FINNLAND: Hallo Tom!

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Lange hat es gedauert, bis Finnland nun einen seinen berühmtesten Künstler ehrt: Die Ausstellung „Tom of Finland: Bold Journey“, die noch bis Ende Oktober in der finnischen Nationalgalerie Kiasma zu sehen ist, bietet eine gute Gelegenheit, Helsinki, das benachbarte Turku und die wilde Südküste des Landes besser kennenzulernen.

Foto: Dirk Baumgartl

Mit der größten Einzelausstellung, die jemals in einem Museum zu sehen war, widmet sich die Finnische Nationalgalerie seit Ende April den Werken von Touko Valio Laaksonen (1920 – 1991), besser bekannt als Tom of Finland. Der Künstler, dessen Zeichnungen von Holzfällern, Polizisten, Motorradfahrern und Matrosen das schwule Männerbild über Jahrzehnte prägte, gilt als einer der berühmtesten Künstler seines Landes. Die Ausstellung zeichnet anhand von über 300 Werken die Lebensgeschichte von Laaksonen nach, der viele Jahre in Los Angeles lebte und dessen Œuvre auch andere Künstler wie Robert Mapplethorpe oder Jean Paul Gaultier beeinflusste.

Foto: Dirk Baumgartl

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Design in Turku

Geboren wurde Touko als Sohn eines Lehrerehepaares in einem Schulgebäude unweit des Stadtzentrums von Turku, im dem seine Eltern wohnten und arbeiteten. Die an der Westküste Finnlands gelegene Stadt ist von Helsinki aus in gut zwei Stunden mit dem Zug zu erreichen und gilt als die älteste Stadt des Landes. Dominiert wird Turku von der aus dem Ende des 13. Jahrhunderts stammenden und am Hafen gelegenen Burg sowie dem im 14. Jahrhundert erbautem Dom, die beide am Ufer des Flusses Aurajoki liegen. Dessen Uferpromenade lädt das ganze Jahr zu ausgedehnten Spaziergängen ein und lockt mit Party- und Restaurantbooten, die am Ufer festmachen. Ebenfalls lohnenswert ist ein Besuch der 1896 eröffneten Markthalle, in der man traditionelle Fisch- und Fleischgerichte, aber auch Backwaren, Süßigkeiten, Obst und Gemüse findet. Fans finnischen Designs sollten im queerfreundlichen Konzept-Store PUF vorbeischauen, der neben Mode auch Wohnaccessoires wie die Stoffkreationen aus Hanf von Saana & Olli anbietet. Das Design-Duo hat zudem eine ganz persönliche Beziehung zu Tom of Finland, denn sie wohnen samt Nachwuchs in Laaksonens Geburtshaus und haben das aus dem Ende des 19. Jahrhunderts stammende Holzhaus so aufwendig und stylish restauriert, dass es bei einem TV-Wettbewerb als schönstes Haus Finnlands ausgezeichnet wurde und daher nicht nur Tom-of-Finland- sondern auch Designfans anlockt.

Foto: Dirk Baumgartl

Foto: Dirk Baumgartl

Queere Hauptstadt

Auch in der Hauptstadt Helsinki stößt man noch auf Spuren von Touko Laaksonen. Auf einer queeren Stadttour mit dem schwulen Guide Juhu von Yoo-hoo! Tours kommt man nicht nur am Esplanade-Park vorbei, auf dessen öffentlicher Toilette sich wohl auch Laaksonen während seiner Zeit beim Militär mit dem ein oder anderen Soldaten vergnügte, sondern man kann auch einen Blick auf die letzte Wohn- und Arbeitsstätte in der Fredrikinkatu 43 werfen, in der er von 1986 bis zu seinem Tod 1991 lebte. Auf der Tour stehen zudem zahlreiche Orte, die für Finnlands LGBTIQ*-Bewegung von besonderer Bedeutung sind oder waren – seien es ehemalige Szenetreffpunkte wie die Disco Vanha Poli oder Läden wie Keltainen Ruusu und Street Pride Bar, die heute zum festen Bestandteil der Community gehören. Nicht unerwähnt bleibt auch das Leben und Werk der lesbischen Autorin und Mumins-Erfinderin Tove Jansson, einer weiteren finnischen Ikone, die bereits in den 1950er-Jahren aus ihren Liebesbeziehungen zu Frauen kein Geheimnis machte. Legalisiert wurde Homosexualität in Finnland allerdings erst 1971, 2017 wurde die Ehe für alle eingeführt. Heute gilt Finnland überwiegend als LGBTIQ*-freundliches Reiseland – Initiativen wie „We Speak Gay“ listen eine Reihe von LGBTIQ*-freundlichen Hotels, Restaurants, Shops und Events auf. Darunter befindet sich etwa auch das an der Südküste zwischen Helsinki und Turku gelegene The Barö, ein exklusives Designhotel mitten im Wald, von dem aus man die wilde Natur der vorgelagerten Inseln erkunden oder einfach nur in der Sauna mit Meerblick entspannen kann. 

INFO

www.visitfinland.com

Foto: Dirk Baumgartl

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