Joseph Cassara: Das Haus der unfassbar Schönen

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Pexels, pixabay.com, gemeinfrei

New York, Anfang der 80er: In der vibrierenden Stadt, die damals noch weit entfernt von der heutigen Hochglanz-Metropole ist, blühen die Subkulturen: Neben Hip-Hop und Breakdance, den ersten Underground-House-Clubs und einer ausschweifenden schwulen Szene entsteht auch die ganz neue Bewegung der Drag-Ballrooms.

Die explizit queeren Veranstaltungen sind eine Mischung aus Party und Laufsteg-Wettstreit, bei denen sich die Teilnehmer in Attitüde, Outift und tänzerischer Raffinesse messen. Der Voguing-Tanzstil – angelehnt an die Posen der Supermodels in Hochglanzmagazinen – ist eine der markantesten Erfindungen der damaligen Zeit.

Joseph Cassaras Roman „Das Haus der unfassbar Schönen“ geht zu diesen Wurzeln zurück – genauer setzt er noch einen Schritt vorher an: Seine an reale Personen angelehnten Protagonisten sind die Dragqueens Angel und Venus, der Tänzer Hector, der stille Juanito und Daniel, der sich keiner Genderidentität zuordnen möchte. Alle stammen aus prekären familiären Verhältnissen, in denen Gewalt. Drogen und sexueller Missbrauch zum Alltag gehören. Als gesellschaftliche Underdogs müssen sie sich doppelt behaupten – denn es geht nicht um Spaß und Selbstverwirklichung, sondern um die blanke Existenz.

Die Teenager treten die Flucht nach vorne an und gründen ihre eigenen Wahlfamilien – und ihr „House of Xtravaganza“ wird schließlich zum Zufluchtsort, einer Mischung aus Safe-House, Sozialstation und kreativer Werkstatt, in der eine eigene Kultur entsteht.

Foto: Kiepenheuer & Witsch

Autor Joseph Cassara nimmt sich viel Zeit, um seine Protagonisten vorzustellen und deren vielschichtige Persönlichkeiten ausführlich zu beschreiben, authentisch mit jeder Menge Street-Slang verwoben. Damit wird nicht nur ein Zeitgeist beschrieben, sondern auch viel über den Widerstand und den unbändigen Willen, sich trotz aller Widrigkeiten durchzusetzen und für ein ganz normales Leben zu kämpfen. Im April erscheint der amerikanische Erfolgsroman in deutscher Erstausgabe.

Joseph Cassara „Das Haus der unfassbar Schönen“ erschient am 11.4. bei Kiepenheuer & Witsch, ISBN 978-3-462-05169-8, www.kiwi-verlag.de

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