25 JAHRE MAUERFALL: TOBIAS OERTEL, STAHLROHR

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Am 9. November 1989 öffnete die DDR die Berliner Mauer, Ost und West lagen sich in den Armen. Ossis und Wessis berichten, wie sie den Tag, als David Hasselhoff sang, erlebten.

Ich war damals 17 und gerade aus Berlin zur Lehre ins Wohnheim an die Ostsee gezogen. Segeln, Moped, Hafenschenke, wir haben damals alles gemacht, nur nicht TV geschaut. Die Meldung aus dem Radio ging auch am nächsten Morgen bei mir erst einmal unter, schließlich kamen da seit drei Wochen täglich unglaubliche Meldungen. Richtig realisiert habe ich es erst am Abend, zurück in Berlin, als mir die Lawine der Plastetütenmenschen am Bahnhof entgegenkam.

Insgesamt war Ostberlin für Jahre ein einziger Umbruch mit Chaos und Anarchie, was für die Subkultur immer großartig ist. Spannend wäre es gewesen zu erfahren, wie sich die Situation für Schwule im Osten nach dem 9. November, der ja auch Tag der Premiere des Films Coming Out war, in der DDR weiterentwickelt hätte. Zunächst mal war ja der Mauerfall auch keine emanzipatorische Revolution für die Schwulen die kam erst ein paar Jahre später unter anderem mit der Abschaffung des § 175 im Westen und der Outing-Kampagne. Auf jeden Fall ist die Szene im Osten wie im Westen durch offene Grenzen nicht nur größer, sondern auch bunter geworden. Eine Insel und eine Provinzhauptstadt sind zusammen zu der europäischen Party-Metropole für alle geworden, die nicht normal sind oder sein wollen. Es macht eine Menge Spaß, da täglich dran mitzuarbeiten.

TOBIAS OERTEL, INHABER STAHLROHR

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