Nachgefragt: Mutige Betty BücKse

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Foto: M. Rädel

Sie ist eine der beliebtesten Dragqueens Berlins, doch diese Szeneprominenz hilft nicht viel, wenn man in der Bahn angepöbelt und bedroht wird. Ja, S- und U-Bahn-Fahren kann gefährlich sein, wenn man Kleingeistern nicht ins Macho-Denken passt. Anfang April postete Betty BücKse ein Video auf Facebook, das zeigt, was sie als Dragqueen so aushalten muss. Wir fragten nach.

Was genau ist passiert?

Es war wie an so vielen Samstagabenden: Du fummelst dich auf, trinkst, und freust dich auf die Nacht, bis dann irgendwoher der erste Spruch kommt (und natürlich wenn mal wieder das Geld für die Rückfahrt im Taxi nicht reicht, weil das meiste für die Getränke draufging). Diesmal war es in der Ringbahn Höhe Sonnenallee so ca. 4 Uhr morgens. Ich saß einfach da und spielte mit meinem Handy, als dann zunächst ein Typ meinte: Guck mal die rosa Schwuchtel da ... Instinktiv schaltete ich dann die Kamera an, wahrscheinlich weil ich wusste, was gleich noch kommt. Jedenfalls kamen dann noch fünf weitere Kumpels von dem einen nach vorne gelaufen im Wagen – außer mir und denen war keiner mehr da. Dann kamen die Klassiker wie „Hurensohn“ und „Missgeburt“ und „Ich hau dir auf die Fresse“ ... Die Kamera filmte dabei nur mich! Nach diesem kurzen Wortgefecht, auf das ich mich leider eingelassen habe, nutzte ich die geöffnete Tür am S-Bahnhof Sonnenallee, um auszusteigen. Der eine Typ wollte dann noch hinterher, wurde aber von den Kumpels zurückgehalten, bis sich die Tür schloss. Er schlug dann noch wie wild von innen gegen die geschlossene Tür und bespuckte die Fensterscheibe. Ich bin dann mit der nächsten Bahn weiter und sicher zu Hause angekommen.

Ist das schon oft passiert?

In der Intensität erst zweimal in elf Jahren. Standardsprüche kommen aber fast jedes Wochenende.

Hast du Angst in der Bahn?

In diesem Moment hatte ich eine Scheißangst! Aber generell nein, denn ich habe ja auch über die Jahre wunderschöne Erfahrungen in den „Öffis“ machen können.

Was rätst du anderen Opfern?

Schwierig. Viele meinten, dass sie es toll fanden, wie ich reagiert habe. Dass ich mich quasi gewehrt habe. Da gibt es keinen Plan, man handelt intuitiv, glaube ich. Und: Macht es sichtbar, was euch passiert!

Wem Ähnliches widerfahren ist, der sollte sich an MANEO wenden. Das schwule Anti-Gewalt-Projekt erfasst gegen LGBTIQ* gerichtete Gewalttaten, also Körpergewalt, Raub und Erpressung ebenso wie sexuelle Übergriffe, Bedrohung, Beleidigung, Diskriminierung und Mobbing: 030 216 33 36. Einen Vorfall online melden kannst du hier:

MANEO


www.maneo.de

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