PrEP in aller Munde

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2016 wurde die Prä-Expositionsprophylaxe, kurz PrEP, in der EU zugelassen. Seit Oktober 2017 ist sie für 50 Euro im Monat in Deutschland erhältlich. Das Interesse an dieser Form der HIV-Vorbeugung ist groß, viele scheinen es gut aufzunehmen, aber es werden auch kritische Stimmen laut. Wir haben uns in Köln umgehört.

Lutz:

Bevor ich angefangen habe mit der PrEp hatte ich sehr häufig Sex ohne Kondom, mit vielen wechselnden Geschlechtspartnern. Da macht man sich hinterher doch Gedanken. Dann habe ich irgendwann von der PrEP gelesen und war erst mal misstrauisch und skeptisch. Dann habe ich jemanden kennen gelernt, der selber die PrEP schon länger macht und der hat mich dann überzeugt, mich bei einem Schwerpunktarzt beraten zu lassen. Das habe ich zeitnah gemacht und anschließend mit der PrEp begonnen.Der Arzt hat Fragen gestellt, warum ich eine PrEp machen möchte und ob ich oft ungeschützten Verkehr habe. Es wurde erst eine Voruntersuchung gemacht, in der die Nierenwerte und SüK kontrolliert wurden. Die werden auch jetzt alle drei Monate getestet.

Erst dann hat er mir ein Rezept ausgestellt und mir gesagt, dass ich mich bei Nebenwirkungen sofort melden soll. Aber ich hatte keine Nebenwirkungen, ich vertrage das total super. Mit der PrEP bin ich gut vor HIV geschützt, davor hatte ich Sex mit Partnern, die unter der Nachweisgrenze sind, wo ich mich auch nicht anstecken konnte. Da musste man dem anderen vertrauen. Jetzt habe ich ein entspannter und weiß, dass ich vor HIV geschützt bin. Ich muss nicht mehr nach dem Status meines Sexualpartners fragen. Wenn ich gefragt werde sage ich, dass ich die PrEP mache.

Die meisten, die ich kenne, finden das super. Ich habe drei Freunde, die Angst vor Nebenwirkungen hatten, mit denen habe ich offen darüber gesprochen und mein Wissen weitergegeben. Die machen jetzt auch die PrEP. Einige aber denken, dass das eine schlechte Idee ist. Medikamente zu nehmen sei nicht gut, wenn man nichts hat. Ich diskutiere gerne sachlich und ruhig, werde auf Facebook oft zu dem Thema angeschrieben und kläre dann auf. Aufklärung ist sehr wichtig, man sollte offen und ehrlich darüber reden, das baut Vorurteile ab.

Michael:

Ich mache seit Juli 2017 die PrEP. Bis dahin habe ich immer Sex mit Kondomen gehabt und als die PrEP in den Medien aufkam, hat mich das sofort interessiert, weil ich bare Sex haben wollte. Ich habe das mit meinem Arzt durchgesprochen und er hat mich über die Nebenwirkungen aufgeklärt. Er sagte mir, dass sie überschaubar sind und es eher Nierenprobleme geben könnte, die jedoch wieder ganz verschwinden, wenn man die PrEP absetzt. Ich hatte keinerlei Nebenwirkungen und lasse alle drei Monate die Nierenwerte kontrollieren und mich auf sexuell übertragbare Krankheiten testen.

Ich habe das Gefühl, dass die Stigmatisierung von Positiven weiter abnimmt, weil in der Szene die PrEP-Nutzer und die Positiven auf gemeinsamen Partys weiter zusammenwachsen. Dass durch die Aufklärung die Ängste abnehmen, dass es nicht mehr zwei Gruppen gibt wie früher, dass die einen nicht mit den anderen schlafen. Das Kondom macht vielen Menschen keinen Spaß, das ist eine Barriere, die man(n) nicht haben möchte. Das ist glaube ich auch der Grund, warum Millionen, wenn nicht Milliarden Frauen auf der Erde die Anti-Baby-Pille nehmen, nur um Sex mit Kondomen zu haben. Ich glaube sogar, dass die Pille mehr Nebenwirkungen hat als die PrEP.

Chris:

Ich finde es schwierig, wenn gesunde Menschen Medikamente nehmen, die sie eigentlich nicht brauchen und sich Nebenwirkungen von Knochenschwund und Nierenschädigung bis zum totalen Nierenversagen aussetzen. Ich frage mich, ob man das tatsächlich für sich in Kauf nehmen möchte für ein bisschen Spaß im Bett.

Es gibt noch andere Möglichkeiten, Safer Sex zu betreiben, z.B. Sex mit Kondomen. Für mich macht diese PrEP gar keinen Sinn, in den USA werden mittlerweile Sammelklagen wegen Knochenschwund und Nierenversagen angestrengt, die in Zusammenhang mit HIV-Medikamenten bzw. mit der PrEP stehen.

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