CURTIS STIGERS: SEXY MIT SAX

Mit der Ballade „I Wonder Why“ hatte Curtis Stigers (42) 1992 einen Welthit. Seine Version von Nick Lowes „(What’s So Funny ’Bout) Peace, Love and Understanding“ verkaufte sich dank dem „Bodyguard“-Soundtrack weltweit rund 40 Millionen Mal, und sein exzellentes Saxofonspiel lässt auch Männerherzen höher schlagen. blu sprach mit dem sexy Sänger über seine wechselhafte Karriere, seine Entscheidung die Pop-Musik zugunsten von Jazz aufzugeben und sein aktuelles Album „Real Emotional“.

Curtis, ich war 14 als ich dich das erste Mal im Konzert gesehen habe (1992). Ich war damals ziemlich verknallt in dich. Bist du dir der Wirkung auf Schwule bewusst?

(lacht) Wenn man auf Frauen wirkt, dann sicher auch auf Männer. Ich nehme das als großes Kompliment. Ich habe und hatte immer homosexuelle Freunde, mein Manager ist zum Beispiel auch schwul. Das ist für mich etwas ganz Selbstverständliches, über das ich gar nicht weiter nachdenke. Ich bin jetzt seit über 17 Jahren verheiratet und habe eine Tochter. Ich habe aber keinerlei Probleme damit, zum Beispiel eine Gay-Bar zu besuchen. Schwule und Lesben sollten ohnehin die gleichen Rechte haben wie Heteros – ohne Ausnahme.

Vielen kennen dich durch deinen Superhit „I Wonder Why“. Damals prophezeiten dir viele eine Weltkarriere im Pop. Warum hat das nie richtig funktioniert?

Es war eine Kombination aus unterschiedlichen Dingen. Es gab eine Zeit, da standen einfach zu viele Leute hinter mir und warteten auf meine nächste Pop-Platte. Vor allen Dingen, nachdem mein Debüt „Curtis Stigers“ diesen enormen Erfolg gehabt hatte. Die Plattenfirma wollte, dass ich eine ähnliche Platte aufnehme. Clive Davis – der Präsident von Arista – drängte mich, den einmal eingeschlagenen Weg weiterzugehen, und das wollte ich einfach nicht. Die Plattenfirma war nicht zufrieden mit den aufgenommenen Songs. Wir mussten also wieder ins Studio. So zögerte sich alles raus und das Verhängnis nahm seinen Lauf.

Ohne Hits geht es also nicht?

Wenn deine Songs nicht im Radio gespielt werden und nicht wenigstens auf den hintersten Plätzen der Charts landen, bekommst du gar nicht erst die Chance live aufzutreten. Also nur touren, wenn man einen Hit hat? Das hat mich total deprimiert. Das war ich einfach nicht. Ich bin Musiker, und ich will da draußen für die Leute spielen. Heute muss ich mir keine Gedanken mehr um Hitparaden und Chartshows machen. Ich konzentriere mich lieber darauf, gute Musik zu machen, die mir gefällt, und die Leute folgen mir. Diese zweite Karriere entspricht mir einfach mehr, sie fühlt sich realer und richtiger an. Ich bin ein ganz normaler Typ, der als Musiker seine Brötchen verdient. Es geht nicht nur noch um den hippsten Haarschnitt und den angesagtesten Stil, weil sonst angeblich keine Hits platziert werden können.

Das ist im Jazz einfacher?

Definitiv! Nachdem mein 99er Singer/Songwriter-Album „Brighter Days“ gefloppt war, begann ich mich musikalisch zu verändern. (Curtis zeigt auf die CD, die ich ihm zwecks Autogramm vorgelegt habe und lacht.) Du bist wahrscheinlich einer von zwanzig Leuten, die die Scheibe überhaupt gekauft haben. Aber dieser Misserfolg führte mich schließlich zu dem zurück, womit ich aufwuchs: zum Jazz. Die Liebe zur Musik, darum dreht sich für mich alles. Und ich kann davon leben. Zwar nicht von Plattenverkäufen, aber davon, auf Tour zu gehen. Ich verdiene mein Geld mit Konzerten. Es gibt ja nur ein paar Leute im Jazz, die genug Alben verkaufen, um wirklich damit Geld zu machen. Ich verdiene wie die meisten Jazzmusiker meinen Lebensunterhalt „on the road“.

Drei Stücke auf der neuen Platte hast du selbst geschrieben. Wird es irgendwann auch eine Jazz-CD komplett mit Stigers-Kompositionen geben?

Ich würde gerne eine ganze Platte mit eigenem Material aufnehmen. Als ich noch Pop-Platten gemacht habe, waren die meisten Songs von mir. Also steckt das Talent dazu in mir. Ich habe inzwischen eine siebenjährige Tochter. Ich verbringe einen Großteil der Zeit mit ihr, die ich sonst dazu verwendet hätte, Songs zu schreiben. Sie ist das Wichtigste für mich. Am Ende eines Tages bin ich einfach zu erledigt, um an neuen Sachen zu arbeiten. Wenn sie mal älter ist, wird sich das wieder ändern. Auf dieser Platte sind schon mehr eigene Sachen drauf als auf der vorangegangenen.

INTERVIEW: JAN GEBAUER

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