Barbie Breakout im Interview

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Illustration: Kat Starchild

Die vereinigten Klubber des Camp77 versammeln sich am Vorabend der Deutschen Einheit, um die schwule Lebensweise, den oft kritisierten, aber verdienten Hedonismus zu feiern. Neben DJ-Star Boris Dlugosch und R'n'B-Aufleger Arno von Dannen ist auch Barbie Breakout mit von der Partie, wenn es um elektronische Musikfeuerwerke geht. Dass Barbie mehr als nur gut auflegende Transen-DJane ist, zeigte sie erst kürzlich bei einer beeindruckenden Protestaktion. Am Telefon verriet sie uns mehr.

2.10., CAMP77_GLUECKSMODUL, NEIDKLUB/BAALSAAL, REEPERBAHN 25, U3 ST. PAULI, WWW.CAMP77.COM, 23 UHR


Foto: M. Rädel

WAS ZUM TEUFEL HAT DICH GERITTEN, DIR SELBST DEN MUND ZUZUNÄHEN?

Wir waren vor 1 1/2 Jahren dort und hatten Kontakt zur Szene und daher interessierte mich das Thema. Ich bin dann immer wütender geworden, als ich im Netz über die homophoben Vorgänge in Russland recherchierte und zum einen feststellte, dass unsere Medien und die Politik bis dahin mehr oder weniger schwiegen. Gleichzeitig wurde mir ganz persönlich eine gewisse Machtlosigkeit bewusst. Daher habe ich mich dann schlussendlich dazu entschieden, etwas zu tun, was wirklich Aufmerksamkeit auf die Sache lenken würde: Ich habe mich entschlossen, nicht mehr machtlos zu sein.

WIE WAREN DIE REAKTIONEN?

Mein Freund hat es gefilmt. Er war die erste Reaktion. Und er musste wegschauen. So ging es wohl vielen Erstkommentatoren, die einfach nicht verstanden, worum es bei dem Video geht. Nachdem die Leute es verstanden hatten, wurde es doch recht positiv bewertet. Gerade aus Russland bekomme ich sehr positive Rückmeldungen aus der Szene, die darum bitten, die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten und nicht nachzulassen, die Zustände in die Welt zu tragen.

UND VERSUCHST DU ES?

Ich sehe mich nach wie vor nicht als Polittunte, aber ich möchte eben meinen Mund aufmachen, wenn etwas im Argen liegt. Und das werde ich auch weiterhin tun. Ich bekomme unglaublich viele Interviewanfragen wegen des Videos: aus Brasilien, den USA, Israel und, und, und. Täglich sind es mehrere. Diese Interviews nutze ich, um immer dafür Sorge zu tragen, dass die Berichterstattung über mein Skandalvideo dazu genutzt wird, den Kern weiterzutragen: die Kritik am russischen Homopropagandagesetz.

*Interview: Christian Knuth

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