#QueeresKulturhaus: Coming-out mit „In-visible Realness“

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Das für 2022 geplante „Queere Kulturhaus (E2H)“ startet seine ersten „Queeren Kulturwochen“ am 20. Juni mit der Ausstellung „In-visible Realness: Berlin 50 Jahre nach Stonewall“. Nichts könnte das Konzept dieses Projektes besser erklären, als ein Vorgeschmack auf sein späteres Tun.

Die Ausstellung

Eine große Anzahl queere Künstler*innen – mal schwul, mal lesbisch, mal trans – wurden von den Kuratoren Ben Livne Weitzmann und Justin Polera ausgewählt, um eine großen Bogen durch die Zeit und das queere Spektrum zu spannen. Denn die Ausstellung rekuriert auf die Idee des „Queeren Kulturhaus (E2H)“ als Anknüpfpunkt an die erste queere Emanzipationsbewegung durch Magnus Hirschfeld und seines „Wissenschaftlich-humanitäre Komitees (WhK)“, die sich 1919 im „Institut für Sexualwissenschaften“ manifestierte. Neben Hirschfeld beruft sich das Queere Kulturhaus im Beinamen „E2H“ auch auf die lesbische Schriftstellerin und Aktivistin Johanna Elberskirchen.

„Natürlich gibt es Unterschiede zwischen Schwulen und Lesben“, erklärt Weitzmann, aber er wolle mit der Ausstellung diese Unterschiede umarmen, ohne das Trennende zu betonen. „Difference without separation“, so sein Motto. Ohnehin möchte er das Wort queer weniger als Adjektiv oder Zustandsbeschreibung verstanden wissen; vielmehr ist es für ihn ein Verb, das eine Lebendigkeit ausdrückt, das atmet und in Bewegung ist. Der Bindestrich im Titel der Ausstellung In-visible Realness“ markiert die Spannung zwischen dem Erkenntlichen, dem, was unserem Auge verborgen bleibt und dem, was langsam ans Licht kommt.

20.6. – 19.7., „In-visible Realness“, PS120, Potsdamer Straße Ecke Kurfürstenstraße, Vernissage: 20.6., 18 Uhr, www.ps120.org


Info Queeres Kulturhaus E2H

„Im Queeren Kulturhaus fließen alle Strömungen zusammen“, erklärt die Künstlerin und Galeristin Mesaoo Wrede, die als Kuratorin für das E2H tätig ist. „Schwule oder lesbische Künstler*innen mögen sich heute nicht über Sexualität allein definieren; aber sie sehen es als Teil ihres Lebens, mit dem sie sich auch künstlerisch auseinandersetzen.“

„Wir verschwinden nicht hinter dem Wort queer“

„Wir verschwinden nicht hinter dem Wort queer, wir sind schwul, lesbisch, trans oder inter“, stellt E2H-Vorstand Jan Feddersen klar. „Wir verstehen uns nicht als ideologisch. Unsere Grenzen steckt nur das Grundgesetz ab.“ Bis 2022 entsteht, gefördert vom Berliner Senat, das E2H in Berlin-Mitte als eigener Raum für Kulturveranstaltungen, für queere Archive, für wissenschaftlichen Diskurs und wird öffentlicher, populärer Veranstaltungs- und Diskussionsort sein, kurz: ein neuer, sichtbarer Standort für LGBTIQ* sowie Freunde und Unterstützer im Herzen der queeren Metropole Berlin.

Ende 2022, so der Plan, soll es im jetzigen beta-Haus in der Rudi-Dutschke-Straße eröffnen. Auch wenn es ähnliche Einrichtungen in Gent, San Francisco oder Tel Aviv gibt: „Ein Projekt wie das E2H hat es in Berlin oder sonstwo auf der Welt noch nicht gegeben“, erklärt Feddersen stolz. „Alle queeren Archive kommen hier zusammen, bleiben aber selbständig und autonom.“

Feddersens Vorstandskollegin Christiane Härdel gründete einst das Lesbische Aktionszentrum (LAZ) mit. Dort setzten sich mit Beginn der 70er Jahre Lesben für Emanzipation und Selbstbestimmung ein. „Ein Zentrum für Wissenschaft und Kultur, ein Treffpunkt, zu dem man auch Freunde und Verwandte mitbringt, das hätte ich mir damals schon gewünscht“, so Härdel, für die das Queere Kulturhaus eine Art Lebenstraum und Vermächtnis ist – „ein lebendiger Ort, wo man Inspiration findet, ins Kino gehen kann und sich zum Essen oder einfach nur auf ein Bier trifft.“

Zu den Partnern gehören das Feministische Archiv FFBIZ, das Lesbenarchiv Spinnboden, das Zeitzeuginnenenprojekt LAZ reloaded, die Forschungsstelle Kulturgeschichte der Sexualität der Humboldt-Uni, die Magnus Hirschfeld Gesellschaft ebenso wie die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, die Bildungseinrichtung KomBi sowie die Initiative Queer Nations (IQN).

Auch wenn es noch drei Jahre dauern kann, bis dieses Haus Wirklichkeit wird: „Angesichts der großen Ziele haben wir alle schon starkes Lampenfieber“, so Feddersen.

www.queereskulturhaus.de

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