Schauspiel Frankfurt: Inhalt geht vor Ökonomie

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Foto: Robert Schittko

Viel Zeit genommen hat sich das Schauspiel Frankfurt, bevor es sein Programm für die kommende Spielzeit präsentierte; Grund waren natürlich die den Spielbetrieb einschränkenden Hygienevorschriften zur Eindämmung der Corona-Pandemie. „Die Lösung für die Einhaltung der Abstands- und Sicherheitsvorschriften sind für uns ästhetische Fragen“, so Schauspiel-Intendant Anselm Weber. Neben dem Zuschauerraum sind dabei vor allem auch die Abstandsregeln für das Geschehen auf der Bühne relevant. Alle Stücke werden so inszeniert, dass sie den Vorschriften entsprechen – unabhängig davon, wie viele Zuschauer eine Vorstellung besuchen können. „Inhalt geht vor Ökonomie“ lautete Webers deutliche Botschaft für’s Schauspiel Frankfurt. Webers Vertrag wurde im Übrigen bis 2027 verlängert.

Foto: Robert Schittko

Der Inhalt der kommenden Spielzeit ist in der Tat schon lange vor Corona in Planung: Aufgrund er zunehmenden antisemitischen Angriffe begann man bereits Anfang 2019 für die Spielzeit 20/21 zu planen um die Auseinandersetzung mit Antisemitismus und Rassismus in den Mittelpunkt zu stellen. Zu diesem Zweck wurde ein Experten-Beitrat mit Vertreter*innen der Bildungsstätte Anne Frank, des Jüdischen Museums Frankfurt, dem Fritz Bauer Institut und der Jüdischen Gemeinde Frankfurt gegründet. Der Themenschwerpunkt umfasst nicht nur Theaterstücke, sondern auch eine Reihe von Symposien, Vorträgen und Podiumsdiskussionen. Den Auftakt bildet am 3. Oktober ein Theaterklassiker: „Mephisto“ von Klaus Mann, in Szene gesetzt von der gefeierten Regisseurin Claudia Bauer, die erstmals in Frankfurt inszeniert.

Die Schauspiel-Spielzeit startet bereits vorher mit ihrem Programm. Am 11. September mit Shakespeares amouröser Aussteiger-Dramödie „Wie es euch gefällt“ und am 12. September mit dem von Robert Borgmann inszenierten Hybriden „Streit:Gier“: Pierre Carlet de Marivaux schrieb 1744 das Stück „Streit“, in dem ein grausames Experiment beschrieben wird: Vier Menschen fristen ihr Dasein in absoluter Isolation, um dann aufeinander losgelassen zu werden. Die britische Autorin Sarah Kane hat 1998 Marivaux’ Motive in ihrem Stück „Gier“ wieder aufgegriffen und lässt in ihrem ungewöhnlichen Werk vier Menschen über ihren Wunsch nach Liebe, über Sehnsüchte und Begierden sprechen. Regisseur Robert Borgmann fügt für das Schauspiel Frankfurt beide Stücke zusammen.

Im Verlauf der Spielzeit kann man sich außerdem auf verschiedene Kooperationen freuen, unter anderem mit der Dresden Frankfurt Dance Company, der HfMDK, der Oper Frankfurt und mit dem Mousonturm.

11.9., Premiere „Wie es euch gefällt“ von William Shakespeare, Schauspielhaus, Willy-Brandt-Platz, Frankfurt, 12.9. Premiere „Streit:Gier“ von Pierre Carlet de Marivaux und Sarah Kane, Bockenheimer Depot, Carlo-Schmid-Platz, Frankfurt, www.schauspielfrankfurt.de

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