater Tänzer und Tischler. Heute handelt er vor allem mit Antiquitäten, aber früher war er Tänzer – zu der Zeit, als Discomusik populär wurde. Er hatte Federboas und lackierte sich die Fingernägel.

DU BIST ALSO IN EINEM KREATIVEN UMFELD GROSS GEWORDEN?

Meine Eltern haben mich zunächst beschützen wollen. Später hat mein Vater mich und meine Mutter mit in die Klubs genommen. Mit vier oder fünf Jahren war ich das erste Mal mit. Mich haben sie backstage abgeladen. Ich habe so getan, als würde ich schlafen.

DU WARST MIT FÜNF JAHREN DAS ERSTE MAL IN EINEM KLUB?

Ja. Ich erinnere mich noch, dass mich einer der Barkeeper sogar einmal einen Drink hat machen lassen. Ich befürchte, der war nicht besonders gut. (lacht)

DEIN OUTING, WIE WAR DAS?

Ich habe dem hübschesten Typen der Schule gesagt, dass ich ihn mag. Ich habe irgendwie seine Telefonnummer herausgefunden und ihn einfach angerufen. Drama war schon immer mein Ding. Meine Schule war meine Bühne.

ALSO WAR ES ZUNÄCHST DIE SCHAUSPIELEREI, UND DER GESANG UND DEIN EXPRESSIVER KLEIDUNGSSTIL KAMEN SPÄTER?

Irgendwie kam alles zusammen. Meine Mutter hatte früh erkannt, dass ich Potenzial habe. Es war meine Tante, die meine Mutter ermutigte, mich in die Schauspielschule und zum Tanzunterricht zu schicken. Als Kind war ich natürlich sehr flatterhaft. In der einen Woche, wollte ich zum Ballett, in der nächsten Woche wollte ich Rapper werden. Was war noch die Frage?

WELCHES GENRE DU ZUERST ERKUNDET HAST?

In der Schule habe ich zunächst nur Musik gemacht. Später kam dann die Schauspielerei dazu. Ich konnte mal richtig gut Klavier und Gitarre spielen. Heute wäre das ein Desaster. (lacht)

WANN KAMST DU NACH BERLIN?

2006 war ich das erste Mal in Berlin. Meine Freunde meinten, in Berlin würde ich nie akzeptiert werden – einer der Gründe, weshalb ich überhaupt kam. Ich blieb dann einen Monat und es war einfach unglaublich. Gut, die ersten paar Tage habe ich nicht verstanden, dass kein Schwein vor 11 Uhr aufsteht. Alles war zu und ich dachte nur: „Ich hasse diese Stadt“, bis ich kapiert habe, dass die Leute nachts lange ausgehen und bis Mittag schlafen. Ich bin dann jedes Jahr für ein paar Tage wieder gekommen, bis ich entschied, ich müsste ganz nach Berlin ziehen. Wegen meiner Familie musste ich den Umzug immer wieder verschieben. Als es mir Daheim aber zu viel wurde, habe ich ganz einfach meine Koffer gepackt, einen Flug gebucht und bin abgehauen.

WAS WAR DEIN ERSTER JOB IN BERLIN?

Ich habe geputzt. Oder? Warte ... Nein! Mein allererster Job war bei einem Umzugsunternehmen. Das Geld war nicht schlecht, aber von der Schlepperei hätte ich mir beinahe meinen Rücken ruiniert. Ich war pleite und dachte schon, ich müsste wieder zurück nach England. Ein Freund von mir meinte dann, ich solle doch putzen gehen, wo ich doch so pingelig bin. Die Idee gefiel mir. Nur zwanzig Minuten später rief mich eine Bekannte an, die just in diesem Moment eine Reinigungskraft suchte. Von da ging es bergauf. Ich fing an, für Tänzer zu putzen. Manche hatten sich eben die Nägel für 50 Euro machen lassen, dann riefen sie mich an.

DEINE LEIDENSCHAFT IST ABER DIE MUSIK.

Ja, ich bin Sänger und Texter – und Performer. Ich produziere auch manche Songs mit.

SCHON MAL WAS SCHIEFGEGANGEN?

Die meisten Probleme hast du immer mit den Soundtechnikern. Die kriegen ein Heidengeld, sind aber oft nicht bei der Sache. Man muss allerdings aufpassen, wie man sich beschwert. Wenn die Jungs wollen, dass du bei deinem Auftritt scheiße klingst, klingst du bei deinem Auftritt scheiße.

•Interview: Felix Just

Internet: HLLYWD AUF FACEBOOK

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