Tim Fischer und Rainer Bielfeldt

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Das erste Programm von Tim Fischer und Rainer Bielfeldt, Zarah ohne Kleid, erfährt nach fast zwanzig Jahren eine Neuauflage. Mit den beiden Künstlern und Tim Fischers neuem Lebenspartner sprach blu am Rande der Proben.

WIRD ES ABWEICHUNGEN ZWISCHEN DEM PROGRAMM VON VOR FAST ZWANZIG JAHREN UND DER NEUAUFFÜHRUNG GEBEN?

Rainer: Auf jeden Fall in den Liedern. Es sind manche da, die man fast machen MUSS. Aber wir bringen auch viele unbekanntere Titel. Es wird ein Konzert zusammen mit Zarah-Zitaten werden. Diese sind zum Teil ja sehr skurril, wie beispielsweise: Das jährliche Krebsfest ist unser einziger Karneval.

WIE KAM ES ÜBERHAUPT ZU DIESEM PROGRAMM?

Rainer: Tim war in Oldenburg und wurde von einer Akkordeonistin begleitet. Ich suchte etwas Junges, Androgynes für ein Musical, das ich gerade geschrieben hatte. Er war damals ein großer Zarah-Fan, und da ich ihn ja hören wollte, haben wir einfach mal spontan einige Lieder gespielt. Wir kamen auch privat zusammen. Er ging dann nach Hamburg und hat im Schmidt Theater die Kasse gemacht und ab und zu ein paar Zarah-Lieder aufgeführt. Das erste Programm wurde dann im BKA Berlin auf die Bühne gebracht.

UND WIE KAM ES ZUR WIEDERAUFNAHME?

Rainer: Im Sommer 2006 hatten wir beide beim Sommerblut Festival in Köln gespielt und am Abend gab es eine After-Show-Party in einer Hotelbar. Tim kam und fragte, ob wir was zusammen darbieten sollen. Bis dahin hatten wir zehn Jahre keine Note mehr gemeinsam gespielt. Nach sieben Songs und einigen Bieren fragte er, ob wir nicht wieder Zarah ohne Kleid machen wollen.

Tim: Rainer spielt meinen Ehemann Arne Hülpers und ich spiele seine Ehefrau Zarah Leander. Die treffen sich auf der Bühne und singen ihre Lieder, streiten sich und trinken was. Also das, was Zarah Leander und Arne Hülpers eigentlich zu 99 Prozent im ihrem Leben gemacht haben: gesungen, getrunken und sich gestritten. Natürlich wird die Figur Zarah Leander auch karikiert und auf die Schippe genommen, was sie im Übrigen auch selbst mit sich gemacht macht. Sie war ja ein sehr humorvoller Mensch. Als ich sie zum ersten Mal im Fernsehen gesehen habe, dachte ich, meine Großmutter ist vor mir. Sie ist nämlich auch Norwegerin und spricht mit diesem skandinavischen Akzent wie Zarah, und durch ihr intensives Rauchen hatte sie auch eine sehr tiefe Stimme.

HAST DU IHN SCHON ALS ZARAH GEHÖRT?

Rolando: Nein. Ich möchte nur die Premiere sehen und keine private Vorstellung für mich.

IHR SEID JETZT ALSO VERPARTNERT. WIE LANGE KENNT IHR EUCH?

Tim: Seit August letzten Jahres. Im Dezember bin ich dann nochmals hingefahren und dann gings gleich zusammen zurück. In Berlin angekommen hat er mir dann am zweiten Tag erklärt, wie man vernünftig U-Bahn fährt. Ich trage jetzt außerhalb des Berufs seinen Namen Jiménez Domínguez.

WAS WIRST DU JETZT IN BERLIN MACHEN?

Rolando: Zu Anfang werde ich mein Deutsch verbessern, und dann vielleicht in meinem Beruf als Bauingenieur arbeiten.

WAS VERBINDET DICH MIT ZARAH LEANDER?

Tim: Es ist ein zwiespältiges Verhältnis was, ich zu ihr habe. Politisch ist sie völlig inkorrekt. Als Künstlerin war sie aber sehr untypisch. Sie war sehr exotisch. Nicht blond und nicht das kleine Liebchen mit einer Piepsstimme, sondern eine Rassefrau. Wir haben bei unseren Vorgesprächen schnell festgestellt, dass wir das Programm nicht wieder eins zu eins auf die Bühne bringen können. Zum einen, weil Rainer einen sehr großen Sprung nach vorne gemacht hat und ich mich auch ein bisschen verbessert habe. Natürlich nehmen wir die Musik ernst, auch wenn es nur Schlager oder Liedchen sind. Aber wir wollen die Figur in ihrer Verschiedenartigkeit zeigen.

Ansonsten kann ich mir gar nicht vorstellen, das Programm mit jemand anderem als Rainer zu machen. Wir hatten ja auch schwierige Zeiten miteinander, aber es ist wunderbar, wieder miteinander zu arbeiten. Wir haben in Köln in einem Varieté eine Show gemacht, die hieß Tabu. Leicht anzügliche Lieder haben wir da gesungen. Das war unser Probelauf, ob wir es miteinander aushalten, ohne starke Drogen zu nehmen.

Rainer: Es war auch eine persönliche Bewährungsprobe, weil wir jeden Abend stundenlang in einem klitzekleinen Garderobenwagen saßen und uns zwangsläufig unterhalten mussten. Und es hat funktioniert. Außerdem kam Tim gerade frisch aus Kuba zurück, über beide Ohren verliebt ,und ich hatte das Vergnügen, die Anfangsgeschichte mitzubekommen.

WIE IST DER TOURPLAN FÜR APRIL?

Tim: Wir starten in Hamburg, wo wir auch die Platte aufnehmen. Dann kommt Bremen und anschließend Berlin. Ich habe in den letzten Programmen viel mit Kostümen und Perücken gemacht. Da schlägt Rainer mir immer auf die Finger, wenn ich sage, man könnte hier doch eine rote Perücke ...

Rainer: Es heißt Zarah ohne Kleid ...

Tim: Das heißt nicht ohne Perücke ...

Rainer: Das war klar. Rasierst du dich wenigstens für Zarah?

Tim: Klar, jeden zweiten Tag. Man braucht ja nicht so viel, um sie darzustellen. Sind wir nicht alle ein bisschen Zarah?

*Interview: Olaf Alp

Internet: Tims Homepage

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