FIRE ISLAND: Sommerfrische

Während man im Sommers in New York ordentlich ins Schwitzen kommt, liegt die Abkühlung ganz nah: Auf Long Island, gut sechzig Minuten vom Flughafen JFK entfernt, sorgt das schwule Urlaubsparadies Fire Island für Abwechslung.

Foto: Dirk Baumgartl

Sie heißen Cherry Grove und The Pines, jene Orte, die für jeden schwulen New Yorker sofort nach Urlaub klingen. Beide liegen dicht nebeneinander auf der knapp fünfzig Kilometer langen und nur maximal einen Kilometer breiten Sandinsel Fire Island, die man von Manhattan aus per Zug und Fähre über das Städtchen Sayville in knapp zwei Stunden erreicht. Abseits der Großstadt hatten schwule Urlauber das einstige Walfänger-Nest Cherry Grove schon im 19. Jahrhundert entdeckt. Hier scherte sich niemand um Konventionen, und Freigeister wie der schwule Dichter Walt Whitman kamen als Gast. Seine Blüte erlebte Fire Island in den 1970er- und 1980er-Jahren, in denen hier alles erlaubt war und sexuelle Freizügigkeit das Leben dieses schwulen Urlaubsparadieses bestimmte. Die Aids-Krise der 1980er-Jahre sorgte auch auf Fire Island für eine tiefe Zäsur. Es waren vor allem Lesben, die nun in Cherry Grove viele Häuser aufkauften, um das Eldorado von Freiheit und Freizügigkeit zu bewahren.

Foto: Dirk Baumgartl

Palast für schwule Männer

„Cherry Grove ist eine echte Community, hier kennt man sich, lebt zum Teil seit Jahrzehnten mit denselben Nachbarn und vermietet sein Haus kaum an Fremde.“ Julian Dorcelien kam 1990 der Liebe wegen nach Fire Island und ist inzwischen Hausherr des schwulen Gästehauses Belvedere, einem aus Holz erbauten Palast mit Türmchen und Erkern, deren strahlendes Weiß jeden Besucher Fire Islands schon von Weitem begrüßt. Die Geschichte des 1957 erbauten Hauses ist ebenso schillernd wie die seiner Vorbesitzer. „Der erfolgreiche Set-Designer John Eberhardt hat das Haus von Anfang an als schwules Gästehaus geplant“, so Julian. „Die Lage am Wasser erinnerte John an Venedig, und so wurde das ganze Gebäude im Stil eines venezianischen Palazzo entworfen.“ Wäre das Wort „Tuntenbarock“ nicht schon weitläufig bekannt, müsste man es wohl für das Belvedere erfinden: schwere Vorhänge, üppige Wandgemälde und Statuen nackter Männer, wohin das Auge blickt. Kitsch wird hier zur Kunst erhoben und macht einen Aufenthalt zum absoluten Kulterlebnis.

Foto: Dirk Baumgartl

Frühstück - Strand - Tea Dance

Viele Optionen zur Übernachtung hat der europäische Tourist ohnehin nicht. Fire Island – vor allem The Pines – ist bekannt für seine luxuriösen Ferienhäuser, die man als Freundesgruppe von zehn Personen oder mehr über mehrere Wochen mietet. Wer nicht das Glück hat, Freunde mit einem „Share“ an einem solchen Haus zu haben, ist auf die wenigen Gästehäuser wie das Belvedere angewiesen oder besucht Fire Island ab New York als (zugegeben etwas anstrengende) Tagestour. Vor allem an den Wochenenden zwischen Juli und September ist Fire Island voll bis auf den letzten Platz. Der typische Tagesablauf besteht dabei aus gemeinsamem Frühstück, Pool, Strand, Tea Dance, Nickerchen, Abendessen und einem Bar-Besuch. Während der bekannteste Tea Dance am Nachmittag bis Sonnenuntergang am Hafen von The Pines stattfindet, trifft man sich zu späterer Stunde in Cherry Grove zu Dragshows, Bingo oder Klubnacht im Ice Palace, einem geräumigen Klub direkt am Hafen. Den Weg zwischen den beiden Örtchen legt man entweder zu Fuß durch ein Pinienwäldchen entlang des Strandes oder per Wassertaxi zurück, denn Autos sind auf Fire Island nicht erlaubt. Zumindest als Kurzurlauber braucht man sich um Verpflegung keine Gedanken zu machen: Eine kleine Auswahl an Restaurants sorgt für die nötige Abwechslung. 

INFO

www.discoverlongisland.com

ÜBERNACHTEN

www.belvederefireisland.com

Foto: Dirk Baumgartl

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