Frei.Schaffend

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Foto: Martin P. Bühler

Das Städel widmet die Sonderausstellung „Frei.Schaffend“ der zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Malerin Ottilie Wilhelmine Roederstein, die Ende des 18. Jahrhunderts in Frankfurt gelebt und erfolgreich gearbeitet hat. 

Ottilie Wilhelmine Roederstein war nicht nur als Portraitmalerin anerkannt, sondern engagierte sich für Frauenrechte und bessere Ausbildungsmöglichkeiten für junge Frauen – zusammen mit ihrer Freundin Elisabeth Winterhalter, die in Frankfurt als erste weibliche Chirurgin praktizierte, Um 1900 waren die beiden angesehene Persönlichkeiten der Frankfurter Stadtgesellschaft. Sie lernten sich in Roedersteins Geburtsort Zürich kennen, die gebürtige Münchnerin Elisabeth Winterhalter absolvierte hier ihr Medizinstudium.

1890 zogen beide nach Frankfurt und lebten als Paar in einer gemeinsamen Wohnung. Durch ihre berufliche Selbstständigkeit – damals für Frauen eine absolute Ausnahme – waren beide finanziell unabhängig und konnten sich damit gesellschaftliche Freiräume erobern, die anderen Frauen in der damaligen Zeit größtenteils verwehrt blieben.

Foto: Städel Museum

Foto: Städel Museum, Frankfurt am Main Foto: Städel Museum

Künstlerisch setzte Roederstein sich als Portraitmalerin im von Männern dominierten Kunstbetrieb durch: ihr wurden Virtuosität, Kunstfertigkeit sowie Kenntnis und großes Verständnis der Kunstgeschichte zugeschrieben. Ihre Portraits spiegeln zahlreiche Tendenzen der Moderne wider. Ihre Gemälde wurden damals in Ausstellungen in Deutschland, Frankreich, England, den USA und natürlich in der Schweiz gezeigt. Später geriet ihr Werk in Vergessenheit.

Das Städel allerdings erwarb bereits 1902 sein erstes Roederstein-Gemälde und verfügt mit heute insgesamt 28 Werken neben dem Kunsthaus Zürich und der Städtischen Kunstsammlung Hofheim am Taunus (wo das Paar später wohnte) die bedeutendste Sammlung der Malerin. Die Ausstellung „Frei.Schaffend“ ist die erste Werkschau in Deutschland seit über 20 Jahren. Neben insgesamt 75 Werken von Ottilie Wilhelmine Roederstein, die ihren künstlerischen Werdegang dokumentieren, richtet die Ausstellung die Aufmerksamkeit auch die Rolle Rodersteins als Netzwerkerin und Aktivistin.

20.7. – 16.10., Städel Museum, Schaumainkai 63, Frankfurt, www.staedelmuseum.de

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