Welt-AIDS-Tag: Sarah Connor

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© Foto: BZgA

Anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember wurde von Gesundheitsminister Daniel Bahr die Aktion Positiv zusammen leben! mit neuen Motiven gestartet. Sie soll zu mehr Solidarität mit HIV-positiven Menschen auffordern. Am 29. November trafen sich die Botschafter im Berliner Admiralspalast. Das Motiv Ich habe HIV. Und eine starke Stimme an meiner Seite. zeigt die HIV-positive Doreen (33) aus Braunschweig mit ihrem Idol, der Sängerin Sarah Connor, die wir beide zu ihren Beweggründen befragen durften. 


DOREEN, DU BIST GROSSER FAN VON SARAH. HABT IHR EUCH VOR DIESER KAMPAGNE SCHON GEKANNT?

Seit 2002 bin ich Sarah Fan. 2009 hatte ich mein erstes Treffen mit ihr bei einem Meet & Greet. Seitdem ist mein Fan sein zu einer Leidenschaft geworden und da sich auch Freundschaften unter den Sarah Fans entwickelt haben, fahren wir öfter auf ihre Konzerte und haben da manchmal die Möglichkeit sie noch zu sehen und ein Foto mit ihr zu machen. Daher kannte sie mich auch schon vorher.

WIE WAR DAS TREFFEN, DIE GESPRÄCHE IM ZUGE DER KAMPAGNE?

Das erste Treffen mit Sarah von der Kampagne aus, war beim Fotoshooting für die Plakate. Ich war total aufgeregt, weil mein größter Wunsch in Erfüllung gehen sollte: Eine gemeinsame Aktion zum Thema HIV/Aids mit Sarah Connor. Sie war super Lieb, hat sich total lieb um mich gekümmert. Wir hatten vorher Zeit zum Reden, wo sie meine Geschichte wissen wollte. Am Anfang war ihre Reaktion gezeichnet von Betroffenheit, aber sie fand es wiederrum auch gut, wie ich damit umgehe und wie Mutig ich wäre, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Der Tag war zwar teils schon anstrengend, aber mit ihr an meiner Seite, wurde es zum schönsten Tag meines Lebens. Sie hatte öfter einen Break gemacht und sich nach meinem Befinden erkundigt und diese Augenblicke habe ich sehr genossen. Sie haben mir immer wieder Power und Energie gegeben.

WIE GUT WAR SARAH DENN SCHON ÜBER DAS THEMA HIV INFORMIERT?

Sarah wusste über die Basics Bescheid, wie man sich ansteckt und sich schützt. Positiv überrascht war sie von den Medikamenten und das die Lebenserwartung mit gut funktionierender Therapie genauso hoch ist, wie bei negativen Menschen. Klar weiß man nie, was die Spätnebenwirkungen bringen können, aber sie müssen auch nicht auftreten.

WIE STARK BEEINFLUSST DEINE INFEKTION DEIN LEBEN HEUTE NOCH? HAT SICH DISKRIMINIERUNG UND UMGANG DAMIT IN DEN VIELEN JAHREN VERÄNDERT?

Durch die Medikamente werde ich natürlich jeden Tag wieder an die Infektion erinnert. Aber ich habe diese Krankheit jetzt als gegeben angenommen und mache das Beste daraus. Gebe Präventionsveranstaltungen für Schulklassen und helfe anderen Positiven, mit ihrer Diagnose klar zu kommen. Gesundheitlich merke ich Gott sei Dank nicht viel von der Infektion. Aber durch diese Krankheit denkt man ganz anders über das Leben nach, mir sind schöne Erinnerungen sehr wichtig geworden. Ich lebe viel intensiver und freue mich über Kleinigkeiten.

Diskriminierungen erlebe ich wenn, meist nur durch Ärzte. Da werden einfach mal doppelte Handschuhe angezogen oder aber die Behandlung verweigert, oder man wird als letztes operiert, was ich nicht nachvollziehen kann. Die vorgeschriebenen Hygienevorschriften sind absolut ausreichend, ob bei Positiven oder Negativen. Meine Freunde, Familie, Kollegen, Chefs etc. stehen alle hinter mir und geben mir den Rückhalt, den ich brauche. Doch leider ist es noch nicht selbstverständlich, dass Positive wie normale Menschen behandelt werden. Deshalb möchte ich mit gutem Beispiel voran gehen.

SARAH, WIE KOMMT ES ZU DEINEM ENGAGEMENT IN DIESEM BEREICH?

Man hat mich vor einigen Monaten gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, die starke Stimme an Doreens Seite bei dieser Kampagne zu sein. Ich war sofort begeistert, denn ich hatte ja sogar einen persönlichen Bezug durch Doreen. Ich kenne sie schon sehr lange von Konzerten. Doreen ist ein sehr treuer Fan und versprüht immer große Lebensfreude.

HAST DU VORHER PRIVATE ERFAHRUNGEN MIT HIV GEMACHT?

Nicht direkt, aber ich bin in meinem Job schon des Öfteren mit dem Thema in Berührung gekommen. Aufklärung halte ich für das Wichtigste für die Betroffenen, damit keine Ausgrenzung stattfindet. Doreen ist ein grosses Vorbild für die HIV Positive Szene. Sie spricht offen und mit Witz und Charme über ihre Diagnose, die Auswirkungen auf ihr Leben und klärt junge Schulklassen und Erwachsene auf, wie man sich schützen kann. Damit nimmt sie einem die Berührungsängste und baut Vorurteile ab. Das ist fantastisch und sehr mutig von ihr, finde ich.

Foto: Gerd Altmann/CCO Public Domain

DU HAST BEI EINEM KONZERT IN RUSSLAND BACKSTAGE EIN T-SHIRT MIT KÜSSENDEM BATMAN UND ROBIN GETRAGEN ALS PROTEST GEGEN DIE HOMOPHOBE GESETZGEBUNG IN RUSSLAND. DIESE GESETZGEBUNG BEEINTRÄCHTIGT JA LEIDER AUCH DIE AUFKLÄRUNG ÜBER HIV, DA ÖFFENTLICHES REDEN ODER WERBEN UNTER STRAFE STEHT. WAS KANN MAN ALS STAR AUSSER SO EINER T-SHIRT-AKTION TUN? SPRICHT MAN IM TEAM DARÜBER ODER MIT FANS IN RUSSLAND?

Ich habe versucht mit Fans über Homosexualität und Politik zu sprechen, weil ich zufällig genau an dem Tag das Konzert hatte, als das neue Gesetz in Kraft trat. Das war sehr merkwürdig, denn niemand wollte mir so richtig antworten. Alle waren eingeschüchtert und ängstlich, dass man sie abhören könnte und sie bestraft werden könnten. Ich habe es an dem Tag bei dem T-Shirt belassen, um in Ruhe mein Konzert spielen zu können, auf das meine Fans sich gefreut haben. Ich denke die sozialen Netzwerke helfen da beispielsweise sehr, die Kommunikation über das Thema aufrecht zu erhalten.

AN EUCH BEIDE EINE LETZTE FRAGE: WAS GENAU WOLLT IHR MIT EURER ARBEIT ALS AKTIONSBOTSCHAFTERINNEN (BZW. UNTERSTÜTZERIN) ERREICHEN?

Doreen: Wir wollen erreichen, dass Diskriminierung und Ausgrenzung aufhören. Dass sich die Leute über das Thema HIV/Aids informieren. Ausgrenzung= Ängste und Unwissenheit und dagegen kann jeder für sich was tun. Ein vorurteilsfreier Umgang mit HIV Positiven sollte in unserer Gesellschaft selbstverständlich sein.

Sarah: Anderen Betroffenen Mut machen, offen mit ihrer Situation umzugehen und der Gesellschaft die Angst vor Infizierten zu nehmen. Man kann sich nicht so ohne Weiteres anstecken. Das muss einfach klar sein. Ausgrenzung ist der falsche Weg. Doreen sagte mir, als HIV-Infizierte kann sie gut eingestellt auf ihre Medikamente ein so gut wie normales Leben führen. Nur die Gesellschaft, die Freunde und Familien von Betroffenen müssen dies auch zulassen.

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