#INTERVIEW: Maria Psycho aka Marcus Wolff Performance

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Foto: M. Rädel

Foto: M. Rädel

Seit der Jahrtausendwende ist der Künstler mit seinen ausgefallenen Kostümen einer DER Stars der Szene – und das nicht nur in Berlin. Zusammen mit dem CIRQUE LE SOIR ist er immer wieder weltweit unterwegs. Unlängst performte er in Frankfurt, zum CSD ist er in Köln bei der „SEXY“. Für uns hatte er backstage bei der „REVOLVER“ etwas Zeit.

Du hast letztes Jahr deinen Namen geändert: Aus Maria Psycho wurde Marcus Wolff Performance. Warum?

Drag-Art hat viele Gesichter, und meiner Ansicht nach wurde dieser Name allein meinen Figuren nicht mehr gerecht. Ich befinde mich zurzeit in einem kreativen Wandel. Meine Figuren werden zu einem großen Teil maskuliner, haben Namen und eigene Persönlichkeiten. Das lässt sich nicht mehr so pauschalisieren. Maria Psycho ist über zwanzig Jahre alt und kommt aus der alten Berliner Tunten/Punk-Szene. Ganz gehen wird Maria Psycho aber nie, sondern zu besonderen Gelegenheiten immer mal wieder erscheinen.

Foto: M. Rädel

Worauf legst du Wert bei deiner Kunst?

Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Von Kollegen abzugrenzen! Einzigartig zu bleiben, nicht plagiatorisch. Wobei ja performen auch bedeutet, den bereits bestehenden eine neue Form zu verleihen. Wir sind weltweit nicht viele und sehr ausdrucksstark, doch bunte Menschen mit Maske werden schnell in einen Topf geworfen. Bestes Beispiel ist mein hochverehrter Kollege Joko Koma, der im Gegensatz zu mir mit großer Materialvielfalt arbeitet, fertige ich Reduziertes, Minimalistisches. Ich bin ein 140 Kilogramm schwerer Pracht-Mensch, und genau dieses Bild möchte ich auch aus der Form heben ...

Foto: M. Rädel

Warum liegt dir der CSD am Herzen?

„Es ist ein Privileg, gegen Ungerechtigkeiten auf die Straße zu gehen.“ Hat schon meine Mutti gesagt! Ich war über Jahre hinweg Mitorganisator des Transgenialen CSD in Kreuzberg, der noch verstärkter mit politischen Forderungen auf Missstände aufmerksam machte. Seit Jahren mache ich viele Aktionen auf den Straßen und sehe, dass die Resonanz der Menschen immer positiver wird. Das haben wir Vorreitern wie Salomé, der Tödlichen Doris, Tim Lienhard, Chou Chou de Briquette und vielen anderen zu verdanken, die die ersten CSDs in Deutschland mit auf die Straßen gebracht haben und damit nicht zuletzt auch die Sub/Klub-Kultur geprägt haben. Die moderne offene Klubszene würde es ohne Stonewall genauso wenig geben, wie die entstehende Gleichberechtigung von Transmenschen nicht ohne den Transgenialen CSD, TransInterQueer und viele weitere Projekte und Demos.

Foto: Marcus Wolff Performance

Wie kam es zu dem Treffen mit Rag ’n’ Bone Man?

So etwas passiert einfach ab und zu, wenn man sich sympathisch ist. Ich habe auch schon mit Kollegen wie Till Lindemann (Rammstein) oder Marius Müller-Westernhagen an der Tür gearbeitet.

Wo wir gerade dabei sind: Die Kostüme auf den neuen Knorkator-Tour-Plakaten kommen mir bekannt vor.

Ja, die sind von mir. Gero aka Stumpen hat mich vor einer Weile gefragt, ob ich ihnen ein paar Outfits für ein Cover-Shooting zur Verfügung stellen kann. Da sagte ich Ja.

Du machst jährlich eine Spendenaktion für die Bahnhofsmission, warum?

Mensch sollte nie die vergessen, die Hilfe brauchen. Ich habe vor ein paar Jahren Schwester Elisabeth von der Berliner Bahnhofsmission bei einem Auftritt kennengelernt. Ich war hin und weg von ihrer Kraft und ihrem Willen, Menschen zu helfen, sodass ich mich dem nicht verschließen konnte. Und seit der Zeit ziehen wir wenigstens einmal im Jahr über den Riesenflohmarkt am Ostbahnhof, wo ich in aller Regel auch als Ausrufer tätig bin.

*Interview: Michael Rädel

www.instagram.com/marcus.wolff.performancerevolverparty.com

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