Eine Symphonie des Grauens

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Foto: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung

Zur Spielzeiteröffnung zelebriert die Alte Oper zum zweiten Mal das „Fratopia“-Festival der Entdeckungen, das mit Konzerten, Tanz- und Filmvorführungen Raum für experimentelle Formate lässt. Eine ungewöhnliche Neuentdeckung erwartet nervenstarke Kulturfans mit einer Vorführung des Stummfilmklassikers „Nosferatu“, der vor einhundert Jahren erstmals über die Leinwände der Lichtspielhäuser flimmerte.

Der damals noch unbekannte Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau übernahm die Regie des „Dracula“-Ablegers und setzte dabei auf biedermeierlich-schauerromantische Naturaufnahmen und realistische Schauplätze, was den übernatürlichen Horror verstärkt, der in Form des in den Karpaten hausenden Vampirs Graf Orlok über die Bewohner des norddeutschen Hafenstädtchens Wisborg hereinbricht. Der von Max Schreck meisterhaft verkörperte Untote lechzt nach dem süßen Blut von Ellen, der aufopferungsvollen Ehefrau des Maklergehilfen Thomas, der zu Orlok geschickt wurde, um ihm ein verfallenes Haus in Wisborg zu verkaufen. Doch Gefahr droht nicht nur dem jungen Paar, denn bald verbreitet sich eine mysteriöse Seuche in der Stadt, die die arglosen Bewohner hinwegrafft und der nur beizukommen ist, wenn der Vampir endgültig stirbt. Ein altes Buch klärt auf, wie dies anzufangen sei: Ein Mädchen reinen Herzens muss freiwillig ihr Blut geben, dann würde der Vampir „den Hahnenschrey vergessen“ und im ersten Sonnenstrahl zu Staub zerfallen …

Dank der handwerklichen Kunst Murnaus hat der Gruselfilm nicht von seiner morbiden Faszination verloren und sorgt auch hundert Jahre nach seiner Erstaufführung noch für wohlige Gänsehaut. Spannend wird vor allem die Form der Präsentation, denn im Großen Saal der Alten Oper wird der Film als Live-Improvisation vom Jazzpianisten Michael Wollny und Mitgliedern des Norwegian Wind Ensembles begleitet. Ein wahrhaft einmaliges Erlebnis für die Mitwirkenden und das Publikum gleichermaßen.

18.9., Alte Oper, Opernplatz, Frankfurt, 20 Uhr, www.alteoper.de

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