Ein Gespräch mit Micky Friedmann

by

Foto: www.angels.ch

Einer der Stars der Klub-DJ-Szene ist auf jeden Fall Produzent und DJ Micky Friedmann. Trotz Jetlag und CSD nahm sich der Bartmann extra viel Zeit für uns.

 MAN KENNT DICH AUCH ALS TÄNZER UND FOTOMODELL ...

Als meine Zeit als aktiver Balletttänzer sich dem Ende näherte, dachte ich nach über das, was dann kommt. Du musst wissen: Ein professioneller Tänzer hört niemals auf, über das Leben nach dem Tanz nachzudenken, und eigentlich war das Nachtleben nie eine Option gewesen. Doch als ich nach Berlin gezogen war, wollte ich mein Leben mit noch mehr als nur dem Tanz bereichern. Also habe ich zwei Plattenspieler gekauft und mir beigebracht, wie man mit Platten auflegt ... Ich bin immer gerne ausgegangen und habe dann auch ein paar Mal aufgelegt. Mit Erfolg! Also blieb ich dabei. Ich sehe auch Parallelen bei beiden Karrieren: beide umarmen den Tanz und die Musik.

Als Fotomodell war ich für Pierre & Gilles, Greg Gorman und Andreas Bitesnich vor der Kamera. Eine große Ehre – es ist toll, ein Teil ihrer Kunst gewesen zu sein.

Foto: M. Rädel

DU ARBEITEST ÜBERALL AUF DER WELT. BLEIBT DA NOCH ZEIT FÜR EINE BEZIEHUNG?

Ja, wenn man will, klappt das. Solange man jung ist, sollte man arbeiten. Wenn man dann alt ist, kann man sich gerne zusammen an das erinnern, was man erlebt und was man geschaffen hat. Natürlich muss man jetzt dem Partner auch mal nachreisen ...

DU BIST IN ISRAEL GEBOREN, JETZT LEBST DU IN BERLIN. WAS SAGT DEINE FAMILIE DAZU?

Die Familie meiner Mutter kommt aus der Ukraine, die meines Vaters aus Mannheim. Mein Opa hat für Deutschland im Ersten Weltkrieg gekämpft. Beide Familien wurden vom Holocaust heimgesucht. Als ich nach Deutschland zog, sagte mein Vater, ich solle mich nie als Ausländer fühlen, denn meine Familie hat Deutschland lange Jahre aufgebaut. Das hat mir sehr geholfen. Ich muss auch sagen, dass ich in Deutschland nie diskriminiert wurde wegen meiner Religion!

MUSST DU ALS JUDE OFT ÜBER DIE POLITIK ISRAELS REDEN?

Ich bin sehr patriotisch und erkläre den Leuten oft die Situation Israels. Mir ist es wichtig, dass die Leute die Lage verstehen.

DIE JÜDISCHE QUEERE SZENE IN BERLIN IST SEHR GROSS. ZÄHLST DU DICH DAZU?

Ich habe davon gehört, bin aber so oft auf Achse – etwa beim CSD in Madrid, der Europride Warschau und der Pride in Toronto –, dass ich in Berlin kaum ausgehe. Ich habe aber von der Party „Meschugge Berlin“ erfahren und hoffe, sie mal zu erleben.

•Interview: Michael Rädel  

Back to topbutton