Sind wir nicht alle ein bisschen Gretchen?

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Foto: Michael Naumann

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Die Kunsthalle beweist gerade, dass Goethes „Faust“ nicht nur langweilige Schulerinnerungen wachrufen muss: „Du bist Faust“ heißt die aktuelle Ausstellung, in der die Besucher auf eine Reise durch das Drama um Verführung, Egoismus, Manipulation und Jugendwahn mitgenommen werden. Man muss den Klassiker nicht gelesen haben, um in der Kunsthalle eine spannende Zeit zu erleben: Unzählige Maler, Bildhauer, Filmemacher und Komponisten haben sich von dem Stoff inspirieren lassen. Schnell wird klar: Goethes Figuren halten uns einen Spiegel vor. Wir sind Faust – immer unzufrieden auf einem Höher-schneller-weiter-Egotrip. Wir sind Mephisto – egoistische Verführer mit einem Hang zum Lästern. Und wir sind Gretchen – viel zu leicht verführbar auf unserer Suche nach Anerkennung und wahrer Liebe.

Foto: New York Mapplethorpe Foundation

Faszinierend dabei die verschiedenen Darstellungen des Teufels Mephisto: Vom brutal-maskulinen Bösewicht bis zum hinterhältig-verstohlenen Fiesling. Ein Bild, das sich einprägt: Der offen homosexuelle Fotograf Robert Mapplethorpe stellt sich 1985 in einem Selbstporträt mit Hörnern dar – oft ein Symbol für exzessive Sexualität, man denke an die gehörnten Satyrn aus der Antike. Mit verführerischem Blick zelebriert der versierte Sadomasochist Mapplethorpe das Diabolische in seiner Kunst.

Bis 29.7., Kunsthalle München, Theatinerstr. 8, 10 – 20 Uhr, www.kunsthalle-muc.de

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