Nachgefragt: GAYLECTRO, mehr als nur eine Party?

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Elektronische Musik dominiert die Charts. Aber kaum jemand weiß, dass einer der Ursprungsorte dieses Genres Deutschland ist. Marc-Oliver und sein Freund sind viel in Klubs weltweit unterwegs und möchten zeigen, wie vielfältig elektronische Musik sein kann.  Genießen soll das jetzt auch am 30. Juni die Community rund um Göttingen. Im  AMAVI WILD in der Güterbahnhofsstraße 10 geht ein neues Partyprojekt an den Start. hinnerk sprach mit dem Gründer von GAYLECTRO.

Foto: M. Rätz

Was bedeutet der Name der Party?

Die Idee für GAYLECTRO hatten wir 2013. Wir reisen viel und gehen gerne Abends in die Klubs, meist natürlich schwul. Aber wir stellten fest, dass selbst die coolsten Klubs eine Art elektronischen Mainstream spielen. Speziell mir geht es so, dass ich überhaupt nicht mehr erkenne, in welchem Land ich gerade bin. Und obwohl ich elektronische Musik wirklich liebe, empfinde ich sie oft als zu langweilig und monoton. Mir geht es aber speziell um die Musik wenn ich ausgehe. Ich höre gern Neues, lasse mich überraschen, nicht nur vom Essen, sondern eben auch musikalisch, denn es gibt eben beispielsweise in Asien andere kulturelle Einflüsse als in Südamerika und das sollte auch in der Musik zu hören sein. Daher hatten wir angefangen uns eher auf die Partys und DJs zu konzentrieren und weniger ob es nun eine Gay-Party ist. Das ist musikalisch definitiv spannender aber wir vermissen das Flair von Gay-Partys. Und da kam der Gedanke, dass es doch toll wäre, wenn man wüsste, es ist eine Party für die Community, bei der die elektronische Musik im Vordergrund steht und wir uns aber nicht als Zaungäste fühlen müssen. Im Prinzip übertragen wir das Prinzip für elektronische Partys, die sich eher an Heteros richten also auf die Community. Und daraus entstand der Name GAYLECTRO, der es im Kern ja zusammenfasst und als Netzwerk funktioniert. Als Marke geschützt ist es quasi eine Art Qualitätsversprechen. Auch wenn wir jetzt anfangen eigene Partys unter GAYLECTRO zu machen: Unser Ziel ist es zu zeigen, dass elektronische Musik wirklich spannend ist. Daher folgen wir bereits mehr als 400 DJs weltweit auf SoundCloud und stehen mit vielen davon in Kontakt. Wenn sie auf einer Party auflegen teilen wir dies auf Facebook und Twitter mit. Es sind nicht immer Gay-Partys und DJs sind auch nicht immer selbst schwul oder lesbisch, aber großartige Künstler und der Community gegenüber sehr aufgeschlossen. Es geht um Austausch, um Netzwerken und Entwicklung. Auf SoundCloud selbst promoten wir die Musik, das können einzelne Tracks sein, meist sind es aber komplette Mixe. So kann man sich gleich anhören, wie welcher DJ auflegt. Und auf Spotify gibt es Playlisten zu verschiedenen Genres wie Deep oder Techhouse, aber auch Elektropop und Chillout. In Vorbereitung sind gerade Playlisten für Elektroswing und Latin House, da es hier eine große Nachfrage gibt. Einen eigenen YouTube- und Instragram Kanal gibt es ebenfalls in Kürze.

LEGST DU SELBST AUF? WARUM FASZINIERT DICH SO DIE ELEKTRONISCHE MUSIK?

Ich war acht Jahre alt, als im Radio „I Feel Love“ von Donna Summer lief. Das Radio stand auf einem Schrank und ich musste auf den Bettrahmen klettern, um die Musik besser hören zu können. An den Lautstärkeregler kam ich nämlich trotz der Kletterei nicht. Aber es war um mich geschehen; der hypnotisierende Beat hatte mich vollkommen gefangen genommen. Später  kam ein älterer Freund meines Cousins mit einer Platte von Kraftwerk und Jean-Michel Jarre und ab da gab es kein halten mehr. Wave, Elektropunk, EBM, das habe ich alles aufgesaugt wie ein Schwamm. Aber ich liebe auch den Discosound der 1970er und mag generell auch gute Pop-Nummern. DJ war aber nie mein Berufswunsch. Ich beschäftige mich wirklich sehr viel mit Musik, aber auch wenn ich ab und zu auflege, so würde ich mich selbst nicht als DJ bezeichnen. Ich habe soviel Respekt vor diesem Beruf und den Menschen, die professionell Musik machen, dass ich  mir diese Bezeichnung nicht aneignen möchte, aber ich teile diese intensive Liebe zur Musik.

Foto: www.djhildegard.de

WELCHE DJ'S WERDEN WIR ZU HÖREN BEKOMMEN?

Am 30. Juni werden DJ Hildegard und Dennis Kampfer auflegen. DJ Hildegard ist ja vielen von den CSDs ein Begriff. Sie hat u.a. schon mit Sven Väth aufgelegt und bisher hat sie jedes Publikum gerockt. Sie mixt Sachen zusammen, die eigentlich nicht funktionieren können, aber sie  bekommt es hin. Ich bin sicher, dass selbst Leute, die eigentlich keine elektronische Musik hören, ihren Spaß haben werden. Sie war gerade erst zur Pride auf Gran Canaria. Dennis Kampfer hatte zuletzt mit Dr. Motte in Hamburg aufgelegt. Er hat in Göttingen die Partyreihe Pfeffer & Salz mitbegründet.

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