When will we be famous?

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Foto: Tom Kohler

Mit diesem augenzwinkernden Titel feiert der schwule Frankfurter Chor „Die Mainsirenen“ im November sein 35-jähriges Jubiläum. Das Programm handelt von der Lust und den Tücken des Choralltags, aber auch von den Fallen des täglichen Lebens und davon, wie man beides am besten umschifft, um am Ende doch etwas zum Feiern zu haben. Wir haben Chorleiter Luzian Lange zum Interview getroffen.


Wie sind die Mainsirenen durch die Pandemie gekommen? Habt ihr überhaupt singen oder proben können?

Foto: Jörg Oliver Hohmann

Es war unglaublich anstrengend, aber es hat sich gelohnt, wir sind fast wieder vollständig und hatten einen wunderbaren Erfolg im Juni auf dem Festival „Monaccord" in München. Im harten Lockdown haben wir die Proben dienstags durch ein Onlinetreffen „Chat 'n Drinks" ersetzt, einfach um in Kontakt zu bleiben. Später gab es Proben in kleinen Gruppen und mit weitem Abstand in unserem Probenraum in der Friedenskirche. Auch online gab es Versuche. Ehrlich: Das machte alles keinen großen Spaß und fand nur mäßigen Anklang. Seit Sommer 2021 proben wir wieder in Präsenz und sind unglaublich froh darüber. Aber wir testen uns weiterhin vor jeder Probe!

Wie ist das neue Programm „When will we be famous?“ entstanden? Spielte Corona da auch ein Rolle?

Nach der Pandemie mussten wir im wahrsten Sinne des Wortes unsere Stimme wieder finden. Es war toll zu erleben, wie unser Chorklang allmählich wiederkam. Daher hatte unser Programm in München den Titel „Kleine Brötchen – gut geschmiert!". Das sind Lieder, die auch in kleinerer Besetzung gut klingen und trotzdem unverwechselbar sind. Da spielte auch Corona eine Rolle, zum Beispiel im Song „Die Videokonferenz", mit seinem überraschendem Ende. Für unser Festprogramm zum 35jährigen Jubiläum haben wir ein ganz neues Intro kreiert und aus einem nicht aufgeführten Programm ein paar passende und besonders effektvolle Lieder wieder aufgegriffen. Dadurch wird Corona weniger wichtig. Es ist eine runde Sache geworden, die uns viel Spaß macht!

Wie ist die Aufgabenverteilung bei den Mainsirenen? Gibt es „Texter“ und „Komponisten“ für die Songs? Und wer kümmert sich um die Dramaturgie der Show?

Es gibt eine „Programmgruppe", in der die Aufgaben verteilt werden: Texte, Lieder, Kostüme, Bewegung und Gesamtkonzept werden dort besprochen und dann dem Chor vorgeschlagen. Ich bin froh über die Zusammensetzung dieser Gruppe, denn manche von uns denken mehr in Richtung „Show", andere mehr thematisch, wieder andere achten auf Innovation. Die Gruppe ist offen für alle Mitglieder, aber es hat sich herausgestellt, dass man diesem kleinen Kreis vertraut. Im Probenprozess werden dann natürlich auch zusätzliche Ideen aus dem Chor aufgegriffen und umgesetzt. Für Lieder, Texte und Arrangements gibt es ein Duo: Mark Hudson und Luzian Lange.

Aus wie vielen Sängern bestehen die Mainsirenen aktuell und was muss man mitbringen, wenn man eine Mainsirene werden möchte?

Es hat eine Weile gedauert, bis wieder 20 Sänger bei einer Probe anwesend waren, aber jetzt nähern wir uns wieder der 30, auch durch einige wunderbare Neuzugänge. Mitbringen muss man Zeit, Engagement und Zuverlässigkeit, dass man bei den Proben, Konzerten und Festivals auch dabei ist. Aber Notenlesen muss man zum Beispiel nicht können. Stimme und Gehör werden dann bei uns geschult, das kommt mit kontinuierlicher Übung. Und Tenöre nehmen wir mit Handkuss!

Was ist aus dem Programm „Who the Fuck is Judy?“ geworden, das ja eigentlich 2020 Premiere feiern sollte?

Das Programm haben wir vor einem Jahr offiziell beerdigt. Es war dem „vorpandemischen" Chor auf den Leib geschrieben, aber wir haben uns verändert. Auch der damalige Anlass „50 Jahre Stonewall“ ist nun Jahre her. Doch wie bei jedem Programm feiern einige Lieder ihre Auferstehung: Beim Jubiläumsprogramm sind vier Judy-Lieder mit am Start!


12. und 13.11., Gallus Theater, Kleyerstr. 15, Frankfurt, als Gastchor sind die RosaKehlchen aus Mannheim / Heidelberg im Vorprogramm dabei, www.mainsirenen.de, Tickets über www.gallustheater.de

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