Yoga, Sport und Comics

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Foto: Nadine Peter

Foto: Antoine Esnault

Das Disney-Universum ist groß und queer. Hier stellen wir dir einen Experten aus der Community vor, der sich nicht nur in Sachen Goofy, Donald, Stitch, Mickey und Olaf perfekt auskennt, sondern auch noch für sein Leben gerne rennt und zudem Sport-Events organisiert: Florian aus Hamburg aka der Rainbow Mickey Runner.

Erinnerst du dich noch an den Moment, als du zum Disney-Fan wurdest?

Es gibt sozusagen zwei Momente, die mich zu einem Disney-Fan gemacht haben. Als Kind habe ich zu Weihnachten mehrere Disney-Filme von meinem Onkel auf VHS geschenkt bekommen – der erste davon war „Susi und Strolch“. Diese Kassette habe ich mir immer wieder und wieder angeschaut und dadurch meine Liebe für Zeichentrickfilme und vor allem für den besonderen Stil von Disney entwickelt. Die Leidenschaft speziell für die Disney Parks kam dann mit etwas Abstand hinzu. Nachdem ich in den 90ern – auch mit meinem Onkel – schon einmal für einen Tag im Disneyland Paris gewesen war, spielte dieser Ort zunächst längere Zeit keine Rolle mehr für mich. Ich habe mich eher für die Musicals interessiert und Disney allgemein etwas aus dem Blick verloren. Erst vor ein paar Jahren bin ich dann durch einen gemeinsamen Besuch mit einem Freund, der unbedingt einmal nach Paris wollte, ziemlich ungeplant davon wieder in den Bann gezogen worden. Was als einmaliger Besuch gedacht war, endete im Erwerb einer Jahreskarte und führte schließlich zu meinem Blog www.rainbowmickeyrunner.com, auf dem ich nun regelmäßig über meine Besuche, aber auch andere Disney-Themen schreibe und berichte.

Faszinieren dich eher die Charaktere deiner Kindheit oder auch die ganz neuen Wesen?

Es gibt klassische Charaktere, die für mich einfach zeitlos sind und bis heute eine große Faszination auf mich ausüben – zu nennen sind hier natürlich Mickey, Donald und Goofy, aber auch Figuren wie Pinocchio oder Mary Poppins. Sie stehen für mich vor allem für die große Fantasie und Innovationskraft von Walt Disney selber, dem wir so viele verschiedene Errungenschaften innerhalb der Film- und Unterhaltungsbranche zu verdanken haben. Dennoch finde ich es ebenso spannend zu beobachten, wie sich Disney gerade in den vergangenen Jahren weiterentwickelt hat, und welche neuen Geschichten, Figuren oder Wesen dabei erdacht und erschaffen werden. Dabei ist für mich vor allem interessant, wie vielfältig das Disney-Universum inzwischen geworden ist. Ein gutes Beispiel hierfür sind für mich z. B. die Disney-Prinzessinnen: Mit Moana oder auch Merida haben wir inzwischen weibliche Charaktere bekommen, die viel emanzipierter und eigenständiger sind, als dies noch in den alten, eher traditionellen Filmen der Fall war. Und mit Tiana (Küss den Frosch) gibt es inzwischen sogar eine POC (Person of Color) als Prinzessin, was ich in puncto Vielfalt einen wirklich tollen und auch wichtigen Schritt finde. Außerdem freut mich als queerer Disney-Fan, dass auch die männlichen Figuren nicht mehr nur als toughe Helden porträtiert werden, sondern auch sie verletzlicher und weicher geworden sind. Ein gutes Beispiel hierfür ist Kristoff aus „Die Eiskönigin“, der sich überaus schwertut, Anna einen Heiratsantrag zu machen. All diese Entwicklungen finde ich gut und wichtig, bieten sie heranwachsenden Kindern und Jugendlichen doch eine große Vielfalt an Identifikationsfiguren, die ihnen helfen können, zu sich und ihrer individuellen Persönlichkeit zu stehen und ihren ganz eigenen Platz im Leben zu finden.

Welche Figur magst du besonders?

Eine besondere Beziehung habe ich tatsächlich zu Arielle. Der Film hatte auf mich als Kind damals eine ganz besondere Anziehungskraft. Dies führe ich aus heutiger Sicht vor allem darauf zurück, dass er sehr stark einem Musical ähnelt, für das ich schon früh eine sehr große Affinität entwickelt habe. Die Musik von Komponist Alan Menken und Texter Howard Ashman gehört für mich bis heute zu den künstlerischen Höhepunkten in der Geschichte der Disney-Filme. Deshalb ist wohl auch Arielles Song „Part of Your World“ mein absoluter Favorit. Vor allem als junger schwuler Mann hat er mir immer wieder Mut gemacht, meine Wünsche und Träume nicht aus den Augen zu verlieren, zu mir und meiner Homosexualität zu stehen und meinen ganz eigenen Platz in dieser Welt zu finden.

Und welcher Charakter würdest du gerne mal sein?

Puh … das ist eine ziemlich schwierige Frage, die ich gar nicht so einfach beantworten kann, aber dennoch musste ich irgendwie direkt an Mickey Mouse selber denken. Er ist für mich einfach der Maître de Plaisir, wenn ich z. B. an die Disney Parks, aber auch an Shows oder frühere Programme wie den Disney Club denke. Und da ich selber gerne Gastgeber bin und es liebe, anderen Menschen eine Freude zu machen, empfinde ich ihn einfach als idealen Charakter für mich. Denn was kann es Schöneres geben, als Menschen jeglichen Alters auf der ganzen Welt immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, ihre Augen zum Leuchten zu bringen und allen ein wenig Freude zu schenken?

Foto: DisneyPhotoPass

Was hat es mit deinen Lauf-Events auf sich?

Ich bin seit vielen Jahren in meiner Freizeit ein begeisterter Läufer. Nachdem ich dies lange Zeit nur für mich als Ausgleich für den beruflichen Alltag gemacht habe, reifte irgendwann der Wunsch in mir heran, doch auch mal an einem professionellen Lauf-Event teilzunehmen. So bin ich dann irgendwann durch meine Leidenschaft für Disney darauf aufmerksam geworden, dass es mit runDisney auch eigene Läufe gibt, die direkt durch die verschiedenen Themenparks führen. Das Spannende ist, dass man dabei sowohl durch die Parks selber als auch durch verschiedene Backstage-Bereiche geführt wird, zu denen Besucher*innen normalerweise keinen Zugang haben. So bekommt man auch einen kleinen Blick hinter die Kulissen der Magie, was mich als Fan natürlich wahnsinnig gereizt hat. Außerdem warten – sozusagen als kleine Motivation – an der Strecke immer wieder verschiedene Disney-Figuren auf die Läufer*innen, um sich mit ihnen fotografieren zu lassen. Für mich waren und sind diese Events einfach perfekt, da ich dadurch meine Leidenschaft fürs Laufen direkt mit meiner Disney-Liebe verbinden kann und ich dadurch auch Teil einer wunderbaren Community geworden bin, die sich gegenseitig motiviert und unterstützt. Außerdem hatte ich dadurch auch schon die Möglichkeit, an Läufen in ganz unterschiedlichen Parks teilzunehmen: Neben dem Disneyland Paris bin ich in den vergangenen Jahren bereits im Hongkong Disneyland sowie im vergangenen Jahr auch im Walt Disney World in Orlando an den Start gegangen.

Bild: www.facebook.com/RainbowMickeyRunner

Verständlicherweise konnten durch die Pandemie diese Lauf-Events seit März 2020 nur noch virtuell stattfinden. Das bedeutet, dass man als Läufer*in die Strecken daheim absolviert und dann lediglich die Medaillen und Shirts zugeschickt bekommt. Da dies jedoch eigentlich nur für US-Bürger angeboten wird, habe ich im Mai vergangenen Jahres spontan ein eigenes kleines Laufevent veranstaltet, bei dem an einem Wochenende über 100 Disney-Liebhaber teilgenommen haben. Da wir noch nicht wissen, wann wir wieder in den Disney Parks selber laufen können, überlege ich gerade, ob ich 2021 noch einmal ein solches Event anbiete. Genaueres steht hier aber noch nicht fest und ich warte erst einmal ab, wie sich alles noch weiter entwickeln wird.

Auf jeden Fall kann ich es kaum erwarten, dass wieder offizielle Läufe seitens Disney angeboten werden, denn mein nächster großer Meilenstein soll die Dopey-Challenge werden, bei der man an vier aufeinanderfolgenden Tagen im Walt Disney World Resort in Orlando einen 5-km- und einen 10-km-Lauf sowie einen Halbmarathon und einen Marathon läuft, insgesamt also 78 km! Das ist selbst für mich als passionierten Läufer eine ziemliche Herausforderung, auf die ich aber große Lust habe! Wenn’s 2022 noch nicht klappt, dann hoffentlich spätestens 2023!

Wie oft pro Woche machst du Sport?

Derzeit trainiere ich tatsächlich jeden Tag. Am 1. September 2020 habe ich mit einem sogenannten „Running Streak“ begonnen, was bedeutet, dass ich seitdem – inzwischen also über 250 Tage lang – jeden Tag mindestens 5 km laufe. Eigentlich hatte ich damit als zeitlich begrenzte Challenge während der zweiten Corona-Welle begonnen. Da ich aber nach den ersten 100 Tagen „Blut geleckt“ hatte und nicht einfach aufhören wollte, habe ich die Challenge nun auf unbestimmte Zeit ausgeweitet und schaue einfach mal, wie lange ich damit noch durchhalte. Daneben mache ich mindestens einmal die Woche Yoga, meditiere täglich und baue zwei bis dreimal die Woche außerdem Trainingseinheiten mit dem eigenen Körpergewicht ein. Ich merke einfach immer wieder, wie positiv sich der Sport auf meinen Gemütszustand auswirkt, und möchte ihn deshalb gerade in dieser immer noch ziemlich herausfordernden Zeit nicht mehr missen.

*Interview: Michael Rädel

www.rainbowmickeyrunner.com, www.instagram.com/rainbowmickeyrunner, www.facebook.com/rainbowmickeyrunner

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