Ausstellung: TOM OF FINLAND – eine mutige Reise

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Mit einer großen Ausstellung in Finnlands Nationalgalerie ehrt das Land erstmals einen seiner bekanntesten Künstler. Noch bis zum 29. Oktober ist „Tom of Finland: Bold Journey“ in Helsinki zu sehen.

Foto: Jack Shear / kiasma

Mit der größten Einzelausstellung, die jemals in einem Museum zu sehen war, widmet sich die Finnische Nationalgalerie seit Ende April den Werken von Touko Valio Laaksonen (1920 – 1991), besser bekannt als Tom of Finland. Der Künstler, dessen Zeichnungen von Holzfällern, Polizisten, Motorradfahrern und Matrosen das schwule Männerbild über Jahrzehnte prägte, gilt als einer der berühmtesten Künstler seines Landes. Die Ausstellung zeichnet anhand von über 300 Werken die Lebensgeschichte von Laaksonen nach, der viele Jahre in Los Angeles lebte und dessen Oeuvre auch andere Künstler wie Robert Mapplethorpe oder Jean-Paul Gaultier beeinflusste.

Virtuelles TOM House

Die Ausstellung präsentiert Werke der Tom of Finland Foundation in Los Angeles zusammen mit Werken aus der Sammlung der Finnischen Nationalgalerie. Außerdem sind Werke aus finnischen und internationalen öffentlichen und privaten Sammlungen in der Ausstellung zu sehen. Neben Zeichnungen zeigt die Ausstellung auch Archivmaterial, Toms persönliche Kleidung und Erinnerungsstücke, Briefe, Publikationen, Zeitschriften, Filme und eine neue VR-Erfahrung, die von Donkey Hotel produziert wurde. Das Erlebnis lässt den Betrachter in die Räume von 1421 Laveta Terrace eintauchen, besser bekannt als TOM House, dem ehemaligen Wohnsitz von Tom of Finland in Los Angeles, wo er seine Kunstwerke schuf und die letzten zehn Jahre seines Lebens verbrachte.

Foto: Tom of Finland Foundation

Ikonische Figuren

Die Biografie von Tom of Finland (geboren als Touko Valio Laaksonen, 8. Mai 1920 - 7. November 1991) dient der Ausstellung als Leitfaden für die Untersuchung von sechs Jahrzehnten seines Schaffens. Sie zeigt verschiedene Momente und Schauplätze aus Laaksonens frühem Leben in Finnland, wie seine Erziehung auf dem Land, seinen Militärdienst, seinen Umzug in die Stadt, die Nachkriegszeit und seine zahlreichen Reisen in Europa und den USA. Toms ikonische Figuren wie der Holzfäller, der Biker, der Angestellte, der Soldat oder der Polizist stehen für einen spielerischen Umgang mit Uniformen und Accessoires, der konventionelle Verhaltensweisen untergräbt und Erwartungen herausfordert.

"Ich stelle konsequent die männliche Schönheit dar. Natürlich übertreibe ich die Muskeln und Genitalien, denn das macht es zu einem Traum". -Tom of Finland, aus Sex Press, La Martiniere, 2012

Die von Tom of Finland dargestellten Fantasiesituationen projizieren eine Welt des Genusses und des Stolzes, die damals wie heute Vorstellungen von nicht-normativen oder nicht-konformen Identitäten, die mit Schuld oder Scham behaftet sind, entgegensteht. Die Ausstellung stellt das Werk des Künstlers in einem größeren Zusammenhang und stellt eine direkte Verbindung zur Geschichte der internationalen LGBTQ*- Bewegung und Kultur her.

Foto: Petri Virtanen / kiasma

Wichtige Dynamik

Durch das Aufbrechen fester Vorstellungen von Dominanz und Konformität signalisiert die Verspieltheit der Geschichten und ihrer Protagonisten die anhaltende Relevanz von Tom of Finland und spiegelt wichtige Dynamiken wider, die heute im Zusammenhang mit fluiden Identitäten aktiv sind. Die Ausstellung wird ergänzt durch Dreamy, einer Auswahl von queerer Kunst aus der Sammlung des Museums, der die Kontinuitäten zwischen vergangenen und gegenwärtigen Praktiken im Umgang mit LGBTIQ*-Identitäten unterstreicht, die jüngsten Praktiken historisiert und die Pionierarbeit von Tom of Finland verdeutlicht.

Foto: Tom of Finland Foundation

Die Ausstellung wurde von der Museumsdirektorin Leevi Haapala und dem Chefkurator für Ausstellungen João Laia kuratiert und umfasst einen illustrierten Katalog mit neu in Auftrag gegebenen Texten und bereits vorhandenen Schriften, die erstmals ins Englische übersetzt wurden, sowie Auszüge aus einem der letzten Interviews, die Tom of Finland gab.

Tom of Finland: Bold Journey, kiasma Finnish National Gallery, Helsinki, bis 29. Oktober, www.kiasma.fi

Foto; Pirje Mykkanen / kisama

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