MAXIMILIAN MOLL im Interview

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Foto: B. v. Brauchitsch

Was langweilt in der Berliner Subkultur? blu fragt nach! Diesmal: Maximilian Moll, einer der Macher der MEMBERS-Party.


WELCHE DREI LIEDER HAT MAN IN DER SZENE OFT GENUG GEHÖRT?


Musik ist natürlich immer Geschmackssache und auch gute Tracks können einen im falschen Kontext zum Ridgeback machen und alle Haare stellen sich quer. Ich persönlich könnte auf eine ganze Art des Produzierens gut verzichten, die gerade beliebt ist: Vocoder-Tracks, für die Modern Talking vielleicht Vorbild war und die mit Scream& Shout einem aus jedem Lautsprecher entgegenquieken. Oder was hab ich da letztens gehört: Hangover. Irgendwie klingt das alles wie gleich produziert. Als ob da überall eine Neuauflage von Stock Aitken Waterman am Werk war, die den maßgeblichen Chart-Sound der 80er produziert haben und bei denen auch egal war, wer eigentlich gesungen hat.

WAS LANGWEILT ALLGEMEIN IN BERLIN?


Die Pannen bei Berlins Bauprojekten, die mehr als alles andere den wirklichen Zustand im Lande darstellen. Gründlich, zuverlässig und pünktlich ist sehr lange her. Mich hätte es nicht gewundert, wenn bei der Baugrube am Fernsehturm dann doch dessen Fundament betroffen gewesen und unser Wahrzeichen umgekippt wäre. Ansonsten langweilen mich die kaputten Bierflaschen auf den Wegen. Können sich Touris nichts anderes überlegen, als ihre Freiheit im Zerdeppern von Flaschen auszuleben? In Paris schaffen sie das ja auch durch Uringeruch und In-die-Ecke-Pinkeln  und in London fällt auf, dass sie den Alkohol nicht halten können und überall hingespuckt wird. Warum also gerade hier die langweiligen Glasscherben? Früher war Berlin wenigstens noch für Hundekot auf den Gehwegen bekannt.

WAS WAR DEIN LANGWEILIGSTER SEX?


Der war so langweilig, dass ich ihn tatsächlich vergessen habe! Sorry!


SIND VIP-LOUNGES IN KLUBS SINNVOLL?


Dämlich sind die. Total unzeitgemäß. Darauf spielen wir mit MEMBERS auch ironisch an. Jede/r ist ein Member. Wir haben so lächerliche Klubkarten in Vorbereitung, die sich über Exklusivität lustig machen. Wenn Reiche oder B- bis D-Promis den Kontakt mit Menschen nicht ertragen können, sollen sie lieber nicht ausgehen. Oder Therapie machen. Und umgekehrt, wenn man den realen Anblick ebenjener nicht ohne Verhaltensstörungen verarbeiten kann, sollte man lieber vor dem Fernseher sitzen bleiben. Es gibt ja auch kaum noch welche. Ich glaub in der Fabric in London gibt es noch eine, oder im Amnesia, aber da ist das auch eher ein Geschäftsmodell der Clubs, noch mehr Geld verdienen zu können. Hat für beide Seiten etwas Peinliches.


STÖREN DICH MANCHMAL FRECHE KLUBTRANSEN?


Nein. Selbst wenn sie sich an der Gästelisten-Schlange vordrängeln, finde ich das o. k.! In einer Stadt mit sechs Monaten Winter und diesen Outfits sei alles erlaubt! Und im Klub gilt: je frecher, desto lustiger! Da sollten mal andere ne Perücke aufsetzen, wenn es sie aus ihrem Eckensteherdasein befreien würde.

WELCHE FEIERKULTUR IST FÜR DICH DURCH?


Was ist denn Feierkultur? Ruderverein und Mayday? Keine Ahnung. In der Tendenz mag ich es lieber nicht so groß und voll. Und gerne draußen. Das Gegenteil davon muss aber für mich nicht gleich durch sein. Auf die Leute, mit denen ich gerne feiere, kommt es an. Beim CSD zum Beispiel frage ich mich: Wo kommen all die Leute her und wo oder wie amüsieren die sich? Da muss es Feierkulturen geben, die ich gar nicht kenne ...

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