Switchboard: Hier wird gelebt!

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Kneipe, Café, Veranstaltungsort für Kultur, Politik und Partys, Treff für verschiedene queere Gruppen – all das ist das heutige Switchboard.

Das Switchboard hat sich schon immer verändert:

Im Gründungsjahr 1988, in einer Zeit, in der Aids eine lebensbedrohliche Krankheit bedeutete, suchte die Frankfurter AIDS-Hilfe einen Ort als Safer Space für HIV-positive Männer und als Treff für die damalige Positivengruppe. Heute ist diese Funktion bloß eine der vielen Facetten des Switchboards, das nach wie vor fast gänzlich ehrenamtlich geführt wird.

In diesem Jahr feiert die weitgehend ehrenamtlich geführte Szene-Institution ihren 35. Geburtstag und ist damit eine der ältesten Lokale im Frankfurter Bermudadreieck. 

Zum Jubiläum haben wir Robert und Ralf zum Interview getroffen. Beide gehören seit 19 Jahren zum ehrenamtlichen Team und organisieren seit 2011 die Kulturveranstaltungen im Switchboard.

Könnt ihr euch noch an eure Anfangstage in Switchboard erinnern? 

Robert: Ich erinnere mich noch, dass hier in der Ecke, wo jetzt die Blumen stehen, früher ein PC stand. Da musste man Geldmünzen einwerfen und konnte dann ins Internet! 

Ralf: Ein großer Kasten war das. Als der PC dann in die unteren Räume, was heute die Lounge ist, wechselte, wurden dort unzüchtige Sachen angeguckt, Handy und so war damals noch nicht so.

Robert: Wir haben dann eine Plastikkamera in den Raum gehängt, dann war ein bisschen mehr Ruhe da unten. Ich glaube, das kann man sich gar nicht mehr vorstellen. Die Gäste haben sich dann bei uns an der Theke beschwert „ich möchte auch mal an den PC und ins Internet, der andere ist schon eine Stunde dort …“ So war das 2004/2005.

Ralf: Wir waren beide im Barteam. Damals gab es hier noch keine regelmäßigen Kulturveranstaltungen. 

Robert: 2004 gab es die Partys wie den BeatClub zu Fasching oder den Rosa Montag, es gab einen BeatClub im Herbst und das Oktoberfest oder Halloween, und es gab den Tanz in den Mai.

Ralf: Kultur gab es ab und zu mal, aber ich weiß gar nicht, wie oder wer das organisiert hat. 

Wie kam es dann zu SWITCH-Kultur?

Robert: Los ging es mit SWITCH-Kultur und der Offenen Bühne 2011. Wenn ich mich richtig erinnere, hatten wir in den Jahren 2008/2009 einen massiven Einbruch an Gästezahlen und es gab kaum Umsatz. Wir mussten dann aus dem Barteam heraus das Switchboard neu erfinden. Die Idee zur Offenen Bühne kam eher spontan, und damit ging es dann irgendwie los. Plötzlich hatte man eine Veranstaltungsreihe und kurz danach ist auch die SWITCH-Kultur gestartet. Das Kultur-Team plant und organsiert alle Veranstaltungen. Und das Team ist in den letzten Jahren wirklich gut zusammengewachsen. Wir nehmen da unterschiedliche Rollen ein. Ralf plant mit anderen zusammen das Programm und kümmert sich um die Künstler. Ich und zwei andere sind eher für die Bühnentechnik verantwortlich. 

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Foto: Ralf Döblitz

Ihr seid ja heute ziemlich professionell ausgestattet mit Bühnentechnik, Mikrofonen und Mischpult, das gab es am Anfang wahrscheinlich noch nicht? 

Ralf: Ich kann mich noch erinnern, als ich angefangen habe, Künstler fürs SWITCH-Kultur-Programm zu finden, hieß es: Du kannst hier gerne auftreten, deine Flyer auslegen, du bekommst auch Essen und Trinken, hast einfach einen schönen Abend mit uns – aber geben können wir dir nix. Ein Mikrofon hatten wir damals schon, aber Licht und Bühnentechnik, das gab es alles noch nicht. Trotzdem haben viele gesagt, ich mache das. Zum Teil, weil sie noch eher unbekannt waren, oder auch weil das Switchboard ihnen wichtig war. Aber das war schon mit viel Betteln und Flehen verbunden. Ein Programm voll zu kriegen, war damals deutlich schwieriger als heute. Jetzt müssen wir sogar schon aussortieren. Wir bekommen so viele Anfragen, auch von vielen, die nochmal wiederkommen wollen, aber auch viele, die davon gelesen haben und dann fragen, ob sie zum Beispiel ihr Buch hier vorstellen können. Gefühlt könnten wir so das gesamte nächste Jahr jetzt schon planen!

Robert: Man könnte theoretisch jede Woche eine Veranstaltung machen. Das bekommen wir aber personell und zeitmäßig nicht hin.

Ralf: Ursprünglich war eine Veranstaltung pro Monat geplant, inzwischen sind wir bei zwei, drei Terminen im Monat. Es gab schon Gäste, die sagten, dass sie einfach mal wieder einen „normalen“ Abend im Switchboard haben wollen, einfach um was zu trinken. Das müssen wir natürlich auch berücksichtigen. Wir haben das Programm daher ein bisschen aufgeteilt, das Kino SWITCH-Cinema findet zum Beispiel jetzt hinten im Gartensaal statt, auch damit vorne im Café nicht jeden Tag Programm ist, sondern das Café auch als Café und Bar zur Verfügung steht. 

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Das Switchboard hat über die Jahre einen ganz schönen Wandel hingelegt, vom Infocafé der AIDS-Hilfe Frankfurt als Safer Space für HIV-positive Männer hin zum heutigen queeren Zentrum mit Bar- und Cafébetrieb.

Ralf: Nachdem die AIDS-Hilfe sich 1985 gegründet hatte, hat sie genau einen solchen Ort gesucht. Damals war das Thema Aids ja noch mit sehr viel Unwissen und Angst verbunden, wie und wo man sich ansteckt, und viele waren ja oft auch gezeichnet von HIV und Aids. Die AIDS-Hilfe hat dann hier den Positiventreff in den Kellerräumen organisiert. Oben war damals noch ein Apfelweinlokal, was dann von der AIDS-Hilfe durch einen glücklichen Zufall übernommen werden konnte,

Robert: „Claires Pinte“ hieß das wohl früher. Die AIDS-Hilfe hat renoviert, und dann ging es los.

Ralf: Der Gastraum hier oben wurde genutzt mit dem, was man hatte. Das war anders als heute: Bunter Mix aus Stühlen, die Theke war auch noch an einer anderen Stelle und die Fenster waren aus Butzenglas, so dass man nicht rein- oder rausgucken konnte. Es gibt das Gerücht, dass irgendwann mal eine Scheibe kaputt gegangen ist, und man weiß nicht, ob das ein Anschlag von außen war, oder ob da jemand die Scheibe kaputt gemacht hat, weil er einfach andere Scheiben haben wollte, um klare Sicht zu haben und sich evtl. auch nicht verstecken zu müssen. Am Anfang war das Switchboard ein Treff für HIV-positive Männer. Und deswegen gab es auch Vorbehalte gegenüber dem Switchboard.

Ist das heute immer noch so?

Robert: Ich glaube ja. Das Switchboard ist das schwule Aids-Café, das ist irgendwie immer noch drin. Vielleicht wird das mittlerweile aber auch positiv gesehen: Da kann man hingehen, da bekommt man Informationen oder es wird ein Ansprechpartner vermittelt. Aber wir tun unser Bestes, dass es nicht nur ausschließlich als das Aids-Café gesehen wird.

Ralf: Wenn ich hier mit Jüngeren ins Gespräch komme, merke ich aber auch, dass die oftmals gar nichts über die Geschichte des Switchboard wissen. Oder dass die AIDS-Hilfe Träger des Switchboard ist. Die nehmen das als queere Kneipe wahr, was ja auch gut ist – wir sind ein Teil vom großen Ganzen und für jeden da, sofern diese nicht diskriminieren oder stigmatisieren, freundlich sind und auch keine rechte Gesinnung oder ähnliches haben. Queer Family. 

Robert: Aber den Unterschied zu anderen Lokalen nehmen sie auch wahr, weil hier halt kein Verzehrdruck besteht oder irgendwelches Schaulaufen der Gäste stattfindet. Man muss sich nicht aufrüschen, um herzukommen … 

Dafür gibt’s hier eher das Schaulaufen der Kellner …

Robert: (lacht) Ja, das vielleicht auch manchmal. Aber man kann sagen, das hier ist die Erweiterung des Wohnzimmers. Also, man kann zu Hause aufstehen und in der Jogginghose herkommen, das würde in diesem Laden auch passen. Und ich glaube, auch, dass wir bei den jungen Leuten in der Wahrnehmung wirklich ein queeres Lokal geworden sind. Ich werde das Switchboard immer als schwule Kneipe bezeichnen, weil ich es so kennengelernt habe. Aber wir sind heute offen für alle aus dem queeren Umfeld, auch für diese „Abnormalität hetero“ (lacht), das soll es ja auch geben (lacht). Wir haben zum Beispiel hier eine Tanzgruppe, die nach ihrem Training auf dem Weg zur S-Bahn bei uns öfters einkehrt. Von denen ist keiner queer, aber die fanden das irgendwie ganz toll bei uns und sind seitdem unsere Gäste geworden. Da gibt es so einige, die einfach mal mitgeschleppt wurden, und dann findet man es schön und kommt selber auch mal vorbei.

Ralf: Was viele auch gar nicht wissen, dass wir hier ehrenamtlich arbeiten. Das bekommen wir ganz oft zu hören. Wie macht ihr das? Gerade neue Gäste sind dann erstaunt, es gibt gutes Essen, Getränke, Service, und wir sind nett und die Preise sind hier halt nicht so hoch.

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Wie viele Leute sind im Team?

Robert: Es gibt bei der AIDS-Hilfe einen hauptamtlichen Leiter für das Switchboard, das ist momentan noch der Roland, und noch einen hauptamtlichen Minijobber für die handwerklichen Arbeiten und als Vertretung für Roland. Der Rest ist alles ehrenamtlich. Wir sind so 35 bis 40 Leute. Und eigentlich sind wir 10 zu wenig, um entspannt zu planen. Wir können hier ja ganz offen drüber reden, dass das Barteam im Switchboard zusammen mit dem Laden altert und man möchte oder kann nicht mehr so viele Dienste machen. Ein Teil des Barteams hat mit dem Gastbetrieb überhaupt nichts zu tun. Es gibt zum Beispiel jemanden, der kümmert sich nur um die Wäsche, es gibt jemanden, der kocht und backt nur, und jemand anderes macht die handwerklichen Sachen. Die siehst du abends nie hier arbeiten, weil sie andere Aufgaben wahrnehmen. Und die Kulturarbeit verschlingt neben dem Bardienst ja auch nochmal ein paar Stunden. Deswegen wäre es mit ein bisschen mehr Leuten entspannter.

Wie kann man sich ehrenamtlich fürs Switchboard engagieren?

Robert: Zum einen gibt es den Barbetrieb, der in der Regel mit Service-, Theken- oder Küchendienst verbunden ist. Aber auch hinter den Kulissen gibt's immer Arbeit für Leute, die handwerklich begabt sind, weil der Laden hier schneller auseinanderfällt als man ihn zusammenhalten kann (lacht). Also, wer handwerklich begabt ist und sagt, ich möchte unterstützen, dass ich irgendwas repariere oder regelmäßig nach dem ein oder anderen schaue, ist auch herzlich willkommen. Oder wenn jemand sagt, ich kann auch zusätzlich noch Wäsche machen oder mich darum kümmern, dass bei der Offenen Bühne bei SWITCH-Kultur ab- und aufgebaut wird, dann ist sie oder er immer herzlich willkommen. Oder jemand möchte nur bei den Partys helfen, weil man da auch Spaß dran hat. Da gibt es also genug zu tun.

Ralf: Ja, es gibt ja auch welche, die nur sonntags arbeiten können und gerne Kaffee und Kuchen machen. Es findet sich da etwas für jeden, der das Switchboard unterstützen möchte. Man kann sich einfach bei uns melden und dann schauen wir. Wir hatten aber auch schon welche, die gesagt haben, boa, das ist ja richtig Arbeit hier! Das ist nicht nur mal ein Getränk ausschenken, denn hier ist schon viel los. Auch mit den zwei Gruppenräumen, ist das schon Arbeit. Aber die macht halt Spaß, man lernt neue nette Menschen kennen und arbeitet in einem tollen Team. 

Robert: Ja, es ist schon viel, wenn du vorher den ganzen Tag gearbeitet hast und kommst dann nochmal hier her. Da muss man ehrlicherweise sagen: Es geht dann spätestens um halb sieben los mit dem Vorbereitungsdienst, um 19 Uhr öffnet der Laden, und wenn alles gut läuft, sind bis um 23 Uhr die Gäste da, dann schließen wir und dann muss man noch aufräumen. Das heißt, man ist gegen Mitternacht zu Hause, manchmal auch erst ein bisschen später. Das sind dann halt noch mal sechs Stunden nach einem Arbeitstag. Das ist viel, das macht Spaß, aber es ist halt Arbeit, das muss man wissen.

Wie sieht es generell mit jungen Leuten aus, im Team oder auch bei den Gästen?

Ralf: Wir hatten ja mal die Sorge, dass die jungen Leute hier nicht reinkommen, aber die Sorge brauchen wir nicht mehr zu haben. Und auch im Thekenteam würde ich sagen sind mittlerweile schon viele Jüngere. Also, unter 40. 

Robert: Aber wir wissen auch von anderen Vereinen oder ehrenamtlicher Arbeit, dass es schwer ist, Leute zu finden, noch dazu für mehr als zwei Stunden am Abend. Der Laden braucht junge Leute, damit wir weiter frisch bleiben, neue Ideen reinkommen und sich der Laden an die Zeit anpasst. Daher sind wir sehr dankbar, wenn junge Leute unsere Gäste sind und von ihren Bedürfnissen erzählen. Oder auch, wenn sie Mitarbeitern sagen, hey Leute, heute macht man das so und so und so. Damit kriegen wir den Wandel dann ziemlich gut hin.

Ralf: Unsere Gruppen sind mittlerweile nicht nur schwule Männer. Bei den Selbsthilfegruppen gibt es viele Heteros, Bisexuelle und queere Gruppen. Und auch da glaube ich, dass die Jüngeren hier Innovation reinbringen. Das geht schrittweise und langsam, aber ich bin zuversichtlich

Robert: Wenn Jüngere hier mitarbeiten oder neue Ideen haben, dann erfahren sie selbst auch immer ein bisschen was über die schwule DNA dieses Ladens. Wir kriegen das immer sehr gut zusammen und sehen, dass der Laden sich zwar ständig wandelt und erneuert, aber immer sich selbst treu bleibt. Zumindest die letzten 19 Jahre, wo ich dabei bin, kann ich sagen, hat das ganz gut funktioniert.

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Was befindet sich heute in den oberen Stockwerken? Das waren ja früher mal Beratungsräume. 

Robert: Die Beratungsräume sind umgezogen in die Geschäftsstelle der AIDS-Hilfe in der Friedberger Anlage, in den maincheck. Hier im Haus selbst hat der Hauptamtliche seinen Arbeitsplatz, es ist außerdem die Hessische Landesfachstelle für LSBT* im Alter hier im Haus, die von der AIDS-Hilfe Frankfurt und LIBS, der Lesben Informations- und Beratungsstelle, hier wahrgenommen wird. Das hat bislang Norbert Dräger gemacht und neu macht's jetzt Markus Johannes. Die Love Rebels, das Safer-Sex-Team der AIDS-Hilfe, haben hier auch ihren Raum. Ganz oben im Haus gibt es von der AIDS-Hilfe ein Wohnprojekt.

Als ich hier angefangen habe, gab es die Jugendgruppe „Our Generation“. Die ist dann zum Jugendprojekt KUSS41 an der Konstablerwache geworden, sie haben von der Stadt einen Ort bekommen. Und inzwischen haben einige der KUSS41-Gäste auch wieder den Weg zurück zu uns gefunden, nachdem sie aus KUSS41 „rausgewachsen“ sind.

Ralf: Ich denke, in der Szene hat das Switchboard seinen Platz gefunden. Das ist nicht mehr nur das Café der AIDS-Hilfe. 

Seit sechs oder sieben Jahren hat auch die Stadt Frankfurt das Switchboard entdeckt und gesehen, dass hier was passiert, in diesem „kleinen Kulturhaus“, sag‘ ich jetzt mal. Die Bürgermeisterin Frau Eskandari-Grünberg war auch schon zwei Mal hier zu Gast, es hat also eine Bedeutung innerhalb der Stadt, das Wissen, der Laden ist einfach wichtig. Seit 2017 fördert die Stadt unsere SWITCH-Kultur. Wir bekommen eine Jahressumme für die Kulturarbeit, davon können wir den Künstlern und Künstlerinnen jetzt endlich auch mal ein bisschen was bezahlen oder Bühnentechnik anschaffen. 

Robert: Das war früher immer so eine Rechnerei: Was kostet das? Muss man für die Veranstaltung Eintritt nehmen? Wieviel Eintritt können wir nehmen? Können wir es dem Publikum zumuten, so viel zu zahlen, weil wir ja aus unserer DNA heraus immer einen Ticken günstiger oder sozialer denken wollen? Deshalb ist es sehr gut, die Unterstützung von der Stadt zu bekommen.

Ralf: Ich erinnere mich gerade, wir hatten eine Architektin zu Gast, die kam sonntags regelmäßig zur CreamTime, unserem Kaffee und Kuchen-Nachmittag. Und irgendwann sagte sie zu uns, dass ins Switchboard ja mal ein Konzept reinmüsse! Dann hat sie ein neues Farbkonzept entwickelt. Dann ist ihr außerdem aufgefallen, dass wir einen Hofgarten haben, den man damals gar nicht richtig wahrgenommen hat. Sie kannte ihn selbst nicht. Sie meinte dann: Wenn den keiner sieht, dann muss da halt ein Fenster in die Wand zum Garten. Das war schon eine große, tolle Sache, dass eine Architektin als Gast hier saß, den Laden mochte, Ideen hatte und es dann auch noch gemacht hat. Das ist doch klasse!

Robert: Was mich am Switchboard am meisten fasziniert, ist die Idee, die dahintersteht: Leute machen etwas für Leute, schwule Männer machen etwas für schwule Männer, oder jetzt machen queere Menschen etwas für queere Menschen. Dieses Prinzip der Selbsthilfe, diese aktive Mitgestaltung der Frankfurter Szene, diese Idee, die um ein Vielfaches größer ist als alles, was irgendwie organisatorisch hinter dem Switchboard steht. Und dass man selbst ein Stück weit dabei ist, selbst wenn man nur ein halbes Jahr Getränke serviert. Das macht mir Spaß und das seit 19 Jahren! 

Ralf: Das ist auch wirklich eine Besonderheit des Switchboard. So ein Laden in Deutschland, in der Form so wie er hier läuft, also wirklich dienstags bis sonntags geöffnet, mit dem Kulturangebot und der Küche und dies alles ehrenamtlich geführt, das ist einzigartig. Und was ich so schön finde, ist, dass wir heute fest zur Szene dazugehören. Aus den Nachbarkneipen kommen die Wirte auf ein Käffchen vorbei, der Türsteher von nebenan schaut auch nach unserem Laden, das hätte es früher nicht so gegeben.

Foto: Switchboard

Wie sieht die Zukunft für das Haus aus?

Robert: Vor Corona wurde das Haus an einen neuen Eigentümer verkauft, und der Mietvertrag geht jetzt, Stand 2023, noch bis Ende 2027. Und dann müssen wir schauen, wie es weitergeht, ob das verlängert wird oder nicht.

Da macht man sich schon Gedanken, was danach passiert. Ist dann Schluss? 

Ralf: Ich glaube, das wäre hart. Auch für die Szene. 

Robert: Aber wir denken da wirklich sehr positiv. Also, ich denke, dass wir hier schon noch das 40-jährige Jubiläum des Switchboard feiern können. Dann könnte das Switchboard als Organisation Mitglied der Gruppe 40+ werden (lacht).

Ihr habt gerade frisch renoviert?

Es war sowieso geplant, in der Woche nach dem CSD das Switchboard geschlossen zu haben, als „Durchschnaufen“ für das Barteam. Da haben wir dann im ehrenamtlichen Team die Renovierung organisiert. Auch wenn es viel Kraft gekostet hat, sind ein paar Leute zusammengekommen und haben gesagt: Hey – zum 35. Geburtstag renovieren wir nochmal. Wir haben gestrichen, wir haben den Garten überarbeitet, wir haben diesmal sogar die Lounge im Keller mal wieder neu gestrichen, ein bisschen neu arrangiert. Als nächstes steht dann auch noch der Gruppenraum im Keller an und der Gartensaal. 

Ralf: Ja, die alte Dame ein bisschen aufhübschen.

Robert: Ich will es mal so ausdrücken: Nach zwei, drei Jahren Betrieb ist dieser Laden schon so ein bisschen abgenutzt. Aus der Sicht des Barteams macht einen das aber auch ein bisschen stolz, weil der Laden auch benutzt wird. Wir sind ja kein Museum, hier wird gelebt, der Laden wird multifunktional genutzt für Ausstellungen, Lesungen, Shows, Partys, als Kneipe, als Gruppentreff und das siehst du dem Laden nach zwei, drei Jahren eben auch an. Ja klar, wir müssen dann wieder streichen. Keiner hat Lust, aber man denkt dann, ja, wir streichen ja nicht, weil wir leer gestanden haben, sondern weil wir Gäste hatten. Und das finde ich so richtig toll. So lebt das Switchboard! Fazit: War wichtig, ist wichtig, wird wichtig bleiben - Switchboard.

Switchboard, Alte Gasse 36, Frankfurt, www.facebook.com/switchboard.frankfurt

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