Wiederentdeckt: Ottilie W. Roederstein und Elisabeth Winterhalter

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Foto: Stadtarchiv Hofheim

Das kleine Buch von Karin Görner und Dagmar Priepke erinnert an das Frauenpaar Ottilie W. Roederstein und Elisabeth Winterhalter, die zwar beide nicht in Frankfurt geboren sind, mit ihrer Arbeit von der Mainmetropole aus jedoch nachhaltig gewirkt haben und jede für sich wichtige Persönlichkeiten der Stadtgesellschaft um 1900 verkörperten. Die in Zürich geborene Ottilie Wilhelmine Roederstein war bereits eine anerkannte Malerin in der Pariser Künstlerszene als sie nach Frankfurt kam; als selbstständige Auftragsporträtistin und Malerin war sie eine Ausnahmeerscheinung ihrer Zeit, denn die gesellschaftliche Gleichstellung von Frauen war damals noch nicht üblich.

Cover: Heussenstamm Stiftung

Auch Elisabeth Winterthaler war eine solche Ausnahmefrau: Die gebürtige Münchnerin musste sich, obwohl sie Kind einer Ärztefamilie war, dem Willen der Eltern widersetzen, um ihr Medizinstudium in Zürich zu absolvieren. Als eine der ersten Frauen praktizierte sie anschließend in Frankfurt als Gynäkologin und erste weibliche Chirurgin. Die beiden Frauen lernten sich 1885 in Zürich kennen und zogen 1890 als Paar in Frankfurt zusammen, zunächst in eine Stadtwohnung, später in ein Haus samt Atelier in Hofheim. Die Entscheidung für Frankfurt war nicht nur in den sich bietenden beruflichen Chancen begründet; die Frankfurter Gesellschaft galt als traditionsbewusst und dennoch liberal. Infolgedessen konnten Ottilie W. Roederstein und Elisabeth Winterhalter als Paar auftreten und ihr emanzipatorisches Engagement weiterentwickeln. Das Buch von Karin Görner und Dagmar Priepke gibt nicht nur einen Überblick über die Lebensläufe der beiden Frauen, sondern vermittelt darüber hinaus auch einen guten Einblick in die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse.

Karin Görner und Dagmar Priepke „Ottilie W. Roederstein und Elisabeth Winterhalter – Frankfurter Jahre 1891 – 1909“, herausgegeben von der Heussenstamm-Stiftung Frankfurt, www.heussenstamm.de

Das Buch ist anlässlich der Ausstellung „Damenwahl – 100 Jahre Frauenwahlrecht“ erschienen; die Ausstellung ist noch bis zum 20.1.2019 im Historischen Museum Frankfurt zu sehen, www.historisches-museum-frankfurt.de

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