Im arabischen Rössl

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Foto: Rebekka Waitz

Willy Praml hat der Kitsch- und Schunkel-Operette „Im weißen Rössl“ einen hübschen Schubs verpasst und das komplette Stück arabisiert. Dabei wird sich satt aus den üppigen Klischeekisten des Orients wie des Okzidents gleichermaßen bedient, was der ursprünglich eh schon überdrehten Komödie groteske Züge verleiht.

Es wird zwar noch gejodelt und geschuhplattelt, aber in den knackigen Lederhosen stecken waschechte Syrer. Selbst Rössl-Wirtin Josepha Vogelhuber ist konvertiert, nennt sich Laila Bint Aladin und trägt Hijab zum Dirndl – beides natürlich in Glitzeroptik.

Hits wie „Im Salzkammergut da kammer gut lustig sein“ werden mit ungebremster Inbrunst vorgetragen, nur eben bilingual (deutsch/arabisch); überhaupt ist die

musikalische Begleitung aufwändig: Kapellmeister und Jazzmusiker Martin Lejeune hat die Originalmusik nicht nur mit arabischen Instrumenten besetzt, sondern auch die Arrangements meisterlich umgearbeitet und eine schräge Melange geschaffen.

Eine Produktion, in die viel Herzblut, Engagement und Arbeit reingesteckt wurde; und so steht das quirlige Ensemble am Ende der dreistündigen Revue einem restlos begeisterten Publikum gegenüber.

„Das arabische Rössl“ ist für des Theater Willy Praml eine Fortsetzung der Arbeit mit Geflüchteten und Beheimateten und nach Kleists „Erdbeben in Chili“ und Lessings „Nathan der Weise“ die dritte Produktion der gemischten Truppe.

15.11., Theater Willy Praml, Waldschmidtstr. 19, Frankfurt, 19:30 Uhr, weitere Vorstellungen am 16., 17., 22., 23., 24., 29. und 30.11. sowie am 1.12. www.theaterwillypraml.de

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