Ein Wort, das provoziert

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Foto: Komische Oper Berlin

Begriffe müssen dann aus der Sprache verschwinden, wenn die, die damit bezeichnet werden, sich diskriminiert fühlen. Trotzdem sind Komponisten Kinder ihrer Zeit, trotzdem ist „Der Zigeunerbaron“ von 1885 ein thematisch zeitloses Stück über Heimat, Integration, Entwurzelung und Ausgrenzung.

Die Komische Oper Berlin meldet sich mit genau diesem strittigen Stück aus der Corona-Zwangspause zurück. Riskant? Womöglich. „Sah es noch vor ein paar Wochen so aus, als würde sich unser Vorhang vor Ende August nicht noch einmal heben, können wir heute voller Freude verkünden: Wir spielen wieder!“, freut sich das queere Team der bundesweit bekannten Hochkulturstätte in einer E-Mail an uns. Los geht es schon an diesem Sonntag mit der Premiere von Johann Strauss' „Der Zigeunerbaron“ in einer Fassung von Regisseur Tobias Kratzer.

„In seiner Neufassung verdichtet der Regisseur das Werk auf seine musikalische Essenz und die zeitlosen Themen, die es behandelt: Ausgrenzung und Integration, Heimatlosigkeit und Entwurzelung, das Auffinden einer neuen Heimat – und die zerstörerische und doch auf fatale Weise einheitsstiftende Wirkung von Krieg.“ Die Komische Oper ist sich auch bewusst, dass das Wort Zigeuner nicht mehr geht: „Der Begriff Zigeuner weist, nicht zuletzt aufgrund seiner Verwendung im Nationalsozialismus, rassistische und stigmatisierende Konnotationen auf und sollte im heutigen Sprachgebrauch berechtigterweise nicht mehr ohne Einordnung oder Kommentar erscheinen.“

www.komische-oper-berlin.de


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