Boylesque-Truppe im Interview

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In der Volksbühne Köln gastiert ab 1. September die australische Cabaret-Artistik-Comedy-Boylesque-Truppe Briefs Boys. Federn, Pailletten, Artistik und Satin sowie eine Altersempfehlung ab 16 Jahren lassen auf bunt glitzerndes, verruchtes Gendercrossing-Theater schließen. Und ja: Bei den Briefs Boys aus Brisbane steht wirklich keine Frau auf der Bühne, auch wenn es für den unerfahrenen Beobachter so aussehen mag! Wir sprachen mit Creative Producer Fez Fanaana.

Stammt das gesamte Briefs-Team aus Brisbane?

Ich selber bin in Brisbane aufgewachsen und auch die Originalbesetzung von Briefs stammte von dort. Für unsere neue, zweite Show haben wir allerdings Talente aus ganz Australien gewinnen können. Und unser ganz spezieller Gast, unser Monkey, stammt sogar aus New York.

Eure erste Show habt ihr 2008 entwickelt ...

... Ja, das war noch in Brisbane ...

... 2013 folgte erst das zweite Programm. Ihr lasst euch also Zeit mit Neuerungen?

Die erste Show war gar nicht als solche gedacht. Es war ein Projekt von Freunden, die Partys machen wollten. Wir hatten keine Lust auf Türsteher und Dresscodes und machten unser eigenes Ding in einem Lagerhaus. Wir waren ein paar Transen, DJs, Zirkusartisten und Burlesque-Künstler, die einfach die Türen aufsperrten, den Gästen fünf Dollar abnahmen und dann gemeinsam eine gute Zeit hatten. Dass daraus mal eine Show wird, hatten wir nicht geplant.

Und wie kam es dazu, dass ihr erst Australien und nun Europa erobert?

2009 wurden wir zu einem Theaterfestival eingeladen und kreierten dafür ein kleines Programm. Es war eine sehr aufregende Erfahrung. Nach und nach kamen immer mehr Anfragen aus ganz Australien, und aus dem kleinen Partyprojekt entwickelte sich langsam eine Show. 2011 wurden wir das erste Mal nach Edinburgh eingeladen und wurden „international“. 2013 erhielten wir Mittel von der australischen Kulturbehörde und konnten so THE SECOND COMING entwickeln.

Bist du der Einzige, der von Anfang an dabei ist?

Nein. Mark, den du am Ende der Show sehen konntest, ist auch seit 2008 dabei. Wir beiden sind sozusagen die Senioren der Company und die treibende Kraft als Partner im Geschäftlichen und im Privaten.

Ihr seid zusammen?

Ja, wir lieben uns und müssen trotzdem versuchen, miteinander zu arbeiten. Aber ich bin der Chef! (lacht)

Lebt ihr noch in Brisbane?

In der Nähe: auf einer Farm, ungefähr drei Stunden südlich.

Also zwischen Brisbane und Sydney?

Ja, genau.

Ich frage das deshalb, weil ich recht oft in Australien war und Melbourne, Sydney und auch Brisbane ganz gut kenne und ich überrascht bin, dass so ein interessantes Showkonzept aus Queensland kommt.

(lacht) Ich glaube, das hat eine Menge mit Isolation und Restriktionen zu tun. Wenn Menschen kulturell in einem Dampfkochtopf eingesperrt sind, kocht da etwas, was irgendwann explodiert. In den letzten fünf bis zehn Jahren sind viele interessante und erfolgreiche Projekte aus Brisbane gekommen. Ich glaube, das ist die Folge davon, wenn man gesagt bekommt, was man alles nicht tun soll.

Hattest du nie das Bedürfnis, das konservative Queensland zu verlassen und vielleicht gleich nach Sydney zu gehen, weil es dort einfacher sein würde, Artisten und Künstler zu finden oder deinen Lebensstil zu verwirklichen?

Nein. Ich glaube auch, dass genau dieser Druck dazu geführt hat, dass sich die richtigen Personen für dieses Projekt getroffen haben. Man kann bestimmt schnell Artisten und Künstler finden und sie in einen Raum sperren und schauen, was dabei herauskommt. Aber das Ergebnis muss dann nicht zwingend das sein, was wir mit Briefs zeigen und erreichen wollen.

Das Spiel mit Geschlechterrollen ist ein elementarer Bestandteil der Show?

Das Spiel mit den Geschlechtern, mit männlichen und weiblichen Rollenmodellen, ist sogar ein elementarer Bestandteil der australischen Kultur – in gewisser Weise ein Klebstoff der Gesellschaft. Historisch gesehen waren Ladyboys und Transen einerseits die hübschen und lustigen Clowns, andererseits waren sie oft Grund für Intrigen, bis hin ins politische Leben.

•Interview: Olaf Alp / Übersetzung & Editierung: Christian Knuth

1. – 4.9., Briefs, Volksbühne Köln, koelnticket.debriefsfactory.com

DAS GANZE INTERVIEW IN DER AKTUELLEN RIK ÜBERALL IN KÖLN, ODER KOSTENLOS UND DIGITAL AUF EPAPER.BLU.FM!

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