Kino: Das Ende des Schweigens

by

Foto: GMfilms

Zu Beginn der 1950er Jahre führten in Frankfurt Staatsanwälte und die Polizei regelrechte Verfolgungsjagden auf schwule Männer durch – nach damals geltem Recht des §175. In seinem Dokumentarfilm „Das Ende des Schweigens“ blickt der Filmemacher van-Tien Hoang auf die Frankfurter Prozesse.

Rund 122 Jahre lang stellte der §175 sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe. Nachdem er 1872 eingeführt wurde, erfuhr er in der Zeit des Nationalsozialismus eine Verschärfung: Ab 1935 wurde die Strafbarkeit auf alle „unzüchtigen Handlungen“ ausgeweitet, so dass selbst Gerüchte dafür ausreichten, um jemanden verhaften zu können. Auch unmittelbar nach der Zeit des Nationalsozialismus blieb diese verschärfte Fassung bestehen – und schlimmer noch: Die Beamten bei Gericht und Polizei waren zum größten Teil die Gleichen wie in den Jahren zuvor.

Zu Beginn der 1950er kam es in Frankfurt schließlich zu einer regelrechten Jagd auf schwule Männer seitens der Staatsanwaltschaft und Polizei, der mehrere hundert Männer zum Opfer fielen. Eine der Schlüsselfigur war der Stricher Otto Blankenstein, dessen Notizbuch mit den Namen seiner Kunden der Polizei als Informationsquelle diente. Viele der Verurteilten von damals schwiegen über das Erlebte, die Prozesse gerieten lange Zeit in Vergessenheit.

Foto: Dennis Dudda

Mit der Doku „Das Ende des Schweigens“, einer Mischung aus Interviews und Spielszenen, arbeitet der Filmemacher van-Tien Hoang nun die Jahre der Frankfurter Verfolgungen ausführlich auf.

Die Historiker Gottfried Lorenz, Marcus Vellke und Christian Setzepfandt erläutern dabei nicht nur die Umstände der Prozesse, sondern erklären auch die Ursprünge des §175, zeichnen ein Gesellschaftsbild der Nachkriegsjahre und der schwulen Subkultur der damaligen Zeit.

Zu Wort kommt außerdem Wolfgang Lauinger, einer der wenigen Zeitzeugen der Frankfurter Prozesse. Lauinger wurde als „Halbjude“ und Homosexueller bereits in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und Anfang der 1950er erneut wegen homosexueller Handlungen verhaftet – aufgrund von Otto Blankensteins Denunziation.

Die Spielszenen in van-Tien Hoangs Film sind mit bekannten Gesichtern besetzt: unter anderem sind Yvo Heinen als Otto Blankenstein und Wolf Gerhardt als Staatsanwalt Thiele zu sehen, Christoph Gerard Stein spielt den jungen Wolfgang Lauinger und Bernd Lottermann – besser bekannt als Ronny Rolls – ist „Die Gräfin“. Eine gut und vor allem ausführlich gearbeitete Doku, die das Licht auf ein dunkles Kapitel der Frankfurter Geschichte wirft, das nicht vergessen werden darf.

Foto: gm films

Foto: gm films

Foto: gm films

Filmstart am 2.12., in Frankfurt zu sehen in Orfeo’s Erben, Hamburger Allee 45.


Die Kinopremiere am 5.12. im Kino Orfeo’s Erben wird ins Cinema, Roßmarkt 7, verlegt; ab 15 Uhr in Anwesenheit von Filmemacher van-Tien Hoang und weiteren Mitwirkenden

Der Film ist außerdem am 5.12., im Kommunalen Kino Weiterstadt, Carl-Ulrich-Str. 9, 15 Uhr, zu sehen, www.gmfilms.de

Back to topbutton