Pläne für den CSD Frankfurt

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Foto: bjö

Das Team des CSD Frankfurt hat getagt: 2021 wird ähnlich wie im vergangenen Jahr eine kleine Version des Communityfestes geplant, mit einer Kundgebung auf dem Römerberg und einem Demonstrationszug durch die Innenstadt. Zusätzlich wird aber auch über ein CSD-Fest im Herbst nachgedacht. Einzelheiten erklärt Andreas Gerlach, der neue Sprecher des CSD Frankfurt, im Gespräch mit GAB.


Andreas, wie seid ihr an die CSD-Planung 2021 rangegangen?

Foto: Gerlach

Ja, wir haben wirklich lange hin und her überlegt, was wir in diesem Jahr machen werden. Einen konkreten Termin hatten wir ja schon offiziell festgelegt, vom 16. bis 18. Juli … Aber wir haben jede Woche die neuen Höchststände der Corona-Zahlen gesehen, und jede Woche kamen Absagen oder Verschiebungen von Festen, Veranstaltungen und Events. Mit Ariane Fischer haben wir ja eine Vorständin, die auch im Künstlerteam sitzt, das Bühnenprogramm plant und uns damit als Vorstand direkt beraten kann. Ariane sagte: ‚Jetzt müssen wir eine Entscheidung treffen! Wir alle wissen ja – es hängt einiges an so einer Veranstaltung: Bühnenprogramm, Sicherheitsdienste, Behördengenehmigungen und was es sonst noch alles gibt. Das braucht einen Vorlauf mit Verträgen, die manchmal auch dann Geld kosten, wenn die Veranstaltung ausfällt. Also haben wir nach einer recht kurzen Diskussion entschieden, es dieses Jahr nochmal so ähnlich zu machen wie letztes Jahr.

Das wird viele erst mal enttäuschen. Aber wir leben ja nicht im luftleeren Raum. Corona bestimmt aktuell unser Leben, da kann man als CSD nicht die Verantwortung übernehmen, plötzlich ein Superspreader-Event zu werden. Und ganz ehrlich – vermutlich würden wir die Veranstaltung in der üblichen Größe gar nicht genehmigt bekommen, aus verständlichen Gründen. Weder die Stadt will unsere Besucherinnen und Besucher gefährden, und wir als CSD-Verein erst recht nicht.

Das heißt konkret: Es soll am 17. Juli, am CSD-Samstag, eine Kundgebung auf dem Römerberg geben, die Regenbogenflagge soll gehisst werden, es soll kleine Reden geben, aber auch wieder die traditionelle Schweigeminute für die an Aids verstorbenen Frankfurterinnen und Frankfurter.

Wir planen auch ein ganz kleines Rahmenprogramm, also vielleicht ein oder zwei Musikstücke von lokalen Künstlerinnen und Künstlern. Die Planung dafür liegt beim Künstlerteam. Und anschließend soll es wieder einen Demonstrationszug durch die Innenstadt geben. Aber anders als letztes Jahr gilt: Keine Autos, keine Fahrräder. Wir wollen das dieses Jahr rein mit Fußgruppen umsetzen.

Und es soll wieder ein Motto geben. Wir haben die Regenbogencrew gebeten, uns dabei zu helfen. Die ist jetzt fleißig und sammelt Ideen. Das steht aber noch ganz am Anfang, da kann man noch keine Tendenz sagen, wohin die Mottoreise geht.

Foto: bjö

Welche Erfahrungen aus dem vergangen Jahr nehmt ihr mit in eure Planung?

Also, wir wussten im letzten Jahr ja nicht, wie das alles funktionieren soll. Von 100 Prozent großem CSD-Fest auf sagen wir mal 10 Prozent mit kleiner Kundgebung und Autokorso – wer weiß schon, wie das klappt? Aber wir waren begeistert von der Resonanz. Die Stadt hat uns da auch keine Steine in den Weg gelegt. Damals waren ja die Kritiker der Corona-Maßnahmen fast jedes Wochenende mit ihren Demos in der Stadt zu sehen, deshalb hatten wir strenge Auflagen. In der Pandemie mit dem gebührenden Abstand ist auch der Römer nur für eine bestimmte Anzahl Menschen ausgelegt. Aber das hat super funktioniert.

Für den Autokorso hatten wir uns auch wegen der Corona-Maßnahmen entschieden: In einem Auto ist eine maximale Anzahl an Personen erlaubt, zwischen den Autos gibt es den nötigen Abstand und im Auto ist die Nachverfolgung von Ansteckungen besser gewährleistet.

Am Ende hatten wir dann doch Fußgruppen und Fahrräder mit im Demozug. Hat trotzdem alles geklappt. Ein bisschen kritisiert wurden wir beim Demozug für die Fokussierung auf das Auto, aber wie gesagt – ein Auto war für uns die beste Variante für die Einhaltung der Corona-Auflagen. Inzwischen haben wir uns aber wohl alle an Abstand und Maskenpflicht gewöhnt. Deshalb denken wir, dass dieses Jahr Fußgruppen gut zu handhaben sind.

Foto: bjö

Kannst du schon etwas zu den Plänen des CSD-Festes im Herbst sagen?

Ja, es gibt da einige Optionen. Aber eben kleiner als üblich. Die CSDs um uns herum machen es ähnlich und verschieben momentan alles in den Frühherbst, Richtung September. Der Berliner CSD hat in seiner Mitteilung geschrieben, dass erstmal ein Termin festgelegt worden ist und falls die Corona-Lage weiter schlecht bleibt, dann ist das Fest schnell abgesagt. Wir wollten eher auf Nummer sicher gehen – deshalb der Termin am 17. Juli; da hätten wir ohnehin die Kundgebung und den Demonstrationszug gehabt und zeigen damit unsere Präsenz. Wir sind da!

Aber die Infostraße und das große Bühnenprogramm – das müssen wir dieses Jahr eine Nummer kleiner machen. Es gibt wie gesagt einige Optionen, die wir diskutieren. Eine Möglichkeit wäre, den Roßmarkt zu bespielen. Wir denken aber auch an eine Kooperation mit anderen LGBT-Veranstaltungen – da wäre zum Beispiel der „Lauf für mehr Zeit“ auf dem Opernplatz. Aber das sind alles noch Pläne im Kopf. Die Behörden müssen mitspielen. Falls es noch Beschränkungen gibt, müssten wir das irgendwie über Einlasssysteme kontrollieren können. Das ist natürlich gerade bei LGBT-Menschen ein heikles Thema. Da wird noch viel diskutiert werden. Ich denke, im Juni, spätestens im Juli zur CSD-Kundgebung auf dem Römer werden wir konkret sagen können, was möglich ist und was nicht.

Du bist der neue Pressesprecher des CSD – erzähl ein bisschen über dich!

Ich bin jetzt seit zwei Jahren im CSD-Vorstand und bisher zuständig vor allem für die Grafik. Ich war auch schon im Team mit Joachim Letschert, dem langjährigen Pressesprecher. Und weil Jo einfach auch mal wieder was anderes machen wollte – zum Beispiel seine geliebte Schauspielerei – hat er sein Amt aufgegeben.

Das sind ganz schön große Schuhe, in die ich da geschlüpft bin. Jo war das Gesicht des CSD und mal sehen, ob mir das auch gelingt.

Mit dem CSD hatte ich in den Jahren vor meinem Engagement im Vorstand schon zu tun. Ich bin auch im Vorstand von radioSUB, dem schwul-lesbischen Radio hier in Frankfurt. Und das großartige radioSUB-Team hat Jahr für Jahr vom CSD berichtet, die letzten Jahre dank neuer Technik auch per Liveübertragung von der Demonstration, aber auch mit Diskussionsrunden auf der Kulturbühne in der Infostraße.

Jetzt so direkt im, na sagen wir mal, „Machtzentrum“ des CSD Frankfurt zu stehen, ist sehr spannend. Wenn man nur über die Konstablerwache spaziert und die Veranstaltung von außen betrachtet, ist alles ganz einfach. Wie immer zeigt der Blick hinter die Kulissen, dass diese Leichtigkeit so einer Veranstaltung harte Arbeit ist – mit einem super Team, dass das alles noch nebenbei ehrenamtlich macht. Ich mache jetzt seit 1997 radioSUB, also 24 Jahre. Ich bin jetzt 51, vielleicht schaffe ich ja noch 24 Jahre CSD Frankfurt e.V. (lacht).


17.7., CSD Frankfurt, Kundgebung auf dem Römerberg mit anschließendem Demozug zu Fuß durch die Innenstadt, mehr Infos über www.csd-frankfurt.de

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