Christoph Michl: Neue Perspektiven

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Foto: IG CSD Stuttgart e.V. / DigitalDesignTeam

Nach knapp 20-jährigen ehren- und zuletzt hauptamtlichen Engagements für den CSD Stuttgart hat Christoph Michl bekannt gegeben, Ende des Jahres seine Tätigkeit als Geschäftsführer des CSD Stuttgart e.V. zu beenden. Warum, das erklärt er im Interview.


Die große Frage zuerst: Was hat dich zur Entscheidung geführt, den CSD Verein zum Ende des Jahres zu verlassen?

Nach fast 20 Jahren in den Diensten des CSD Stuttgart und der Regenbogen-Gemeinschaft ist es für mich persönlich an der Zeit, andere Perspektiven einzunehmen und mich neuen beruflichen Herausforderungen zu stellen. Die diesjährige CSD-Saison war, bedingt durch Covid-19, eine echte Herausforderung. Im August – nach dem ersten Durchatmen – mischten sich zum unbändigen Stolz auf das in dieser Krise als Community Geleistete erste Überlegungen zu den nächsten Schritten. Im Vergleich zu den Vorjahren fehlten jedoch die übliche Euphorie sowie die nötige Leidenschaft für das nächste Festival und die anstehenden Aufgaben. Ein guter Indikator also den Staffelstab weiterzugeben.

Neben dem eigenen Wunsch nach Veränderung wuchs zudem die Erkenntnis, dass die Auswirkungen der weltweiten Corona-Pandemie die CSD-Arbeit nachhaltig verändern werden wird. Veranstaltungen werden bis weit ins Jahr 2021 nicht in der gewohnten Art und Weise stattfinden können. Mit nüchternem Blick ist für mich klar, dass für die Stelle eines hauptamtlichen Geschäftsführers keine Planungssicherheit besteht und finanzielle Mittel erst einmal in die inhaltliche Vereinsarbeit fließen müssen.

Foto: IG CSD Stuttgart e.V. / DigitalDesignTeam

Vereine klagen oft über fehlenden Nachwuchs – gibt es beim CSD Stuttgart genügend junge Menschen, die sich engagieren möchten?

Über die vergangenen Jahre hat sich ein hoch motiviertes, engagiertes und professionelles Team aus gut 25 Personen zusammengefunden. Alle Generationen sind vertreten. Das stimmt mich sehr positiv für die Zukunft. Natürlich werden weiterhin Mitwirkende gesucht; gerne auch noch mehr junge Menschen oder auch Trans*-Personen.

Was wäre dein Wunsch oder deine Botschaft an die nächste Generation?

Neben den ungewissen Planungen rund um Corona sollten wir uns als Community jetzt intensiv darüber austauschen, wie wir mit unserer Bewegung nach der Pandemie weitermachen wollen. Es gibt genügend Aspekte, die diskussionswürdig sind: Nachhaltigkeit, Inklusion, Teilhabe, Kommerz, queeres Lagerdenken, politische Themen und Inhalte, neue Verbündete, stärkere Sichtbarkeiten – beispielsweise von Trans* und Frauen* –, aber auch Gesamtgesellschaftliches wie struktureller Rassismus, Populismus, Antisemitismus und Zusammenhalt insgesamt. Die zentralen Fragen sollten sein: Was wollen wir als Community gemeinsam angehen? Und wie gestalten wir darauf ausgerichtet unseren CSD als Protest- und Feiertag? Diesen Prozess zügig und umfassend anzugehen, das wäre mein Wunsch an alle Beteiligten.


www.csd-stuttgart.de

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