Kunst im Switchboard: „unbekannte Freuden“

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Foto: Eike Laeuen

Regelmäßig stellt das Switchboard im Cafébereich Kunstwerke verschiedener Künstler aus. Am 22.3. findet die nächste Vernissage statt: „unbekannte Freuden“ des Malers Eike Laeuen. Der gebürtige Bad Homburger hat an der Frankfurter Städelschule studiert und lebt heute in Berlin. Kuratiert wurde die Ausstellung vom Christian Kaufmann, Ludger Hegenfeld und Hubert Hein, ein neues Team, das sich speziell um die Kunstausstellungen im Switchboard kümmert. Im Gespräch erklärt der Kunsthistoriker Christian Kaufmann, welche Kunst er im Switchboard zeigen möchte und was wir in Eike Laeuens Werk entdecken können.

Wie bist du zum SwitchKULTUR-Team gekommen?

Ich bin Stammgast im Switchboard, es ist ein bisschen wie mein Wohnzimmer. Mein Freund arbeitet ebenfalls im ehrenamtlichen Team als Kuchenbäcker, von daher kenne ich das Switchboard gut. Meistens kommen Künstler selbst auf die Switchboard-Mitarbeiter zu, um dort auszustellen. Ich hatte aber die Idee, gezielt Künstler anzusprechen.

Nach welchen Kriterien werden die Künstler ausgewählt?

Da orientieren wir uns natürlich an den Vorgaben des Switchboards, schwule oder lesbische Künstler zu zeigen, oder Werke die Homosexualität oder HIV und Aids thematisieren. Ein nackter Jüngling mit Blümchen in der Hand ist dabei aber nicht das, was mich interessiert. Natürlich gibt es hervorragende Aktfotografie, aber mich interessiert viel mehr, wenn ein Künstler nach innen schaut, sich erforscht und etwas Bildhaftes schafft. Das erscheint vielleicht fremd, aber es ist doch spannend, wenn man beim Betrachten immer wieder etwas Neues entdecken kann. Es wird spannend, wenn der Künstler mehr als nur die Oberfläche zeigt – und das möchte ich gerne im Switchboard ausstellen!

Gibt es eigentlich so etwas wie „schwule Kunst“?

Ja, aber es muss dabei nicht immer nur um Erotik gehen. Das interessiert mich nicht so sehr, aber vielleicht bin ich da auch zu sehr Kunsthistoriker. Was ich spannend finde: Die Erfahrungen, die man als Homosexueller gemacht hat, prägen das Leben, natürlich auch das eines Künstlers. Aus diesem Grund haben homosexuelle Künstler oftmals einen speziellen Blick auf die Dinge. Und das möchte ich gerne zeigen!

Foto: Eike Laeuen

Aus der Sicht des Kunsthistorikers: Ist Kunst im Café generell nicht ein bisschen verloren?

Grundsätzlich würde ich auch keinem Künstler empfehlen, in einem Café auszustellen. Aber das Switchboard ist für mich auch kein gewöhnliches Café. Es ist vielmehr ein schwuler Kulturort. Hier wird mit viel Herzblut, Spaß und Engagement ein Café geführt und ein Kulturprogramm zusammengestellt, und das alles ehrenamtlich. Solche Orte gibt es leider viel zu wenig. Und das sollten wir auf jeden Fall erhalten!

Was kannst du zu den Werken des Malers Eike Laeuen sagen?

Zum einen entstehen abstrakte Bilder: Rasch ausgeführte Pinselstriche hinterlassen farbige Spuren auf der Leinwand, ballen sich zu organisch anmutenden Strukturen zusammen und lösen sich wieder auf – fast ein barock anmutendes Wechselspiel vom Werden und Vergehen, ein pulsierendes Verknäulen und Ineinanderfließen von Farbe, das auf der Leinwand stattfindet. Ganz Ähnliches begegnet uns bei den gegenständlichen Motiven von Eike Laeuens Bildern, seien es Portraits oder Stillleben. Auch dort findet sich spannungsgeladenes Spiel aus sich formierender Gegenständlichkeit und sich auflösenden und ins abstrakte gleitenden Bildpartien. Vanitas ist allgegenwärtig auf den Bildern, ironisch inszeniert im Motiv des Schädels.

unbekannte Freuden“ von Eike Laeuen, Vernissage am 22.3., Switchboard, Alte Gasse 36, Frankfurt, 19 Uhr, die Ausstellung ist bis 13.5. zu sehen. Mehr Infos über www.switchboard-ffm.de

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