Interview: ​Carolin Fortenbacher und Nik Breidenbach im Keller

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hinnerk war mit den beiden singenden Schauspielern zum Kaffee verabredet. Es war früh und es war lustig. Trotzdem denken wir, dass das Ergebnis des Gesprächs durchaus einen realistischen Ausblick auf die ab 7. Januar laufende Entführung aus dem Paradies im Schmidtchen gewährt. Viel Spaß!

Foto: Arndt Geise

WAS MACHT IHR DENN GERADE?

Beide: Kaffee trinken.

ICH MEINTE BERUFLICH. WARUM MÜSSEN WIR UNSEREN KAFFEE ZWANGSWEISE GEMEINSAM EINNEHMEN?

Nik: Genau. Wer bist du überhaupt?

(lachen)

Carolin: Ich habe gerade mein Gastspiel an den Kammerspielen mit „Pasta e Basta“ beendet. Und ich habe gerade den schrecklichsten Benefizauftritt aller Zeiten hinter mir, bei dem ich den elften Stern gesungen habe, begleitet von der Orgel, nur ohne einen Organisten, der das Stück gekannt hätte. Das war so furchtbar.

OHA. HERRJE. DANN LASST UNS DOCH MAL GANZ SCHNELL ZUM DEMNÄCHST WIEDER STARTENDEN STÜCK ÜBERGEHEN UND HOFFEN, DASS DAS VIELLEICHT OHNE DIESE ORGEL AUSKOMMT?

Foto: Genbu Arts

Carolin: Nik und ich orgeln uns da anderweitig durch.

Nik: Jupp. Orgeln muss es auf jeden Fall auch.

(lachen)

WAS ERWARTET UNS DENN, WENN SCHON MAL KEINE ORGELMUSIK?

Carolin: Na welches Stück denn jetzt überhaupt? Gibt doch so viele im Schmidt.

ICH GLAUBE, WIR WOLLTEN ÜBER DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM PARADIES SCHNACKEN, WIR KÖNNEN ABER AUCH MIT DEM ORGELN WEITERMACHEN. ODER NUR KAFFEE?

Carolin: Äh, ach das. (Denkpause mit einigen Ähs und Ahs) Trash!

Nik: Zwei hysterische Schauspieler. Nein, es gibt tatsächlich auch so eine klitzekleine Geschichte: Es geht um eine Popsängerin – jedenfalls wäre sie gerne eine solche, hat aber noch nicht so den richtigen Karriereschub geschafft. Um das hinzubekommen, lässt sie sich entführen und in einem Keller einsperren.

MIT ORGEL?

Nik: Ohne Orgel. Aber mit ihrem Hund, der dann mitjodelt. Nein. Mit ihrem Maskenbildner, damit es nicht auffällt, dass das Ganze nur ein Publicity-Trick ist. Daraus entwickelt sich in diesem alten Kostümfunduskeller ein recht amüsanter Abend, weil der Maskenbildner – den spiel übrigens iiiich (Anm. d. Red.: ganz schwul intoniert) – von der ganzen Sache nichts weiß.

AHH, DER DENKT ALSO, ER WÄRE WIRKLICH ENTFÜHRT WORDEN.

Nik: Gaynau! Das kommt natürlich irgendwann raus und es gibt viel Drama. Mehr verraten wir nicht.

Caronlin: Besser is’!

IM SCHMIDT WIRD IN DEN STÜCKEN VIEL GESUNGEN. SONST HÄTTE MAN JA AUCH NICHT EUCH BEIDE BUCHEN MÜSSEN, SONDERN HÄTTE IRGENDWEN NEHMEN KÖNNEN, DER NICHT SINGEN KANN ...

Nik: Das soll jetzt heißen, dass wir für ein Schauspielstück nicht infrage kämen?!?

EIGENTLICH MEINTE ICH DAS GENAU ANDERSRUM UND ALS KOMPLIMENT, WEIL IHR BESONDERS GUT SINGT.

Carolin: Gerade noch mal gerettet.

(lachen)

UND WAS WIRD GESUNGEN?

Carolin: Von Tina Turner bis Beyoncé . Ziemlich durcheinander.

Nik: Ausgewählt ehrlich eher danach, worauf wir Lust hatten, als danach, ob es gerade zur Handlung passt.

IHR SEID DAS ZWEITE MAL ZUSAMMEN BEI EINER SCHMIDT-PRODUKTION DABEI. WIE ENTSTEHT SO WAS? HABT IHR GEMERKT, DASS ES EINFACH GUT FUNKTIONIERT UND DANN MIT MIRKO UND CORNY WAS NEUES ENTWICKELT?

Nik: Die haben uns einfach mehr bezahlt.

(lachen)

MAN HAT EUCH IN DEN KELLER GESPERRT UND DAFÜR JEDE MENGE GELD GEGEBEN. DAS KLINGT SCHLÜSSIG. TROTZDEM ERNSTHAFT: WIE ENTSTEHT EIN SOLCHES STÜCK?

Nik: Geschrieben wurde die Vorlage von Mirko Bott. Im Schmidt ist es aber Tradition, zumindest bei uns, dass man dann zusammen mit Corny übernimmt. Manchmal zum Leidwesen des armen Mirko, der ist dann raus.

WARUM SOLLTE DENN DER QUEERE HINNERK LESER UNBEDINGT IN DAS STÜCK?

Nik: Also diese Frage schon … Wenn man die dann auch noch an einen homosexuellen Schauspieler richtet …

Carolin (erschrocken): Huch?

HERRJE!

Nik: Ganz ehrlich. Die Frage ist doch Quatsch. Es kann natürlich jeder gerne kommen. Wir haben nichts gegen Schwule …

… ABER?

Nik: Nix aber natürlich! (lacht) Das Stück ist lustig, wir flippen zusammen mit dem Publikum aus, und gut. Oder Carolin?

Carolin: Wenn wir da nicht so einen Spaß dran hätten, würde so ein Stück gar nicht funktionieren. Und das merken Homos und Heteros gleich. Jedenfalls die, die ins Schmidt gehen.

• Interview: Christian Knuth

AB 7.1., ENTFÜHRUNG AUS DEM PARADIES, SCHMIDTCHEN IM KLUBHAUS ST. PAULI, SPIELBUDENPLATZ 21 – 22, HAMBURG, U ST. PAULI, 19 BZW. 20 UHR, WWW.TIVOLI.DE

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