Comedy Coaching „Extrem Anders"

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Foto: Sven Schiffauer

Mit seinem neuen Programm „Extrem Anders“ geht Kabarettist Timo Becker alias Malte Anders erneut in die Schule – im wahrsten Sinne des Wortes, denn das Programm des Theaterpädagogen zu den Themen Radikalisierung, Extremismus, Rassismus, Mobbing und Homophobie ist für Schulklassen konzipiert und coacht Schüler*innen im Kampf gegen Vorurteile. Malte erklärt auf sensible und humorvolle Weise die Hintergründe und Zusammenhänge von extremen Denkweisen und zeigt damit, was Demokratie bedeutet. Wir haben Timo Becker zum Interview getroffen.

Mit „Homologie“ und „GALAKTO-logisch“ bist du bereits erfolgreich mit zwei Programmen zum Thema Homophobie an Schulen gegangen. Ein fester Teil der Programme ist die Fragerunde mit den Zuschauenden. Mit welchen Reaktionen bist du dabei von Seiten der Schüler konfrontiert worden?

Erst einmal finden es natürlich alle spannend, dass vor ihnen ein „echter“ Schwuler steht, der humorvoll und frei über Sexualität redet. Durch kleine Fragezettel ist die Anonymität der Fragerunde gewährleistet, und das ermuntert die Schülerinnen und Schüler, selbst die absurdesten Fragen zu stellen. Von „Willst du heiraten und Kinder adoptieren?“ über „Wie hat dein Vater reagiert?“ bis hin zu Fragen nach meiner Religion und Schwanzgröße ist alles dabei. Auch Kraftausdrücke finden sich da gerne wieder. Das ermöglicht es, zu zeigen wie man als Schwuler damit umgehen kann und gleichzeitig zu demonstrieren, dass Homophobie mitten unter uns ist. Häufig nutzen die Jugendlichen auch nach der Show noch die Möglichkeit mich per Instagram oder Facebook zu kontaktieren.

Hast du direkt erlebt, dass Vorurteile sich im Rahmen der Show auflösen?

Ja. Durch die authentische, offene und humorvolle Veranstaltung merken selbst diejenigen, die vorurteilsbehaftet in die Show reingegangen sind, dass sie sich während der Show mit mir solidarisieren und ihnen die Argumente gegen Homosexualität danach lächerlich und unfair erscheinen. Insbesondere wenn ich in dem Programm Länder vorstelle, in denen noch die Todesstrafe auf Homosexualität steht, macht sich Fassungslosigkeit breit. Aber auch in den vielen persönlichen Geschichten findet sich eigentlich jede und jeder wieder.

Wie alt sind die Schüler*innen, die zu den Programmen kommen?

In „Homologie“ und auch in meinem neuen Programm „Extrem Anders“ richte ich mich an Schülerinnen und Schüler ab der 8. Jahrgangsstufe. Mit „Galakto-logisch!“ schon an die jüngeren Kinder der 3. bis 5. Schulklasse.

Gehst du mit dem Programm direkt in ein Klasse oder spielst du gemeinsam für mehrere Klassen einer Schule?

Die Shows sind immer für ganze Jahrgangsstufen. Meist sind das zwischen 90 und 150 Schülerinnen und Schüler aller Schulformen, die vor mir sitzen.

Wird das Programm von Seiten der Lehrer im Unterricht begleitet oder nachbereitet? Bist du auch Teil davon?

Die Lehrerinnen und Lehrer bekommen von uns Unterrichtsmaterial, das passend zu den einzelnen Shows von uns entwickelt wurde. Da sind neben weiteren Informationen und Fakten auch Gedanken, Rätsel sowie theaterpädagogische Übungen, um das Thema ausgiebig vor- und nachzubereiten.

Ich stehe den Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften nach den Shows noch in der Schule – oder am Nachmittag online für weitere Fragen zur Verfügung.

Kann man das Programm auch ganz normal im Theater sehen?

Ja, ich biete regelmäßig im Gallustheater Vorstellungen aller Shows für Einzelklassen und private Gruppen an. Zur Premiere von „Extrem Anders“ wird es gleich mehrere Vorstellungen sowie eine Abendveranstaltung für alle geben. Da hat man dann auch als Erwachsener die Möglichkeit, in unsere Arbeit reinzuschauen.

Extrem anders“ spannt den thematischen Bogen viel weiter als die bisherigen Programme, die sich hauptsächlich mit Homophobie beschäftigt haben. Wie kam es dazu?

Die aktuellen politischen Ereignisse und die Radikalisierung verschiedener Gruppen und Ideologien, die mir auch in den Schulen immer wieder entgegenschlagen, haben uns dazu gebracht, unsere erfolgreiche Arbeit weiterzudenken.

In „Homologie“ ist es uns gelungen, ein in Schulen tabuisiertes Thema offen und beherzt anzugehen und damit homophobe Äußerungen mit Humor zu entwaffnen. Wir nutzen also unsere Erfahrungen, um uns weiteren gesellschaftlichen Problemen zu stellen. Maltes Kernthema, der Kampf gegen die Homophobie, findet sich in dem Zusammenhang natürlich auch in „Extrem Anders“ wieder.

Wie gehst du in deinem Programm die heiklen Themen wie Rassismus oder Homophobie an?

Wie immer: Mit viel Humor und doppeltem Boden!

Die Schüler*innen sollen in dem Programm lernen, wie wichtig und wehrhaft unsere Demokratie ist. Auch der müdeste Schüler muss begreifen, dass er wach sein muss um Rassismus, Radikalisierung und Homophobie entgegenzuwirken!

Es geht darum, Vorurteile abzubauen und Mobbing zu erkennen, bevor es passiert!

Extrem Anders“ – das Alternativprogramm zu Radikalisierung, Extremismus, Mobbing und Homophobie mit Malte Anders, Regie: Maja Wolff, Premiere am 5.11., weitere Vorstellungen am 6. und 7.11., Gallus Theater, Kleyerstr. 15, Frankfurt, jeweils 10 Uhr.

Am 5.11. gibt es um 18 Uhr eine zusätzliche Vorstellung für Lehrkräfte, Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter und alle Interessierten.

Infos und Kontakt zu Timo Becker alias Malte Anders über www.malte-anders.de

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