#Kommentar • Liebevolle Homophobie? Da hilft nur eins: Ouzo!

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Bevor sich jetzt alle Seiten aufregen: Leo freut sich über die Diskussion zu Cancel Culture und über die Sensibilisierung der Gesellschaft. Leo freut sich trotz und sogar gerade deswegen besonders über die Neuinszenierung der umjubelten Musicalversion von Bully Herbigs „Der Schuh des Manitu“ am Deutschen Theater.

Ja, der Film, der am 13. Juli 2001 in den deutschen Kinos startete, reproduziert rückwirkend betrachtet Ressentiments „efiminierter Tunten“ („Winnetouch“) und mag auf den einen oder die andere darum einfach unlustig oder gar homophob wirken. Das sei diesen Kritiker*innen zugestanden und ihnen sei, wie bei jedem kreativen Kulturbeitrag und frei nach Peter Lustig in Löwenzahn – Gött*in habe in selig – empfohlen: „Einfach abschalten“. Beziehungsweise übersetzt auf das Musical im Theater: Einfach nicht hingehen. Die dritte Variante stammt von Dimitri Stoupakis aus dem Film: „Da hilft nur eins: Ouzo!“

Foto: Deutsches Theater München

Dem Großteil der Menschen die Freude am Lachen, im Falle der Leo Leser*innen wohl vielfach mit dem Zusatz „über sich selbst“ haben, sei dagegen eine dringendes „Hingehen!“ entgegengerufen. Das Team hinter der Musicalversion hat mit Martin Lingnau und Heiko Wohlgemuth ein kongeniales Meisterduo der queeren Massenunterhaltung als Liederschreiber, die am Hamburger Schmidt Theater schon für unzählige Hits gesorgt haben. Dort fast immer mit queeren Untertönen, oft aber auch ganz offensiv „schwul“. In Anführungszeichen, weil es bei ihren Liedern und Inszenierungen eben meist nicht um ein Statement zum großen Ganzen geht.

So werden auch in „Der Schuh des Manitu“ auf wirklich liebevolle Weise  kleine Eigenheiten einer großen Zahl homosexueller Männer zärtlich zitiert. Die meisten die sich da in Teilen ihrer Persönlichkeit wiederfinden, werden mindestens schmunzeln, meistens aber schallend und schrill (hihi) lachen müssen. Von oben herab und abschätzig wirkt das nie.

Also liebe Szene, ganz deutlich: Lasst euch den Spaß am über euch selber Lachen nicht von ein paar Miesepeter*innen verderben. Das hätten Winnetouch, Abahachi und Bully Herbig und auch das Team des Deutschen Theaters so gar nicht verdient. Ouzo!

*Christian Knuth

13.10.21 – 9.1.22, Der Schuh des Manitu, Deutsches Theater München, Schwanthalerstraße 13, Karten und Infos unter www.deutsches-theater.de

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