Music for Hotel Bars – Home Edition

by

Foto: Lindley Hotel, Frankfurt

„Muzak“, „Fahrstuhlmusik“ oder „Funktionsmusik“ nennt man die unauffällige Hintergrundmusik, die in Einkaufszentren oder Kaufhäusern zu hören ist. Hier eingesetzt soll der angenehme Klangteppich natürlich zum Konsum anregen.

Aber auch an anderen Orten wird Musik funktional eingesetzt: Zum Beispiel an Flughäfen oder vor Beginn großer Rock- und Popkonzerte – hier vor allem um ein beruhigendes Ambiente zu schaffen. „Ambient Music“ nennt sich daher auch die elektronische Variante der Muzak, die der britische Klangpionier Brian Eno mit seinem 1978 veröffentlichten Album „Music for Airports“ populär machte. Er kombiniert sphärische Synthesizerklänge mit losen Klaviersounds.

Ein Berliner Projekt experimentiert aktuell mit einer weiteren Spielart der Funktionsmusik: „Music for Hotel Bars“. Eine schöne Kombination, denn die Hotelbar steht für urbanen Jetset-Zeitvertreib, die Sehnsucht, das Heimweh aber auch für gepflegte Langeweile oder temporär angelegte Flirts. Ob der Mythos Hotelbar der realen Wahrheit entspricht sei dahingestellt – es geht um den Imaginationsraum, den eigenen Film.

Die Konzertreihe „Music for Hotel Bars“ beauftragt in verschiedenen Metropolen verschiedene Musiker*innen damit, für eine spezielle Hotelbar einen individuellen Soundtrack zu komponieren. Die Tour sollte bereits Anfang 2020 auch ins Rhein-Main-Gebiet führen, musste aber pandemiebedingt verschoben werden; auch die geplanten Abende im Januar und Februar 2021 wurden abgesagt.

Nun wird es trotzdem die Möglichkeit geben, die Werke in alternativer Form erleben zu können: Als digitale Barmusikmaschine, aus einer gemütlichen Kellerbar-Atmosphäre oder aus der eigentlich geschlossenen Marmion Bar des Frankfurter Lindley Hotels streamen drei Künstler*innen-Kollektive ihre Kompositionen live per YouTube-Video oder als Zoom-Konferenz ins eigene Heim – inklusive eines eigens ausgewählten Cocktail-Rezeptes für den Signature-Drink des Abends.

Hinter „Music for Hotel Bars“ steckt als künstlerischer Leiter Bastian Zimmermann, der in Frankfurt unter anderem als Gründer der „Bi Open“-Reihe in der Metropol Sauna bekannt ist.


15.1.: Les Trucs

Den Auftakt gibt am 15. Januar das Frankfurter Duo „Les Trucs“ alias Charlotte Simon und Toben Piel, das sich der Idee der „Musique d’ameublement“ (Musik als Möbelstück) annimmt; die ursprüngliche Einrichtungsmusik war um die 1920er vom Komponisten Erik Satie als musikalische Provokation erdacht und komponiert worden und versuchte, Musik als Dekoration zu verstehen.

Ganz in diesem Sinne haben Les Trucs etwas aus Holz gezimmert und streamen mit Synthesizern live aus ihrer eigenen Keller-Hausbar. Das Home Bar-Publikum kann per Video- und Tonschalte teilnehmen und zusammen mit den Künster*innen den Signature-Cocktail „Der letzte Drink“ genießen; Rezept und Link gibt’s hier.

Foto: Les Trucs


22.1.: Oliver Augst

Der Performance-Künstler und -Musiker Oliver Augst versteht Hotelbarmusik als Fließbandmusikarbeit, für die sich verschiedene Musiker im Schichtbetrieb die Songs, den Applaus und die Aufmerksamkeit des Publikums teilen. Folgerichtig präsentiert Augst am 22. Januar eine von Pedro González Fernández programmierte digitale Musikmaschine, bestückt mit zuvor eingespielten Sound-Samples, aus denen die Gäste nun einen endlos generierten Musikteppich fürs eigene Heim weben können. Augst führt in das Werk ein und präsentiert seinen Drink des Abends: „James Bond Martini“. Rezept und Link gibt’s hier.

Foto: O. Augst


28.2.: Annesley Black und Friederike Thielmann

Die zur Zeit verwaiste Marmion Bar im fünften Stock des Lindley Hotels Frankfurt soll am 28. Februar Ort der Performance von Annesley Black und Friederike Thielmann werden. Sie verlieren sich mit Mandoline und Fiedel in der Bluegrass-Musik der US-Südstaaten und lauschen am leeren Tresen haarsträubenden Mörder-Legenden. Dazu passt natürlich ein ordentlicher Whiskey in Form eines „Rattlesnake Smash“, der Signature-Drink des Abends. Rezept und Link gibt’s hier.

Foto: Lindley Hotel, Frankfurt


Music for Hotel Bars:

15.1., 20 – 21:30 Uhr, Les Trucs live aus der eigenen Kellerbar

22.1., 19 – 20:30 Uhr, mit Oliver Augst und der Barmusikmaschine

28.2., 20:30 – 22:30 Uhr, mit Annesley Black und Friederike Thielmann live aus der Marmion Bar im Lindley Hotel Frankfurt

Mehr Infos: www.musicforhotelbars.com

Unter www.soundcloud.com/musicforhorelbars gibt’s zum Reinhören Mitschnitte der 2019 stattgefundenen Sets in verschiedenen Hotel Bars.

Back to topbutton