Monochrome Landschaften

by

Foto: Tiina Itkonen

Die Ausstellung „Ewiges Eis“ im Museum Sinclair Haus portraitiert die Kältezonen unserer Erde: Wie lebt es sich an solch unwirtlichen Orten, wie schnell verschwinden Eislandschaften in Zeiten globaler Klimaerwärmung und welche Auswirkungen hat dies auf das ökologische Gleichgewicht unserer Erde?

Monochrome Weiß-, Blau- und Grautöne, unendliche Weiten, riesige Dimensionen und nur wenige Zeichen menschlicher Zivilisation: Betrachtet man die in der Ausstellung „Ewiges Eis“ gezeigten Naturfotos und -videos, kann man sich bei all der Pracht und Größe nur schwer vorstellen, dass die menschgemachten Umwelt- und Klimaveränderungen trotzdem massive Auswirkungen auf diese entlegenen Gebiete haben können. Doch sie tun es, auch wenn die Uhren im ewigen Eis anders ticken. Veränderungen sind gemächlich, aber ebenso nachhaltig in ihrer Unumkehrbarkeit. Der isländische Fotograf Olafur Eliasson zum Beispiel dokumentiert in „The glacier melt series“ mit Bildpaaren, die jeweils im Abstand von 20 Jahren gemacht wurden, verschwindende Gletscher seiner Heimat.

Tiina Itkonen, die seit 1995 Grönland und dessen Bewohner*innen dokumentiert, berichtet: „In den 1990er Jahren war das Meer neun Monate lang mit Eis bedeckt und es war zwei Meter dick. Jetzt ist das Meer nur noch halb so lange gefroren und das Eis ist nur noch 30 Zentimeter dick“. Diese Veränderungen haben nicht nur direkte Auswirkungen auf die dort lebenden Menschen, deren Umwelt und Kultur zerstört wird, sondern wiederum auch mittelbar auf das Weltklima – eine Wechselwirkung, die sich hochschaukelt. Da wirkt das von Thomas Wrede fotografierte Projekt am Rhonegletscher wie eine Farce: Der Gletscher soll mit Vliesabdeckungen vorm schnellen Abschmelzen bewahrt werden – aber nur damit die dortigen, seit 150 Jahren immer wieder künstlich gegrabenen Eishöhlen als touristische Attraktionen erhalten bleiben.

Foto: Brian Adams

Die Ausstellung als Ganzes ist wie ein schwimmender Eisberg: An der Oberfläche erkennt man nur den kleinsten Teil des Gesamtumfangs. Das Begleitheft, das den Umfang eines kleinen Buchs hat, ist daher fast unerlässlich zum weiteren Erschließen der meisten Ausstellungsobjekte.

Die Ausstellung wird außerdem von unterschiedlichen Veranstaltungen begleitet; neben regelmäßigen Themen-Führungen gibt es am 19. November unter dem Titel „Wissenschaft trifft Kunst“ ein Gespräch mit Philipe Havlik von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und mit Daniel Gilgen über die unter anderem von Gilgen für das Institut für Digitale Museumsmedien erstellte Videoanimation „Time Shift“, die das Gebiet rund um das Museum Sinclair Haus in einer Art Zeitreise von der letzten Eiszeit bis in die vermutete Zukunft visualisiert.

Am 30. November spielt ein Streichquartett Stücke nordischer Komponisten – von Ólafur Arnalds bis Jóhann Jóhannsson.

Ewiges Eis“, noch bis 12.2.2023, Museum Sinclair Haus, Löwengasse 15, Bad Homburg, museum-sinclair-haus.de, Tickets für die Ausstellung sowie die Veranstaltungen über tickets.museum-sinclair-haus.de

Back to topbutton