„Klang des verbotenen Vergnügens“ in der Villa Heike

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Foto: X-Ray Audio Projekt

Erbaut zur Kaiserzeit als damals wahrlich ungewöhnliches Gebäude, Ausstellungshalle, Büro- und Wohnbereiche, ist die Villa Heike jetzt ein immer noch wunderschöner Hingucker im schönen Alt-Hohenschönhausen. Am 14. August, zum 60. Jahrestag des Mauerbaus, eröffnet hier die Ausstellung „Bone Music“, die das „X-Ray Audio Projekt“ zum Thema hat.

Foto: X-Ray Audio Projekt

„Heute, im Zeitalter der Streaming-Dienste, ist der Zugang zu Musik nahezu unbegrenzt. Schwer vorstellbar, dass es einmal Zeiten gab, in denen Menschen um ihrer geliebten Lieder willen Strafen oder sogar Haft riskierten. In der Sowjetunion während des Kalten Krieges waren viele Arten von Musik, einschließlich westlicher Jazz-Musik, Rock 'n' Roll und vieler russischer Lieder, verboten und konnten nur im Verborgenen und mit außergewöhnlichen Mitteln gehört werden“, erläutert das Team hinter dem spannenden Projekt die Ausstellung über illegale Musikkultur in der sowjetischen Nachkriegszeit.

Foto: M. Rädel

„Von den späten 1940ern bis in die frühen 1960er-Jahre, als ein Regime herrschte, das die Tonträgerindustrie brutal kontrollierte, nutzten Gruppen von Musikliebhabern eine außergewöhnliche Reproduktionsmethode, um illegale Kopien verbotener Musik anzufertigen. Mit selbst gebauten Aufnahmegeräten pressten sie illegal Musik auf alte Röntgenbilder, die sie aus Krankenhäusern bekamen und in Schallplattenformat zuschnitten. Auf diese Weise fanden auch zensierte Lieder und Genres wie westlicher Jazz, Rock 'n' Roll, russische Auswanderlieder [...] oder Prison Songs ihren Weg auf die Schallplattenspieler damaliger Musikfans. Selbst als einige der Schmuggler gefasst und inhaftiert wurden, hielt das weder sie noch die Verbreitung ihrer Röntgenaufnahmen auf.“

 „Mikhail Farafanov, ein sowjetischer Schmuggler, entdeckte und verliebte sich in den Ruinen Berlins erstmals in den Jazz. Ideologisch motivierte Kulturzensur und Repression existierte zudem in ähnlichem Maße in der DDR, weshalb wir mit der Gedenkstätte Hohenschönhausen in dem Aufruf 'Musik, Haft und Zensur in der DDR – Was haben Sie für „Ihre“ Musik riskiert?' zusammenarbeiten.“ Björn Döring, Veranstalter der Ausstellung

Als ab Mitte der 1960er-Jahre mit der Einführung des Tonbandgeräts diese Technik auszusterben begann, geriet die illegale Technik der Untergrundbewegung trotzdem nicht ganz in Vergessenheit und hinterließ klanglich und visuell einzigartige Artefakte, die uns heute immer noch faszinieren.

14.8. – 5.9., Bone Music, Villa Heike in der Freienwalder Str. 17, buero-doering.de/bone-music

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