A Clean Shave: Sweeney Todd

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Fotos: Martin Kaufhold

Das wird eine gothic-blutrünstige Story, an die wir uns wagen“, meinte Daniel Nicolai, Chef des English Theatre, über das Musical „Sweeney Todd“. Und da hat er nicht zu viel versprochen ...

Die Story: Der einst um Frau, Kind und Vermögen gebrachte Benjamin Barker kehrt nach 15 Jahren der Verbannung als „Sweeney Todd“ zurück nach London und schwört allen damals Beteiligten blutige Rache.

Seine Partners-in-Crime sind der junge Seemann Anthony und die Pasteten-Bäckerin Mrs. Lovett. Anthony verliebt sich in Todds Tochter Johanna, die unfreiwillig als Mündel beim lüsternen Richter Turpin lebt. Turpin verurteilte einst Benjamin Barker und steht damit an oberster Stelle auf Sweeney Todds Racheliste. Todd quartiert sich mit seinem Barbierladen im Haus von Mrs. Lovetts Pasteten-Bäckerei ein; sie hat ein Auge auf Todd geworfen und verschleiert geschickt, dass Todds Ehefrau Lucy als eine im Verlustschmerz wahnsinnig gewordene Bettlerin durch die Straßen Londons irrt; Todd glaubt, Lucy sei tot.

Mit Mrs. Lovett schmiedet Todd teuflische Mordpläne, die nicht nur den Rachegelüsten des blutigen Barbiers Tribut zollen, sondern auch Lovetts brachliegendes Pasteten-Restaurant („The worst Pies of London“) durch die Verwertung der Leichen auf makabre Weise ankurbeln. Doch der Erfolg währt nicht lang: Man kommt den beiden auf die Schliche und zu allem Überfluss fallen durch eine Verkettung unglücklicher Zufälle auch Johanna und Lucy dem Blutrausch Todds zum Opfer – was ein Drama!

Fotos: Martin Kaufhold

Ein tolles Ensemble mit eindrucksvollen Choreografien in einer atmosphärisch dichten Inszenierung mit jeder Menge Splatter-Effekten und geschickt platzierten Comedy-Einlagen: Regisseur Derek Anderson ist eine echte Horror-Oper mit Spaßfaktor gelungen.

Stephen Sondheims opulenter Orchester-Score wurde auf eine minimalistische Version mit zwei Pianos und Percussion-Instrumenten runtergefahren; was dem Stück einen intimen Kammerspiel-Effekt verleiht; trotzdem strahlt die geniale Komposition Sondheims durch den gesamten Abend.

Fotos: Martin Kaufhold

Das liegt auch am stimmgewaltigen Ensemble, allen voran der starke Bariton Stephen John Davis, der insbesondere Sweeney Todds Wutausbrüche herrlich furchteinflößend spielt, aber auch allein mit seiner Stimme die Zerrissenheit zwischen dem einst gutmütig-naiven Benjamin Barker und seinem verbitterten Alter Ego Todd heraufbeschwören kann.

Fotos: Martin Kaufhold

Auch das restliche Ensemble muss sich nicht verstecken: Sarah Ingram legt als Mrs. Lovett eine überzeugende Wandlung von der eher mütterlichen Pasteten-Bäckerin zur skrupellosen Geschäftsfrau hin.

Foto: The English Theatre

Publikumslieblinge sind auch Matthew Facchino als stürmischer Anthony, Aliza Vakil als verträumte Johanna, Lucy Warway als der aufgeweckte Bub Tobi und Matt Bateman als skurill-komischer Barbier Pirelli – der allerdings als erstes ermordet wird.

Und wenn das geschieht, dann sprudelt das Kunstblut in hohen Fontänen: Die rechte Hälfte der Sitze der ersten drei Reihen wurde sicherheitshalber wasserfest überzogen und die Zuschauer erhalten dort spritzdichte Frisiercapes als Schutz. Ganz Wagemutige können in der sogenannten „Splash Zone“ auf der Bühne Platz nehmen und der Show hautnah beiwohnen. Aber keine Angst: Die Splatter-Effekte sind zwar essenzieller Teil der Inszenierung, überlagern aber nicht die Handlung und das tolle Musical, das sich bis zum tragischen Finale immer weiter zu steigern vermag.

Sweeney Todd“ läuft noch bis zum 9.2.2020., The English Theatre, Gallusanlage 7, Frankfurt, 19:30 Uhr, Spielzeiten: Di bis Sa, 19:30 Uhr, So 18 Uhr

The English Theatre Mini ABO als Weihnachtsgeschenk

Noch auf der Suche nach einem passenden Weihnachtsgeschenk? Wie wär's mit einem Mini ABO für das English Theatre? Das Mini ABO beinhaltet ein Ticket für das Mega-Musical „Sweeney Todd" sowie ein weiteres Ticket für eine der kommenden Schauspielproduktionen der aktuellen Saison („The Effect“, „Secret Life of Humans“ oder „American Son“).

Infos gibt's auf der Website www.english-theatre.de

Foto: The English Theatre

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