FRANZÖSISCH-POLYNESIEN: Blaue Lagune

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Sie gehören zu den Traumzielen dieser Welt – und das hat seinen Grund: Die Inseln von Französisch-Polynesien, darunter Tahiti, Moorea und Bora Bora, vereinen alles auf sich, was man von der Südsee erwartet. Einsame Strände, bunte Korallenriffe, atemberaubende Landschaften und eine faszinierende Kultur. Ein Paradies, das auch LGBTIQ*-Urlauber jederzeit offensteht.

Foto: O. Alp

Einssein mit der Natur. Für Teuai Lenoir ist es selbstverständlich, den Kontakt zu Mutter Erde nicht zu verlieren. Barfuß steht der Tour Guide, der mit seinem Unternehmen Iaorana Tahiti Expeditions Ausflüge ins Hinterland von Tahiti anbietet, im Matsch und erklärt seine Welt. Er erzählt von den Mythen über die Erschaffung Polynesiens, von mächtigen Göttern, traditioneller Ahnenverehrung und dem Respekt vor der Umwelt. Auf dem Weg von der auf Tahiti befindlichen Hauptstadt Papeete durch das Papenoo Valley, das größte Tal der Insel, macht der fitte Mittfünfziger mit seinem allradgetriebenen Pick-up immer wieder Halt, um auf Pflanzen, Früchte oder Tiere aufmerksam zu machen. Da ist zum Beispiel die gelbe, an eine Kaktusfeige erinnernde Nono-Frucht, die wie ein überreifer Roquefortkäse schmeckt und unter dem Handelsnamen Noni als Superfood gerade im Trend liegt. Oder die Rinde des wilden Hibiskus, aus der man neben extrem festen Seilen auch Schuhe flechten kann, wie Teuai beweist. Ziemlich genau im Zentrum der Insel, einem alten Dorf mit Kultstätte namens Fare Hape, überzeugt Teuai nun mit seiner Kochkunst. Für die Teilnehmenden seiner Tour steht Tahitis Nationalgericht Poisson cru auf dem Menü, was nichts anderes heißt als „roher Fisch“. In diesem Fall wird roher Thunfisch, den man in den hiesigen Gewässern traditionell und nachhaltig mit Leine fängt, mit Limettensaft und frischem Gemüse wie Zwiebeln, Karotten, Tomaten und Gurken vermischt. Den besonderen Kick gibt Kokosmilch, die Teuai aus frisch geraspeltem Kokosnussfleisch presst.

Willkommenskultur

Vom Essen zur Natur: Auf der in Sichtweite zu Tahiti liegenden Insel Moorea gibt das 2021 eröffnete Ökologiemuseum Te Fare Natura einen spannenden Einblick in die geologische Geschichte von Französisch-Polynesien samt dessen biologischer Vielfalt. Das Museum ist auch Arbeitsplatz von Lahiki. Die 26-Jährige wurde als Junge auf Moorea geboren, wuchs mit drei Brüdern und einer Schwester in einem im Tal der Insel gelegenen Dorf auf. Ihre Kindheit war alles andere als einfach, der Vater starb früh, die Mutter kam mit der Transsexualität von Lahiki weniger gut zurecht. Das Studium der Betriebswirtschaftslehre musste sie unterbrechen, arbeitete an der örtlichen Landwirtschaftsschule als Direktionssekretärin und später als Buchhalterin im ultraluxuriösen The Brando Resort, das auf einer Privatinsel etwa zwanzig Flugminuten nördlich von Tahiti liegt.

Foto: O. Alp

Im Te Fare Natura ist sie für den Empfang, die kleine Boutique und die Buchhaltung zuständig. Ihre Leidenschaft gilt der Unterstützung junger Menschen, die von den kleinen Inseln Französisch-Polynesiens und von ihren Eltern getrennt nach Tahiti und Moorea kommen, um dort auf die Schule zu gehen. „Der Verein, in dem ich mich heute ehrenamtlich engagiere, hat auch mir damals geholfen, mein Leben in geordnete Bahnen zu bringen, nachdem ich meine Familie verlassen habe“, so Lahiki. „Ich bin glücklich, wenn ich helfen kann, denn das ist es, was die Kultur Polynesiens ausmacht: das Willkommenheißen, die Freude, das Teilen.“ Wie es der Zufall will, steht das Ökologiemuseum nur ein paar Meter von dem Land entfernt, auf dem ihr Vater einst lebte und Obst und Gemüse anbaute. Lahiki schätzt das einfache Leben auf Moorea, die Natur, die Ruhe. Und die Tatsache, dass sie als Mitglied der LGBTIQ*-Community akzeptiert und geschätzt wird.

Paradies für Wassersportler

Wer Wasser und das Meer liebt, ist in Französisch-Polynesiens genau richtig. Sei es das Segeln auf einem Katamaran, den man sich samt Skipper und Köchin mieten kann und beispielsweise in der Lagune um die Inseln Raiatea und Tahaa kreuzen kann oder sei es zum Tauchen und Schnorcheln auf einem einsamen Atoll wie Tikehau. Dort findet man nicht nur von Korallen gefärbte, pinke Sandstrände und Kolonien bedrohter Seevögel, sondern hat die Möglichkeit, mit riesigen Mantarochen zu tauchen oder zu schnorcheln, die in der perfekt geformten Lagune täglich eine Putzstation aufsuchen, um sich dort von anderen Fischen lästige Parasiten von der Haut entfernen zu lassen. Ob Schnorcheln im Korallengarten, Schwimmen mit Riffhaien oder auf Tuchfühlung mit großen Stachelrochen – wer all das innerhalb von nur wenigen Stunden erleben will, muss einen Tag in der Lagune von Bora Bora verbringen. Die wohl bekannteste der Gesellschaftsinseln liegt eine knappe Flugstunde von Tahiti entfernt und verkörpert wie kein anderes Eiland das Bild einer paradiesischen Südseeinsel.

Foto: O. Alp

Während sich im Zentrum der oft von Wolken umspielte Gipfel des gut 700 Meter hohen Mont Otemanu erhebt, umgibt die Insel ein runder Riffsaum, auf dem sich etliche kleine, von Palmen bewachsene Sandinseln, die Motus, erheben. Dazwischen schimmert das Wasser der Lagune in allen erdenklichen Blau- und Grüntönen. Die fast schon kitschige Szenerie haben sich etliche Luxusresorts wie etwa St. Regis oder das Intercontinental & Thalasso Spa zunutze gemacht und ihre Wasservillen mit dem perfekten Blick auf Bora Bora ausgerichtet. Und selbst hier, auf dieser kleinen Insel am anderen Ende der Welt, wird man mit deutscher LGBTIQ*-Geschichte konfrontiert, denn Bora Bora diente in den Jahren 1930/31 dem schwulen Filmregisseur Friedrich Wilhelm Murnau, der mit dem Stummfilm „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ internationale Kinogeschichte schrieb, als Kulisse für sein Südseemelodram „Tabu“. Doch von verbotener Liebe ist auf Bora Bora nichts zu spüren. Im Gegenteil. Die Insel gilt heute als eines der gefragtesten Flitterwochenziele der Welt – bei Hetero- wie Homosexuellen. 

INFO

www.tahititourisme.de

ANREISE

Air France bietet mehrmals in der Woche die effizienteste Flugverbindung in das knapp 16.000 Kilometer entfernte Inselparadies an. Ab vielen deutschen Städten, darunter Berlin, München, Hamburg, Frankfurt oder Stuttgart, fliegt die französische Airline über Paris mit einem Zwischenstopp in Los Angeles nach Papeete. Die Reisezeit ab Paris beträgt dabei etwa 23 Stunden. www.airfrance.de

HOTEL

Die Lagune der zu Französisch Polynesien gehörenden Insel Bora Bora bietet genau jene Traumkulisse, die man von der Südsee erwartet. Mit dem perfekten Blick auf den Mont Otemanu, der sich wie ein grüner Smaragd aus dem in allen Blautönen schimmernden Meer erhebt, empfängt das zur LGBT-freundlichen Marriott-Gruppe gehörende The St. Regis Bora Bora Resort seine Gäste, die zuvor vom hoteleigenen Speedboot vom Flughafen abgeholt wurden. Zu den Highlights des Luxusresorts gehört neben den großen Wasservillen mit Blick auf die Insel auch ein riesiges Lagoonarium – ein von der Lagune abgetrennter Bereich, in dem man beim Schnorcheln ungestört Hunderte verschiedener Arten von tropischen Rifffischen bewundern kann. www.marriott.com

Foto: Marriott.com

TIPPS

Die Lagune von Bora Bora ist ein Eldorado für alle, die kein Problem haben, die Meeresfauna hautnah zu erleben. Das kleine Familienunternehmen Bora Bora Cultural Lagoon Tour bietet während einer Tagestour mit einem traditionellen Auslegerboot die Gelegenheit, mit Stachelrochen, Riffhaien und jeder Menge bunter Fische zu schnorcheln. Auf einem wunderschönen Motu (Insel) bleibt Zeit für ein Mittagessen und einen Kultur-Workshop mit dem musikalisch versierten Guide Narii. www.boraboralagoontours.com

Auf Tahiti entführt Teuai Lenoir seine Gäste in die mythische Welt Polynesiens und erklärt die regionale Kultur, Geschichte und Religion. Seine Touren führen u. a. durch das Papenoo Valley ins Zentrum der gebirgigen Insel – inklusive Badestopp und Mittagessen. www.iaoranatahitiexpeditions.com

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